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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert
Autoren: Stephan Knoesel
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Tür stünde. Was von Matthias abhing.
    Aber jetzt?
    Wollte sie nur noch schlafen.
    Afrim fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, weil er untätig rumstand, während die Kollegen die Unfallstelle absuchten. Aber die Frau war noch nicht fertig mit ihm und er wollte sie nicht verärgern. Sie war höchstens eins sechzig groß, sie wirkte fast zierlich in ihrem Wintermantel. Trotzdem hatte sie den stämmigen Notarzt schon mindestens fünf Meter vom Wagen weggedrängt – ohne ihn auch nur anzufassen, allein durch ihr Auftreten. Es war wie ein letztes Aufbäumen, als der Arzt sagte: »Der Mann hat Schmerzen, Herrgott noch mal!«
    »Ach ja? Kein Wunder, wenn er hier wie Colt Seavers durch die Landschaft fliegt! So was funktioniert vielleicht im Fernsehen.«
    »Wie wer?«, fragte der Arzt irritiert.
    »Colt Seavers – der Stuntman? Aus der Fernsehserie? Schon mal was von Allgemeinbildung gehört?« Die Frau seufzte. »Ist er lebensgefährlich verletzt?«
    »Offensichtlich nicht, aber –«
    »Gut!« Die Frau drückte dem Arzt eine Schachtel Marlboros in die Hand. »Dann machen Sie jetzt mal Zigarettenpause und rauchen gleich eine für mich mit! Zehn Minuten, mehr brauche ich nicht. Keine Sorge – wenn er in der Zeit draufgeht, nehme ich das auf mich. Der Kerl hat immerhin fast eine Massenkarambolage auf der A 99 verursacht. Der darf ruhig ein bisschen Aua schreien.«
    Als der Notarzt wieder was entgegnen wollte, dachte Afrim nur: Bitte halt endlich die Klappe!
    Und tatsächlich machte der Mann nur noch eine wegwerfende Handbewegung, dann ging er kopfschüttelnd zu den beiden Sanitätern, die ihre Trage inzwischen auf dem Trampelpfad aufgeklappt hatten.
    Die Frau schaute ihm hinterher, dann deutete sie auf das Namensschild auf Afrims Jacke: »Ist dein Vorname so kompliziert wie dein Nachname? Ich brauche keinen Knoten in der Zunge.«
    Afrim räusperte sich. »Ich heiße Afrim.«
    »Gut, das kann ich mir gerade noch merken. Katrin Menschick. Woher kommst du, Afrim – Bosnien, Serbien?«
    Waren sie jetzt per Du? Oder nur sie mit ihm? »Hasenbergl«, sagte er. »Meine Eltern sind aus Mazedonien.«
    »Hasenbergl?«
    Afrim nickte.
    »Ein Mann mit Ortskenntnissen, sehr schön. Moslem?«
    »Ja.«
    »Hast du ein Problem damit, wenn neben dir jemand Schweinebraten isst?«
    »Wenn ich dabei nur zuschauen muss, nicht.«
    »Sehr gut. Ich sehe schon, Afrim, wir werden uns prima verstehen. Also ganz kurz, bevor ich mich dem nicht mehr ganz so gut aussehenden Herrn dort widme.« Sie deutete mit einem Nicken in Richtung BMW. »Ich weiß nicht, wie oft du um seinen Wagen herumgestiefelt bist, aber falls es da noch irgendwelche Spuren gab, sind die jetzt weg.«
    Afrim merkte, wie ihm trotz der Kälte heiß wurde. Er hoffte, dass die rundum aufgestellten Scheinwerfer nicht die Röte in seinem Gesicht verrieten.
    »Entspann dich«, sagte die Frau. »Wie alt bist du, zwanzig, einundzwanzig – der zweite Stern ist noch ganz frisch auf der Schulter, oder? Da passiert das schon mal. Außerdem haben wir den Mann ja schon. Fehlt nur noch das Geld. Und immerhin hast du’s hierhergeschafft. Im Gegensatz zu den werten Kollegen, die gemütlich an dem Autobahnparkplatz vorbeigetuckert sind. Ich meine, was haben die gemacht, Bayern 3 gehört statt Polizeifunk? Last Christmas mitgeträllert und ins Träumen geraten vor lauter Weihnachtsfreude? Echt!«
Sie schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie endlich fertig mit dem Verletzten?«, rief der Notarzt vom Trampelpfad herüber.
    »Hab ich gesagt , dass ich fertig bin?«, rief Katrin Menschick zurück. »Nein!« Sie fixierte wieder Afrim. »Wie sieht’s bei dir mit Trinken aus, apropos Moslem und so?«
    »Alkohol? Keinen Tropfen.«
    Die Frau lächelte. »Ach ja? Ich hab mir schon immer mal einen Partner ohne Alkoholproblem gewünscht.« Ohne weitere Worte ging sie an ihm vorbei zum Unfallwagen. Wieder wusste Afrim nicht, wohin. Also folgte er ihr einfach.
    Katrin Menschick beugte sich ein wenig nach vorne, als sie den Fahrer des Wagens ansprach: »Sie können natürlich einen Anwalt haben«, sagte sie. »Aber vielleicht wollen Sie ja auch erst mal mit mir sprechen. Es ist nämlich ganz einfach: Je eher Sie mir sagen, wo das Geld ist, desto weniger Ärger kriegen Sie. Weil dann auch wir weniger Ärger haben. Übermorgen ist Heiligabend, da wollen wir doch alle vorm Christbaum sitzen, oder? Ihrer steht dann zwar im Gefängnishof oder, wer weiß, noch in der Krankenhauslobby – aber wie auch immer. Sie
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