Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
weiter.«
    »Machen wir. Es ist noch früh, aber wir glauben, den Explosionsherd identifiziert zu haben.«
    »Ein Ofen? Ein Kamin?«, fragte Jessica.
    Der Kriminaltechniker schüttelte den Kopf. »Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen weder noch.«
    Jessica überlief es kalt. »Sie meinen, das Feuer wurde absichtlich gelegt?«
    »Wir sollten für alle Möglichkeiten offen sein«, gab der Kriminaltechniker zurück, bevor er davonging.
    Mit einem Mal kamen ihr die reißerischen, klischeebeladenen Geschichten der TV -Krimidramas gar nicht mehr so weit hergeholt vor.
    7 Als Annis Worte endlich zu Marina durchdrangen, breitete sich ein Gefühl der Taubheit in ihr aus, das stärker war als die Benommenheit von den Schmerzmitteln.
    »Was soll das heißen, man hat sie nicht gefunden?«
    »Genau das, was ich gesagt habe: Dass man sie nicht gefunden hat«, wiederholte Anni und rutschte dabei unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her, als säße ihr die Haut nicht richtig am Körper, als kneife oder zwicke sie an einigen Stellen. »Es wurde überall nach ihr gesucht, aber man hat keine Spur gefunden …«
    »Überall. Es wurde überall gesucht …«
    »Ja, überall. Im Cottage, draußen …« Anni fiel es immer schwerer stillzusitzen. »Man hat einige ihrer Sachen gefunden. Kleider, Spielzeug – was noch davon übrig war. Aber Josephina selbst nicht.«
    »Ich muss zurück … Ich muss dahin zurück …« Marina wollte sich aufrichten und die Füße auf den Boden setzen, doch schon bei dem bloßen Versuch sog sie vor Schmerz scharf die Luft ein und ächzte. Jede Bewegung tat weh. Sie fiel hart auf die Liege zurück.
    »Marina, du musst ruhig liegen bleiben.«
    »Ich muss … ich muss los … Meine Kleine, ich muss meine Kleine finden …«
    »Aber es wurde doch schon überall gesucht …«
    Wieder unternahm Marina einen verzweifelten Versuch aufzustehen. Vergeblich. »Dann … sucht eben noch mal.«
    »Wir –«
    »Ich komme mit. Ich muss dabei sein. Ihr braucht mich. Josie braucht mich.« Marina ignorierte die Schmerzen und schaffte es tatsächlich, sich aufzusetzen. »Sie muss irgendwo sein. Sie … Ich weiß nicht, vielleicht konnte sie ins Freie kriechen. Vielleicht ist sie –«
    »Es wurde jeder Stein umgedreht, Marina. Glaub mir.« Annis Stimme war ruhig, aber streng.
    Marina spürte einen Schmerz, der unendlich viel schlimmer war als all ihre körperlichen Schmerzen zusammen. Angst breitete sich wie flüssiges Blei in ihren Adern aus und vergiftete sie von innen. Zog sie unaufhaltsam in die Tiefe, bis ihre Verbindung zur realen Welt kurz vor dem Zerreißen war. »Vielleicht hat sie … vielleicht hat jemand sie gefunden. Jemand hat sie gesehen und mitgenommen und kümmert sich jetzt um sie …« Marina streckte die Hand aus, bekam Annis Ärmel zu fassen und zog heftig am Stoff. Ihre Stimme schnappte beinahe über.
    »Wir gehen jeder erdenklichen Spur nach.«
    Marina ließ die Hand sinken. Sie spürte Zorn in sich aufwallen. Wie oft hatte sie Phil genau dasselbe sagen hören? »Red nicht so mit mir, Anni. Heb dir das für die Zivilisten auf.«
    Anni zuckte bestürzt zurück.
    Marina richtete sich entschlossen auf. Der Raum drehte sich, doch sie achtete gar nicht darauf, sondern fixierte Anni mit festem Blick. Sah ihr direkt in die Augen, damit sie auch ja verstand, was sie zu sagen hatte. »Josephina, Josie … Sie muss da sein. Sie muss einfach. Irgendwo muss sie doch sein.«
    »Es wurde nach ihr gesucht. Überall.«
    »Dann muss eben noch mal gesucht werden!«
    Anni seufzte. »Das haben sie doch getan.«
    »Aber irgendjemand muss doch wissen … Wenn sie da war, wenn sie … wenn sie mit jemandem mitgegangen ist, jemand sie aufgenommen hat … wenn … Irgendjemand muss doch was gesehen haben, irgendjemand …« Erschöpft ließ Marina sich zurücksinken. »Oh Gott, oh Gott …« Die Schmerzen ließen langsam nach, der Raum hörte auf, sich zu drehen. »Ich weiß«, sagte sie, und ihre Stimme klang plötzlich schwach. »Ich weiß. Ich bin mir sicher, alle tun ihr Bestes …«
    »Mickey ist bei ihnen«, fuhr Anni fort. »Er ist hingefahren, um dem Team vor Ort zu helfen.«
    »Oh nein …« Ein neuer Gedanke schoss Marina durch den Kopf. »Was, wenn sie …« Ihre Stimme zitterte, dann brach sie. »Das Cottage – was, wenn sie …«
    »Mickey ist vor Ort«, wiederholte Anni leise und eindringlich. »Wenn sie dort ist, wird er sie finden. Egal, wo.«
    Marina nickte. Sie hörte gar nicht mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher