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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion
Autoren: Will Elliott
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Sperrketten, die an der Innenseite angebracht waren, hätten ausgereicht, eine ganze Armee am Eindringen zu hindern: mattes Messing, glänzender Stahl, primitive Ketten, mehrfach um den Türknauf gewunden.
    Die dröhnende Stimme war jetzt sehr nahe, in ein Gespräch mit einer Person verwickelt, die immer wieder keuchend lachte. Aden presste beide Hände gegen die Wand und spähte vorsichtig um die Ecke.
    Der Mann, den er auf dem Foto im Flur gesehen hatte, saß am oberen Ende eines ausladenden dunklen Holztisches. Er trug das dichte schwarze Haar in der Mitte gescheitelt und eng an den mächtigen runden Schädel geklatscht, durchzogen von dünnen weißen Linien, die der Kamm hinterlassen hatte. Ein struppiger Schnauzer reichte bis zu seinen dicken Backen und ging dort in einen Stoppelbart über. Eng zusammenstehende Schweinsäuglein blinzelten zwischen Speckwülsten hervor. Aus dem weit aufgerissenen Mund kam schallendes Gelächter, das wie Steine auf die Tischplatte zu poltern schien und sie zum Erzittern brachte. Der Mann – vermutlich Alfred Gorr, wie es auf der Urkunde droben im Flur stand – trug ein Trikothemd, dessen schmale Träger sich über muskelbepackten, mit schwarzen Haarkringeln bedeckten Schultern spannten. Auf einem Platzset vor ihm stand ein leerer Teller, groß wie ein Tablett. Sein Bauch hüpfte beim Lachen, und seine vor Bosheit und hinterhältigem Vergnügen funkelnden Äuglein waren starr auf das Geschöpf neben ihm gerichtet.
    Die beiden Männer waren offensichtlich verwandt. Sie hatten das gleiche drahtige Haar und die gleichen grobschlächtigen Gesichtszüge. Der Jüngere wirkte etwas schlanker. Seine Hand sauste einem Richterhammer gleich auf den Tisch nieder. Leere Schüsseln und Teller klirrten und klapperten, und die Gabel in seiner Faust knallte wie ein Pistolenschuss, als sie gegen die Tischplatte schlug.
    »Innerei!«, brüllte Mister Gorr und setzte den Krug so heftig ab, dass das Bier in alle Richtungen schwappte. Er lachte über den Klang des hervorgestoßenen Wortes, als kostete er die Macht der Sprache zum ersten Mal richtig aus. »Innerei!«, wiederholte er. »Teller, Gabel und … verdammt noch mal, das reimt sich nicht! Konversation an der Tafel wird nur geduldet, wenn sie sich reimt, mein Junge! So gehört sich das! Tischmanieren! Mal überlegen … Teller, Gabel, Innerei… Flei…sch! Aha. FLEISCH! Rote Soße und Fleisch. Wo bleibt die Soße? Wo das Fleisch?« Die Augen des jüngeren Gorr blieben an der Gabel hängen und leuchteten. Der ältere Gorr sah das. Seine Augen begannen ebenfalls zu leuchten. Ohne Vorwarnung schnellte seine Riesenpranke vor und stieß die Gabel tief in die Wange des Jüngeren. Beide ließen sich in ihre Stühle zurücksinken, warfen die Köpfe zurück und brachen in wildes Gelächter aus. Die Gabel, die immer noch aus der Wange des Halbwüchsigen ragte, bebte und fiel mit lautem Klirren auf die Tischplatte. Ein dünner Blutstrahl lief dem Jungen in den spärlich sprießenden Bart und tropfte von da auf sein Platzset und die Tischdecke.
    Das Gejohle des Älteren endete abrupt. Er beugte sich vor und ohrfeigte den Jungen, bis auch der verstummte und sich erwartungsvoll zurücklehnte. »Das is mein Sohn, jawoll, das is mein Sohn!«, knurrte er und senkte dann vertraulich die Stimme: »Hättste mal hören sollen, wie der alte Corbert heute vor Schmerzen schrie. Quiekte wie – na, wie wohl, mein Sohn? Ich geb dir ’n Tipp. Oink, oink, oink, wie ’ne Sau! Na los, is nich schwer zu erraten!«
    »Quiekte wie ’ne Sau?«, fragte der Junge und klatschte in die Hände.
    » OINK OINK! «, brüllte Mister Gorr. Wieder brachen die beiden in wildes Gelächter aus, der Junge rau und keuchend, der Alte, als feuerte er eine Kanone nach der anderen ab. Sie beruhigten sich erst wieder, als sie keine Luft mehr bekamen. »Hab ihm eine mit dem Elektroschocker gezündet«, berichtete der Vater gedämpft, fast ehrfürchtig. »Hab ihm eine gezündet wie … oink, oink. Zack auf die Fresse, dann ausgepeitscht und Salz in die Striemen, bis er aus allen Rohren blutet und fast hinüber ist. Richtet sich auf, sackt zusammen, Nasenstüber, aber immer feste, mein Junge. Nochmals Elektroschocker, Volltreffer, dass die Zähne wackeln!« Mister Gorr blinzelte, schüttelte sich und schien sich aus seinen Meditationen zu lösen. » PUFF! «, sagte er.
    »Puff!«, meinte sein Sohn zustimmend. Blut sickerte langsam aus den Einstichstellen der Gabelzinken.
    »Tausend … Vooolt!«,
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