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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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einen großen Smaragd überreicht. Der matte Glanz des Edelsteins ließ Ewan allerdings vermuten, es handle sich um gefärbtes Glas.
    Nicht dass Ewan es sich leisten könnte, ihr Edelsteine oder Seidenstoffe zu schenken. Er hatte einem Leibeigenen eine Münze in die Hand gedrückt mit dem Auftrag, ihm ein junges Kätzchen aus dem Dorf zu besorgen. Isabel, die Gemahlin seines Bruders Patrick, liebte Katzen, und die sanfte Katherine würde sich gewiss gleichfalls über das Geschenk freuen. Das Kätzchen miaute in dem Korb, über den er ein Tuch gebreitet hatte.
    Katherine saß im Söllergemach, ein weißer Schleier verhüllte ihr langes weizenblondes Haar. Ihr Bliaut aus saphirblauer Seide war mit einer Perlenstickerei verziert, die spitzen Enden der schmalen Ärmel reichten bis zum Boden. Sie sah aus wie eine Prinzessin, überirdisch schön und voller Liebreiz. Allein ihr Anblick gab ihm das Gefühl minderwertig zu sein. Sie wirkte so sanft und engelsgleich … so unerreichbar.
    Die Vorstellung, sich heimlich in die Schlafkammer eines Mannes zu schleichen, würde Lady Katherine entsetzt von sich weisen. Unvermutet tauchte Honoras Bild vor Ewan auf, deren schlanker, sehniger Körper sich an ihn geschmiegt hatte, eine Erinnerung, die ihm wie ein Pfeil in die Lenden schoss. Sie würde im Bett nicht passiv unter ihm liegen, sie würde sich jedem seiner Stöße entgegenbäumen und ihre Lust hinausschreien.
    Verdammt! Ewan blinzelte heftig, um das Bild zu vertreiben. Honora bedeutete ihm nichts. Der kurze Kuss, den er ihr gestohlen hatte, war ein Versehen. Hatte keine Bedeutung, weder für sie noch für ihn.
    Ewan versuchte sich vorzustellen, Katherine zu küssen. Ihr Kuss würde so sanft sein wie ihr Wesen. Er würde auf ihre keusche Unschuld Rücksicht nehmen, sie behutsam verlocken, bis sie bereit wäre, sich ihm hinzugeben und ihn zu heiraten. Er würde einen Weg in ihr Herz finden und sie davon überzeugen, sein Werben anzunehmen.
    Er rückte langsam in der Reihe der Bewerber vor, bis er schließlich vor ihr stand und sie mit einer tiefen Verneigung grüßte. „Lady Katherine, ich freue mich sehr, Euch wiederzusehen.“ Er stellte den Korb zu ihren Füßen ab.
    Katherine zog die Nase ein wenig kraus, als kämpfe sie gegen einen Niesreiz. Dennoch streckte sie ihm lächelnd beide Hände entgegen. „Ewan MacEgan. Es ist viel Zeit vergangen, seit ich Euch zum letzten Mal gesehen habe.“
    „Ich habe oft an Euch gedacht, seit ich meine Pflegestelle verließ.“ Er lächelte warmherzig, in der Hoffnung, ihre Gunst zu gewinnen. „Und ich habe ein Geschenk für Euch.“ Er nahm das Tuch vom Korb, und das kleine grau gestreifte Kätzchen streckte sich, stellte die Pfoten an den Korbrand und miaute leise.
    Katherines Lächeln wirkte starr. „Wie … freundlich von Euch.“ Aber sie machte keine Anstalten, die Katze hochzunehmen.
    Ewan nahm das Tier aus dem Korb und hielt sie ihr hin. Das Kätzchen biss ihn spielerisch in die Finger. Katherine lächelte noch angestrengter, streckte die Hand aus und streichelte es zaghaft. Das Kätzchen begann zu schnurren und rieb sein Köpfchen an ihren Fingern.
    Wieder zog Katherine die Nase kraus, und diesmal musste sie auch niesen. „Vielen Dank.“ Sie winkte einer Magd und bat sie, die Katze wegzubringen. Sie nieste wieder.
    In Ewan keimte ein Verdacht auf. Hatte Honora ein falsches Spiel mit ihm getrieben? Katherines Augen röteten sich und tränten, sie konnte nicht aufhören zu niesen, und dann wurde ihm klar, dass ihre Schwester ihm eine Falle gestellt hatte.
    „Ich wusste nicht, dass die Katze Euch stört“, sagte er und nahm der Magd den Korb wieder ab. „Ich bringe Euch etwas anderes.“
    Katherine rieb sich die Augen. „Nein, ich freue mich darüber. Ehrlich. Ich habe Katzen gern, aber irgendwie vertrage ich ihre Nähe nicht.“ Sie versuchte zu lächeln und musste ein weiteres Mal niesen.
    Das hatte Honora mit Sicherheit gewusst. Groll stieg in ihm hoch, weil er ihr geglaubt hatte. Er hatte sich nichts dabei gedacht, als er sie um Hilfe bat, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm einen üblichen Streich spielen würde.
    Dafür würde sie ihm Rede und Antwort stehen müssen. Ewan verließ bald darauf das Söllergemach, um sich nach einem neuen Geschenk umzusehen. Da seine Mittel begrenzt waren, konnte er ihr keine kostbaren Edelsteine schenken. Es würde gerade für ein Seidenband reichen, passend zu ihren blauen Augen.
    Er runzelte nachdenklich die Stirn. Sie
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