Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen
Autoren: Matha Grimes
Vom Netzwerk:
der Räume auf dem Revier in der Cinque Port Street am Tisch gegenübersaß, versicherte ihr Jury, dass ihr Heil nicht im Schweigen lag, dass Schweigen ihr in der Tat zum Schaden gereichte.
    »Denn wenn Sie uns hier nicht helfen, Annie, müssen Sie mit einer Anklage wegen Beihilfe zum Mord rechnen, selbst wenn Sie gar nicht selbst abgedrückt haben.« Dies sagte Jury und lehnte sich dabei über den Tisch herüber. »Wir wissen, was geschehen ist. Dass Sie schweigen wie ein Grab, macht die Sache nur noch schlimmer.«
    Sie saß da, ihre große Handtasche aus Kunstleder wie einen Brustpanzer an sich gepresst, die Arme darüber verschränkt, und guckte so finster, als hätte sie die drei Beamten gerade als Dienstboten neu eingestellt und bereute dies jetzt. Sie musterte sie, als wären es ungehobelte Landpomeranzen, die sie erst noch auf Zack bringen musste.
    Jury lehnte sich zurück, ebenso erbost und in Rage über diese Frau wie zuvor bei Gilbert Snow. Die schienen tatsächlich zu meinen, sie wären von den üblichen Benimmregeln ausgenommen.
    »Wiggins.« Jury nickte ihm auffordernd zu.
    »Es war auf jener ›Fahrt ins Verderben‹. Sie erinnern sich, wie Sie mir davon erzählten und dass Sie zwei Schwestern hatten, die ertrunken sind. Es gab Situationen, dass größere Kinder die Jüngeren wegschubsten, die Kleineren von den Rettungsbooten weg ins Meer stießen und sogar Kinder hinausstießen, die es schon geschafft hatten hineinzuklettern. Das ist Janie und Dora passiert, nicht wahr? Sie wurden aus dem Schlauchboot gestoßen. Furchtbar muss das gewesen sein, ohne jede Rücksicht. Aber es waren schließlich Kinder, und Sie hätten unter den Umständen damals nicht so strenge Maßstäbe an sie anlegen sollen.«
    Jury konnte sehen, wie in Annie Jessup die Emotionen hochkochten. Sie musste schwer mit sich kämpfen, um ihre Zunge im Zaum zu halten. Wiggins hätte keinen besseren Kurs einschlagen können, als das Verhalten der Kinder auf dieser schrecklichen Fahrt in der Bedeutung herunterzuspielen.
    »Sie werden der Beihilfe zum Mord bezichtigt, das ist Ihnen schon klar«, sagte Jury. »Gilbert war der Schütze. Aber Sie sind diejenige, die die Waffe in Kurt Brunners Schreibtisch versteckt hat. Kein besonders schlauer Schachzug. Für Sie war es ein Leichtes, in die Wohnung in der Sloane Street zu gelangen. Sie waren schon einige Male dort gewesen, hatten vermutlich einen eigenen Schlüssel.«
    Sie starrte ihn bloß an. Er hatte sich noch nie einer so hexenhaften Person gegenübergesehen. Er stand auf. Wiggins erhob sich ebenfalls. »Sergeant Chilten bringt Sie nach London«, sagte Jury.
    Sie gingen.

    »Die liefern sich doch beide ans Messer, wenn sie nicht reden«, sagte er zu Ron. »Sagen Sie Ihrer Chefin, sie hat vielleicht mehr Erfolg, aus der Frau etwas herauszukriegen, in Anbetracht dessen, dass sie selber eine Frau ist.«
    »Meiner Chefin«, erwiderte Chilten, »wird diese Argumentation zwar nicht behagen, aber ich werde es ihr sagen.«
    Jury lächelte. »Ich muss sie sowieso anrufen. Haben Sie Ihr Handy dabei?«
    »Sie sind ja schlimmer als einer, der dauernd Zigaretten schnorrt.« Ron gab Jury sein Mobiltelefon. Er sagte: »Also, ich kapiere das nicht ganz. Wer ist hier der Schuldige?«
    Jury tippte mit dem Daumen die Nummer ein. Es gibt nur eine Person, die es gewesen sein konnte. Sie haben ein Foto und ein Negativ … Sie können sie einfach nicht zur Übereinstimmung bringen. Jury hatte sich vorgestellt, dass Harry Johnson das sagte. Er hatte recht gehabt. Die beiden Dinge, die nur minimal differierten, waren die beiden verschiedenen Versuche, Kinder zu evakuieren: der Kindertransport und das Schiff City of Benares. Kinder aus Deutschland, Kinder aus England.
    Jury ging ein Stück beiseite. Als sie sich endlich meldete, sagte er ihr, was passiert war und was er von ihr wollte.
    Ohne lautstarken Protest und Widerrede sagte sie, sie würde sich gleich dranmachen, und legte auf.
    Jury gab Ron Chilten das Gerät zurück, der sich gerade mit Sergeant Wiggins unterhielt.
    Ron steckte sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. »Bringen Sie das Kind nach Hause?« Er sah zu den beiden – Melrose und Malcolm – hinüber, die wartend auf einer Bank saßen.
    »Welches von beiden meinen Sie?«
    Wiggins schnaubte amüsiert. »Wenn man bedenkt, dass die gerade den halben Fall für Sie erledigt haben, könnten Sie schon ein bisschen mehr Hochachtung an den Tag legen.« Wiggins fand es toll, dass Jury jemand anderem aufs
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher