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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt
Autoren: Simon Kernick
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du dich wieder besser fühlst.«
    »Wenn du darauf bestehst. Erzähl mir wenigstens, wie du an einem Samstagmorgen um acht in dieser gottverlassenen Gegend gelandet bist. Ich musste die letzten Tage jede Menge Fragen beantworten, aber niemand hat mir irgendetwas gesagt.«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Lange Geschichten verkürzen mir die Zeit hier.«
    Sie erzählte ihm alles.
    »Scheiße«, sagte er, als sie fertig war. »Und nach allem, was du getan hast, gehen sie hin und suspendieren dich?«
    »Tja, ich habe die Regeln gebrochen, und heutzutage sieht man das nicht mehr so gern.«
    Er lachte.
    »Tja, falls es dir ein Trost ist, mich haben sie auch suspendiert. Allerdings bin ich im Augenblick dankbar, dass sie mir nichts anhängen wollen.«
    »Ich schätze, dann würde es einen öffentlichen Aufschrei geben. Hast du keine Zeitungen gelesen? Du bist auf allen Titelseiten. Die Sun hat dich sogar ›Robocop‹ getauft.«
    Erwartungsgemäß hatten die Entführung von Andrew Kent, die Verstrickung von Anthony Gore sowie die Ereignisse, die zu seinem Tod führten, eine Medienhysterie ausgelöst, die selbst Tage später noch die Schlagzeilen beherrschte. Da das Ansehen der Politiker aufgrund des anhaltenden Skandals um überzogene Unkostenabrechnungen bereits auf einem historischen Tiefpunkt angelangt war, wirkten auch die Mordanschuldigungen gegen einen Minister nicht mehr völlig aus der Luft gegriffen. Im Gegenteil, die Öffentlichkeit nahm sie als Beleg für die zunehmende Korruption der herrschenden Klasse, der man inzwischen jede Schandtat zutraute.
    Glaubte man den Boulevardzeitungen, fanden die meisten Leute, Kent und Gore hätten bekommen, was sie verdienten, und wenngleich das gesamte Ausmaß von Gores Verstrickung noch gar nicht das Licht der Öffentlichkeit erreicht hatte, gab es eine breite Unterstützung für Sean Egan.
    In den Augen des Boulevards war er ein mutiger Undercover-Cop, der die Mörder seines Bruder zur Rechenschaft ziehen wollte und dessen einziges Vergehen darin bestand, zu tief in die Kreise der Verbrecher hineingeraten zu sein. Das aber hatte er allemal wettgemacht, als er die Welt von einem sadistischen Killer befreite.
    Niemand im Polizei-Establishment wollte sich deshalb die Finger daran verbrennen, ihn vor Gericht zu zerren, obwohl die Anklageschrift unter Garantie biblischen Umfang erreicht hätte.
    »Haben die eigentlich jemals Kents Aufzeichnung von Roisíns Mord gefunden?«, fragte Sean.
    Tina schüttelte den Kopf. »Es sieht so aus, als habe Kent tatsächlich nur die eine Kopie besessen, die zerstört worden ist.«
    »Aber du glaubst, dass Tommy auch ihren Vater ermordet hat?«
    »Da bin ich sicher. Der Wagen, den er benutzt hat, der, der mich zu euch geführt hat, ist von der CCTV-Kamera in der Straße von Roisíns Vaters gefilmt worden. Wenn da keine Verbindung existierte, wäre das ein zu großer Zufall.«
    »Aber warum hat er ihn umgebracht? Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?«
    Über diese Frage hatte auch Tina lange nachgegrübelt. »Gore muss beunruhigt darüber gewesen sein, dass Roisín ihrem Vater von ihm erzählt hatte. Solange der Mord dem Night Creeper zugeschrieben wurde, war das kein Problem. Aber als Kent mit Material verhaftet wurde, das Gore belastete, haben sie wohl beschlossen, ihren Vater aus dem Weg zu räumen.« Tina zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, sie haben schlicht und einfach Schadensbegrenzung betrieben.«
    Egan seufzte. »Es war ihm völlig egal, wen er umbrachte. Aber mir ist immer noch nicht klar, wer das Ganze organisiert hat. Tommy sagte mir, er arbeite für jemanden, der sich Alpha nennt.«
    »Wir nehmen an, er meinte Paul Wise, einen Gangster, der von Nordzypern aus operiert. Wise muss das Ganze im Auftrag von Anthony Gore inszeniert haben, allerdings ohne sich auch nur ansatzweise die Hände schmutzig zu machen. Dafür benutzte er Tommy, Wolfe und deren Truppe.«
    Tatsächlich hatten einige Zeitungen die Möglichkeit erwähnt, ein zwielichtiger Geschäftsmann, der mit Anthony Gore in Verbindung stand, habe diesem geholfen, seine Tat zu vertuschen. Allerdings wagte es keines der Blätter, Wise namentlich zu nennen, da es praktisch keine Beweise gegen ihn gab. Tina war klar, dass nach dieser so spektakulär aufgeflogenen Geschichte die Sache für Wise langsam heiß zu werden begann, aber das genügte ihr nicht. Sie wollte Gerechtigkeit.
    Egan runzelte die Stirn. »Und was passiert mit ihm? Kommt er damit durch?«
    »Nein«,
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