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Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Titel: Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
Autoren: Óskar Hrafn Thorvaldsson
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Heute ist er ein regelrechter Gesundheitsapostel.Läuft wie 'ne Ziege jeden Berg rauf, den er sieht.«
    »Denkst du da an irgendeine besondere Schlagzeile für das Interview?«
    »Ja, es wär schön, so etwas wie ›Wollte auf jeden Fall diesen verfluchten Krebs besiegen‹ oder etwas in der Richtung zu haben.«
    »Dann ruf ich ihn jetzt an.«
    »Gut, Drífa, und lass ihn nicht mit irgendwelchen Widerreden kommen. Es ist seine Pflicht, jetzt seine Geschichte zu erzählen. Sag ihm das!«
    »Das werde ich, mein Lieber.« Drífa erhebt sich, geht in aller Ruhe zu ihrem Schreibtisch und schlägt die Telefonnummer nach. Dann nimmt sie den Hörer ab und wählt.
    »Spreche ich mit Gunnar Finnbjörnsson von der Polizei?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Guten Tag! Ich heiße Drífa und bin Journalistin beim Dagblaðið. Ich rufe an, weil am Sonnabend die Aktion Schnauzer-März zu Ende geht, die die Männer besser über Krebs informieren soll. Dein alter Schulfreund Hörður hat mir erzählt, du hast den Hodenkrebs besiegt. Du wärst also ein guter Kandidat für ein Interview an diesem Tag.«
    »Na, ich weiß nicht so recht. Ich bin nicht so sehr für solche Interviews«, antwortet Gunnar.
    »Ach komm, fass dir ein Herz. Dieser Tag soll das Bewusstsein der Leute zum Thema Krebs erweitern, und es ist wichtig, dass eine bekannte Persönlichkeit hervortritt und von ihrer Erfahrung berichtet, damit die Männer aufhören, sich zu schämen oder dieses Problem zu verdrängen.«
    »Okay, ich könnte vielleicht ein kleines Interview geben. Kann ja nicht schaden. Kurz und bündig, einverstanden?«
    »Einverstanden. Nur ganz kurz. Können wir uns morgen Vormittag treffen?«
    »Ja, komm um neun runter zur Wache.«
    »Gut, dann sehen wir uns.«
    »Das tun wir.«
    »Der Bursche ist bereit zu einem Interview«, sagt Drífa zu Hörður, der sie nicht aus den Augen lässt.
    »Ich wusste es. Der gute alte Gunnsi ist und bleibt ein Wichtigtuer«, triumphiert Hörður und lacht laut auf.
     
    Reykjavík, Sonnabend, 27. März 2010
     
    Inga Dóra Ragnarsdóttir, die Ehefrau von Kriminalinspektor Gunnar Finnbjörnsson, sitzt am Küchentisch in ihrem Reihenhaus in der Álftamýri und trinkt Kaffee aus einem Becher mit der Aufschrift:
Beste
Mama der Welt
. Sie blickt auf die Titelseite des heutigen
Dagblaðið
und traut ihren Augen nicht.
    »Guuuunnnnnaaaaaar!«, ruft sie.
    Er kommt im Laufschritt in die Küche.
    »Was, mein Schatz?«
    »Kannst du mir erklären, was das hier ist?«
    Er sieht auf die Schlagzeile:
Dem Krebs zu unterliegen kam nie in Frage.
    »Hörður, dieser verfluchte Idiot! Ich hätte wissen müssen, dass er es so drehen würde.« Gunnar schnaubt heftig und mit hochrotem Gesicht.
    »Du hast ihm vertraut?«, fragt Inga Dóra ungehalten. »Er war schon in der Schule ein Armleuchter und ist es heute noch.«
    »Ich habe zehn Minuten mit irgendeiner Journalistin gesprochen und dachte, ich wäre einer von vielleicht zwanzig, die wegen dieser Krebs-Aktion interviewt werden. Ich hätte es wissen müssen. Ich ruf ihn sofort an.«
    »Das ist sinnlos. Du amüsierst den Satansbraten damit doch bloß«, erwidert Inga Dóra.
    »Ja, du hast wahrscheinlich recht, so wie sonst auch.«
    »Am besten schau ich mal«, sagt sie, »was für Lebensweisheiten du für dieses ehrwürdige Organ vom Stapel gelassen hast«, und blättert nach dem Interview mit Gunnar.
    »Schönes Foto übrigens. Ziemlich stattlich so in Uniform«, fügt sie lächelnd hinzu und verdreht die Augen nach ihrem Ehemann.
    Sie findet es schier unglaublich, wie gut ihm das Alter steht, und sie hat das Gefühl, sich mit jedem Jahr mehr in ihn zu verlieben. Gunnar ist ziemlich genau einen Meter achtzig groß und rank und schlank. Sein Haar ist mit den Jahren schütter geworden, und jetzt ist nur noch ein dünner Kranz übrig, der langsam grau wird. Aber die grauen Haare machen ihn in Inga Dóras Augen nur noch ehrwürdiger und begehrenswerter. Das wettergegerbte Gesicht verleiht ihm eine frische Ausstrahlung, die tiefblauen Augen blicken schelmisch. Seine Nase sitzt ein kleines bisschen schief durch einen Bruch nach einem Besäufnis während der Schulzeit.
    Am schönsten findet sie es allerdings, wenn er lächelt. Sein ganzes Gesicht wird dann vom Lächeln ergriffen, das Licht selbst in den finstersten Wintertag hineinträgt.
    Nach der Krebsdiagnose hat er seinen Lebensstil geändert, und Inga Dóra ist stolz auf ihn. Er begann mit Laufen und Bergsteigen, was ihn zu dem energiegeladenen und
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