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Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Titel: Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
Autoren: Óskar Hrafn Thorvaldsson
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reicht ihm eine kleine, handliche Box. »Das darf auf gar keinen Fall schiefgehen. Ich will die Dose mit dem Finger haben – sonst bekommst du nichts. Wir hören uns in zwei Wochen wieder, Sonntagnacht, wenn das erledigt ist.«
    »Was willst du mit seinem Daumen?«, fragt Arvydas verwundert.
    »Das spielt keine Rolle. Ich brauche ihn einfach. Er spielt eine Schlüsselrolle.« Jósteinn wedelt energisch mit dem rechten Daumen. Er gibt Arvydas einen handgeschriebenen Zettel mit dem Namen und der Adresse des Mannes, steigt ins Auto und fährt davon.
    Arvydas spürt das Adrenalin durch seine Adern strömen und boxt und tritt den ganzen Weg nach Hause in die Luft. Das ist das, was er die ganze Zeit wollte. Geld, um mit dem Leben weiterzumachen. Er wusste, Island würde eine Goldgrube sein.
    Es ist nicht weit zu seiner Wohnung im Häuserblock im Engihjalli zu gehen. Arvydas hat sie im letzten Jahr gemietet. Nicht die gemütlichste, aber gut genug für einen alleinstehenden Litauer, der nichts anderes als ein Dach über dem Kopf braucht. Ein Schlafzimmer und ein offener Raum, wo die Ikea-Kücheneinrichtung an der einen Wand und das Wohnzimmer ineinander übergehen. Im Wohnzimmer stehen ein braunes zerschlissenes Ledersofa, ein 20-Zoll-Dantax-Fernsehermit eingebautem DVD-Player und auf dem Wohnzimmertisch ein kleiner Computer. Arvydas setzt sich an den Computer und googelt den Namen des Mannes. Er findet unzählige Seiten auf Isländisch und einige auf Englisch, darunter einen Artikel in einer britischen Zeitung: »Reynir Sveinn Reynisson, The Icelandic Millionaire.«
    Arvydas erhebt sich, reckt und streckt sich und setzt sich draußen auf den Balkon. Die Aussicht ist nicht gerade berauschend, er blickt direkt auf den nächsten Betonklotz. Ihm ist das scheißegal. Er zündet sich eine Zigarette an und beginnt, das bevorstehende Projekt zu planen. Er hat zwei Wochen Zeit.
    Der Balkon bietet wenig Deckung, und der Regen prasselt dem gewaltigen Litauer ins Gesicht, ohne dass er Notiz davon nimmt. Seine Hände spielen mit dem Feuerzeug. Welche Methode soll er anwenden, um den Milliardär Reynir Sveinn Reynisson umzulegen? Diese Frage verfolgt ihn bis ins Bett, wo er sich dreht und wälzt, bis er schließlich aufgibt und ein Taxi hinaus nach Seltjarnarnes nimmt. Das Taxi hält an der Ecke Ægisíða/Kaplaskjólsvegur. Arvydas möchte das letzte Stückchen zu Reynirs prunkvollem Haus zu Fuß gehen. Niemand scheint zu Hause zu sein, er hat also genügend Zeit.
    Als er in die Einfahrt schlendert, steht sein Plan fest. Messer und Drahtschneider. Das wird nichtschwierig. Zehn Minuten allerhöchstens. Organisieren war noch nie seine starke Seite. In Litauen war er es gewohnt, den Anweisungen anderer zu folgen. Er ist mit den Fäusten geschickter als mit dem Kopf, das weiß er selbst am besten. Allerdings sieht er schnell, dass sich die Außentür nicht als Zutrittsweg eignet, da drei Kameras die Vorderseite des Hauses überwachen. In allen Fenstern sind Aufkleber von Securitas. Die verdammte Paranoia der Leute. Seine Hoffnung ist die Nordseite des Hauses. Wenn das Kellerfenster offen wäre, wie jetzt, sonst müsste er von der Gartenseite kommen. Nicht ganz so leicht, aber auch nicht unmöglich für ihn. Seine massive Gestalt, gut zwei Meter hoch, erlaubt nicht viele Alternativen.
    Verdammt, schon so spät, denkt er, als er auf die Uhr sieht. Es ist vier. Es wird bereits hell. Arvydas beschließt, zu Fuß nach Kópavogur zurückzugehen. Morgen ist Sonntag und frei. Heute Nacht schläft er sowieso nicht viel.
    Zwei Stunden später liegt er schlaflos im Bett und überlegt, ob er Jósteinn wirklich vertrauen kann. Ob er ein zu großes Risiko eingeht, ohne auch nur irgendeine Sicherheit in den Händen zu haben. Er weiß, was es bedeutet, wenn er mich reinlegt, denkt Arvydas bei sich. Er hat gesehen, zu was ich fähig bin.

4
     
     
    Genf, Mittwoch, 12. November 2008
     
    »Guten Tag, Gentlemen«, begrüßt Jacques Trossett, Direktor der Banque de Genève, die beiden Herren, die ihm in seinem Büro in der sechsten Etage an der Rue du Rhône gegenübersitzen.
    Trossett, ein Mann in den Sechzigern, ist seit dreißig Jahren Direktor der Banque de Genève und übernahm diese Aufgabe einst von seinem Vater. Die Bank ist auf Sonderservices für reiche Kunden spezialisiert, und das schon seit Generationen. Die beiden Herren sind nach Genf gekommen, um ein gemeinsames Schließfach anzumieten. Die Bank hat die beiden Männer in den vergangenen
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