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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn
Autoren: Lee Child
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würde sie begraben. Er würde sie verschlingen und ersticken.
    Ich hörte das leise Geräusch von Finlays Schritten auf der Feuerleiter. Ich kroch zurück aus dem Büro und traf ihn draußen auf der Metallplattform.
    »Sie sind am Wagen«, flüsterte er mir zu. »Was machen wir jetzt?«
    »Die Waffen raus und in Anschlag«, flüsterte ich. »Roscoe und Charlie sehen okay aus.«
    Er blickte dorthin, wo das helle Licht und die schwachen Geräusche waren.
    »Was machen die alle hier drin?« fragte er mich flüsternd.
    »Sehen Sie doch selbst«, sagte ich leise. »Aber halten Sie die Luft an.«
    Wir krochen zusammen ins Büro. Über den Boden zu den Fenstern. Ließen langsam unsere Köpfe auftauchen. Finlay blickte auf die bizarre Szene dort unten. Er starrte eine ganze Weile hinunter. Seine Augen glitten über den ganzen Platz. Landeten schließlich bei mir. Er hielt den Atem an.
    »Herrgott«, flüsterte er.
    Ich wies ihn nickend aus dem Büro. Wir krochen zur Plattform der Feuertreppe zurück.
    »Herrgott«, flüsterte er noch einmal. »Können Sie das fassen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein«, flüsterte ich zurück. »Kann ich nicht.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Ich hielt meine Hand hoch, damit Finlay auf der Plattform wartete. Kroch wieder hinein und spähte durchs Fenster. Ich überblickte die gesamte Halle. Sah mir an, wo Teale saß, sah auf die Innentür des Büros, überprüfte Kliners Schußfeld, schätzte ab, wo Roscoe und Charlie möglicherweise landen würden. Ich berechnete Winkel und Distanzen. Und kam zu der einzig möglichen Schlußfolgerung. Es war ein höllisches Problem.
    Der alte Kliner saß uns am nächsten. Roscoe und Charlie schufteten zwischen ihm und Teale. Teale war der Gefährlichere, weil er sich am hinteren Ende des Lagerhauses befand. Wenn ich mich am oberen Absatz der Innentreppe zeigen würde, würden alle vier zu mir hochblicken. Kliner würde seine Waffe heben. Teale würde ebenfalls seine Waffe heben. Dann würden beide auf mich schießen.
    Kliner hatte eine freie Schußlinie, in einem Aufwärtswinkel von sechzig Grad, wie ein Entenjäger. Aber Roscoe und Charlie da unten standen zwischen Teale und mir. Teale würde in einem ziemlich flachen Winkel schießen. Er befand sich schon in drei Meter Höhe auf dem Hügel. Er würde aus einer Entfernung von dreißig Metern auf eine Erhöhung von zehn Metern blicken. Das ist ein flacher Winkel. Vielleicht fünfzehn bis zwanzig Grad. Seine große Ithaca hatte einen wesentlich breiteren Streuwinkel als fünfzehn bis zwanzig Grad. Sein Schuß würde die Frauen mit seiner mörderischen Streuung erwischen. Sein Schuß mußte sie töten. Wenn Teale zu mir hochsah und feuerte, würden Roscoe und Charlie sterben.
    Ich kroch aus dem Büro zurück zu Finlay auf die Feuertreppe. Bückte mich und nahm die Plastikflasche mit Benzin. Übergab sie ihm zusammen mit den Streichhölzern. Rückte nahe an ihn heran und sagte ihm, was zu tun war. Wir flüsterten miteinander, und er machte sich langsam an den Abstieg die lange Metalltreppe hinunter. Ich kroch zurück zum Büro und legte die Desert Eagle behutsam an der Innentür auf den Boden. Mit umgelegtem Sicherungshebel. Kroch wieder zum Fenster. Hob wieder meinen Kopf und wartete.
    Drei Minuten vergingen. Ich starrte auf das Rolltor am hinteren Ende. Starrte und wartete. Beobachtete den Spalt zwischen der Tür und dem Beton, dort am hinteren Ende der riesigen Halle, mir diagonal gegenüber. Ich starrte und wartete. Vier Minuten waren vergangen. Die winzigen Gestalten unter mir mühten sich weiter ab. Roscoe und Charlie stopften unter Teales aufmerksamem Blick die Kartons voll. Kliner kletterte über den Berg, um neue Dollarströme loszutreten. Fünf Minuten waren vergangen. Kliner hatte seine Schrotflinte weggelegt. Er war zehn Meter davon entfernt, wühlte im Geldhaufen und löste eine kleine Lawine aus, die vor Roscoes Füße rollte. Sechs Minuten waren vergangen. Sieben.
    Dann sah ich das Benzinrinnsal unter dem Rolltor. Es floß in einer halbkreisförmigen Lache herein. Weiter und weiter. Erreichte den Fuß der riesigen Dollardüne, drei Meter unter dem niedrigeren Hügel, wo Teale sich breitgemacht hatte. Die Lache dehnte sich weiter aus. Ein dunkler Fleck auf dem Beton. Kliner machte sich immer noch am Geldberg zu schaffen, dreizehn Meter von Teale entfernt. Und immer noch zehn Meter von seiner Waffe entfernt.
    Ich kroch zurück zur Innentür. Drückte den Griff herunter. Die Tür ging einen
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