Jack vs Chris
doch müssen sie stark sein. Seine Augen wandern zur Dusche, was ich lediglich mit einem Nicken bestätige. Seine Ausdünstungen sind nicht gerade lieblich und ich denke, es wird Chris gut tun. Der nackte Körper lehnt an mir, während ich versuche die richtige Temperatur zu finden. Leben scheint in ihn zu geraten, als das warme Wasser seinen Körper umschließt. Seine Beine sind wackelig, daher bleibt er weiter gegen mich gelehnt und hofft auf mein Bleiben. Innerlich kämpfen die Gefühle mit mir, wollen ihn leiden sehen und doch gut behütet wissen. So habe ich mir das nicht gedacht. Alles sollte anders sein, die Zeit hätte ihn schon in ihre Gefilde entführt. Doch Chris ist noch da, lehnt weiter an meiner Brust und wäscht sich mit zitternden Händen.
Mit einer klaren Brühe im Magen liegt er kaum eine Stunde später im Bett, es kehrt Ruhe ein. Müde sieht er aus, so zerbrechlich. Nie war eines meiner Opfer so kraftlos, zumindest nicht vor meiner Arbeit. Er bemerkt nicht einmal mehr, wie ich eines seiner Handgelenke mit einer Handschelle am Bettgestell befestige.
Dachte ich bis hierher, Caracasa sei eines Engels gleich, scheint Chris sie übertrumpfen zu wollen. Ein magisches Licht scheint ihn zu umgeben. Ich schüttle den Kopf frei, diese Gedanken müssen verschwinden und ich mit ihnen aus diesem Zimmer. Es ist nicht gut für mich ihn weiter zu beobachten, er löst merkwürdige Gefühle in mir aus, lässt mich Schwäche zeigen, die ich nicht haben darf. Sobald er wieder auf eigenen Beinen stehen kann, werde ich ihm eine Chance geben zu fliehen, und wird er sie nicht nutzen, so soll es sein Tod sein. Auf meinen Lippen liegt ein Lächeln, denn ich weiß jetzt schon, dass er sie nicht nutzen wird.
Chris
Die Augen geschlossen liege ich … ich liege, seit eineinhalb Tagen das erste Mal. Ein Gefühl, wie auf Wolken zu wandeln. Der reinste Wahnsinn. Dieser verfluchte Mistkerl, er hat mich hängen lassen. Ich weiß, mein Tod stand schon festgeschrieben, ab dem Moment an, wo ich mich auf einen Mörder eingelassen habe. Doch diese braunen Augen, sie ziehen einen in eine andere Welt. Wut wallt in mir hoch, doch nicht auf ihn, nur auf mich selbst. Naiv und mit einem Vertrauen, das niemande m zuteilwerden sollte, bin ich ihm entgegengetreten. Seine Schritte werden immer leiser hinter der verschlossenen Tür, und das Einzige, was von ihm hier bleibt, ist sein Lächeln. Ein mörderisches Lächeln und ich weiß, was mir bevorsteht, doch wieso hat er es nicht schon getan? Wieso lebe ich noch? Die Suppe lässt weitere Gedankengänge nicht zu, schwimmt sie doch immer noch in meinem krampfenden Magen und sorgt für Aufruhr.
Mein Schlaf ist von wilden, blutigen Träumen gespickt, die mich immer wieder aufschrecken lassen. Die Handschelle am linken Handgelenk hat sich schon ins Fleisch geschnitten. Schmerz durchflutet meinen Körper, doch es liegt ein Lächeln auf meinen Lippen. Es waren erholsame Träume … seit wann bin ich so? Nie habe ich Horror gemocht und nun habe ich den Alptraum meines Lebens erlebt und lächle? Was stimmt nicht mit mir? In meinen Kopf bilden sich Szenen, die ich zu verdrängen versuche, sonst werde ich noch verrückt.
Über Tage geht es nun schon so, ich kann nichts dagegen tun. Ab und an, wenn Jack zu mir kommt, verschwinden die Bilder, doch nur für kurze Zeit. Er ersetzt die Bilder durch sein Gesicht als Opfer in meinem Kopf. Wäre es überheblich nur daran zu denken, dass er sich von mir …, ich möchte es nicht einmal in Gedanken aussprechen, nie und nimmer … Und doch reizt es mich. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin, in seinem Heim. Mittlerweile ist mir bewusst, dass es eine Halle ist. Die Geräuschkulisse, wenn er mich fesselt und dann verschwindet, verrät alles. Der röhrende Motor des Autos, der Widerhall, alles weist darauf hin. Da liege ich dann alleine und darf mir ausmalen, was er tut. Letzte Nacht kam er mit Blutspritzern im Gesicht wieder, seine Augen zeugten von Freude, seine Lippen waren von einem Lächeln geziert. Nein, es hat mich nicht angeekelt, im Gegenteil. Er sah besser aus als vorher, selbst die Blutspritzer schienen perfekt zu der leicht gebräunten Haut zu passen. Alles wirkte so harmonisch. Dennoch weiß ich, was mir bevorsteht, merke es jedes Mal, wenn er mich ansieht. Sein Gesicht ist von einer nachdenklich verzogenen Denkfalte geprägt, er scheint mich abzuschätzen. Auf was er wohl wartet? Ich will nicht sterben, habe Angst
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