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Irrwege

Titel: Irrwege
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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den Händen. »Wie ich das meine zum Untergang verurteilt habe.«
    Xar winkte herrisch. Sang-drax schien nur auf
das Zeichen gewartet zu haben, er kam sofort herbeigeeilt.
    Der Fürst sah sich vor eine schwierige
Entscheidung gestellt. Er wollte, daß Samah litt; er wollte Samah aber auch tot
sehen. Seine Finger zuckten. In Gedanken zeichnete er bereits die Runen, die
den schrecklichen Prozeß der Wiedererweckung in Gang setzten.
    Sang-drax betrat die Zelle des Sartan. Samah
blickte nicht auf, doch Xar bemerkte, wie sein Körper sich unwillkürlich
versteifte, in Erwartung des Kommenden.
    Was kam? Was hatte die Drachenschlange
mit dem Sartan vor, fragte sich Xar. Die Neugier überwog für den Augenblick das
Verlangen des Fürsten, sich an Samah als Nekromant zu versuchen.
    »Beginne«, forderte er Sang-drax auf.
    Der falsche Patryn rührte sich nicht. Weder hob
er die Hand gegen den Sartan, noch beschwor er Feuer oder zauberte blanken
Stahl herbei. Doch plötzlich ruckte Samahs Kopf in die Höhe. Aus entsetzt
aufgerissenen Augen starrte er auf etwas, das nur er sehen konnte. Er hob
abwehrend die Hände, aber seine Magie half ihm nicht, unwirksam gemacht vom
Meerwasser Chelestras.
    Vielleicht hätte sie ohnehin nicht gewirkt, denn
Samah kämpfte gegen einen Feind aus seinem eigenen Kopf, einen Feind irgendwo
aus den Tiefen seines eigenen Bewußtseins, ans Tageslicht gezerrt und zum Leben
erweckt von den mysteriösen Fähigkeiten der Drachenschlange.
    Samah sprang schreiend auf und warf sich gegen
die Mauer, seine Finger kratzten über die Steine, als könnte er sich so einen
Fluchtweg graben.
    Es gab keinen Fluchtweg, kein Entkommen. Er taumelte
wie unter einem furchtbaren Schlag und schrie wieder auf, diesmal vor
Schmerzen. Vielleicht zerfetzten scharfe Krallen seine Haut. Vielleicht
schnappten zähnestarrende Kiefer nach seiner Kehle, oder ein Pfeil hatte seine
Brust getroffen. Er stürzte zu Boden, wo er sich in Qualen wand. Dann überlief
ihn ein Schauer, und er lag still.
    Xar schaute mit gerunzelter Stirn auf ihn hinab.
»Ist er tot?« Der Fürst war enttäuscht. Auch wenn er jetzt Gelegenheit hatte,
sich zu vergewissern, ob er die Kunst der Nekromantie wahrhaftig beherrschte,
war der Tod zu schnell gewesen, zu leicht.
    »Wartet!« mahnte Sang-drax. Er sprach ein Wort
auf Sartan.
    Samah richtete sich auf, seine Hand fuhr zu
einer Wunde, die nicht zu sehen war. Voller Entsetzen schaute er sich um,
Erinnerung dämmerte in seinen Augen. Mit einem dumpfen Stöhnen floh er in den
hinteren Winkel der Zelle. Was immer ihn bedrängte, es schlug von neuem zu. Und
von neuem.
    Xar lauschte den gräßlichen Schreien seines
Erzfeindes und nickte befriedigt.
    »Wie lange kann das so weitergehen?« fragte er
Sang-drax, der als lächelnder Zuschauer mit verschränkten Armen an der Wand
lehnte.
    »Bis er stirbt – wirklich stirbt. Angst,
Erschöpfung, Entsetzen werden ihn schließlich töten. Doch er wird sterben ohne
eine Wunde an seinem Körper. Wie lange es dauert? Das hängt ganz von Euren
Wünschen ab, Fürst Xar.«
    Xar überlegte. »Ich werde jetzt gehen und den
anderen Sartan verhören. Er ist bestimmt mitteilsamer, wenn ihm die Schreie
seines Kumpans in den Ohren klingen. Wenn ich zurückkehre, will ich Samah noch
einmal nach dem Siebenten Tor fragen. Dann kannst du ein Ende machen.«
    Der falsche Patryn nickte. Nachdem er sich noch
einen weiteren Moment an dem Anblick Samahs ergötzt hatte, der sich mit
schwindenden Kräften gegen seinen unsichtbaren Feind zur Wehr setzte, wandte
Xar sich bedauernd ab und schritt den Gang hinunter zu der Stelle, wo Marit vor
der Zelle des zweiten Sartan auf ihn wartete.
    Des Sartan, der sich Zifnab nannte.
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Kapitel 3
Abarrach
    Der alte Mann hockte trübsinnig auf der Bank in
seiner Zelle, mit hochgezogenen Schultern, die Hände im Schoß gefaltet. Einmal,
bei einem Schrei unsäglicher Not aus Samahs Kehle, überlief ihn ein Schauer,
und er drückte die Spitze seines gelblichweißen Bartes an die Augen. Xar, der
ihn aus den Schatten beobachtete, kam zu dem Schluß, daß diese armselige
Jammergestalt vermutlich zu einem bibbernden Häufchen Elend zusammensinken
würde, wenn er nur mit dem Fuß aufstampfte.
    Xar trat näher und gab Marit ein Zeichen, von
ihrer Runenmagie Gebrauch zu machen, um die Gitterstäbe zu entfernen.
    Die nassen Gewänder des alten Mannes klebten an
seinem zaundürren Körper; Wasser tropfte aus dem
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