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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten
Autoren: Ian Rankin
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einen strengen Blick übrig. »Da ist nichts, John«, sagte er.
    »Ein Typ wie Rough geht nicht wegen der Bienchen und der Blumen in den Zoo, glauben Sie mir.«
    »Er hatte sich das Projekt nicht einmal selbst ausgesucht. Das hat ihm der Kursleiter zugeteilt.«
    »Klar. Rough wäre ein Kinderspielplatz viel lieber gewesen.« Rebus seufzte. »Was sagt sein Anwalt? Rough war von jeher ein Meister darin, Anwälte ins Spiel zu bringen.«
    »Mr. Rough möchte lediglich in Ruhe gelassen werden.«
    »So, wie er damals die Kinder in Ruhe gelassen hat?«
    Der Farmer lehnte sich zurück. »Schon mal das Wort ›Sühne‹
    gehört, John?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Hier nicht anwendbar.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Schon mal eine Katze gesehen, die das Mausen gelassen hätte?« Der Farmer sah auf seine Uhr. »Ich weiß, dass Sie beide schon mal miteinander Probleme hatten.«
    »Ich war nicht derjenige, gegen den er Beschwerde eingelegt hat.«
    »Nein«, sagte der Farmer, »das war Jim Margolies.«
    Sie ließen das einen Augenblick lang im Raum stehen, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
    »Wir unternehmen also nichts?«, fragte Rebus schließlich. Das Wort »Sühne« schwirrte ihm im Kopf herum. Der katholische Priester, mit dem er befreundet war, hatte es immer wieder gern benutzt: die Aussöhnung Gottes mit dem Menschen durch Christi Leben und Tod. Traf nicht ganz auf Darren Rough zu. Rebus fragte sich, wofür Jim Margolies hatte sühnen wollen, als er von den Salisbury Crags gesprungen war.
    »Es liegt nichts gegen ihn vor.« Der Farmer griff in die unterste Schublade seines Schreibtischs und holte eine Flasche und zwei Gläser hervor. Malt-Whisky. »Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen steht«, sagte er, »aber ich brauche vor Beerdigungen immer einen davon.«
    Rebus nickte und sah zu, wie der Farmer einschenkte. Das silbrige Gemurmel von Bergbächen. Auf Gälisch us-quebaugh. Uisge: Wasser; beatha: Leben. Wasser des Lebens. Wobei beatha wie birth klang, »Geburt«. Jedes Glas bedeutete für Rebus eine Geburt. Aber wie sein Arzt ihm ständig erklärte, war gleichzeitig jeder Tropfen ein kleiner Tod. Er führte das Glas an die Nase, nickte anerkennend.
    »Wieder ein guter Mann weniger«, sagte der Farmer.
    Und mit einem Mal wirbelten, am äußersten Rand von Rebus' Gesichtsfeld, Gespenster im Raum umher, am deutlichsten unter ihnen Jack Morton: Jack, sein alter Kollege, seit nunmehr drei Monaten tot. The Byrds: »He Was a Friend of Mine«. Ein Freund, der sich weigerte, unter der Erde zu bleiben. Der Farmer folgte Rebus' Blick, sah aber nichts, leerte sein Glas und packte die Flasche wieder weg.
    »Mäßig, aber regelmäßig«, sagte er. Und dann, als ob der Whisky eine Verhandlungsbasis zwischen ihnen hergestellt hätte:
    »Es gibt Mittel und Wege, John.«
    »Wozu, Sir?« Jack war in den Fensterscheiben zerflossen.
    »Zurechtzukommen.« Schon zeitigte der Whisky seine Wirkung im Gesicht des Farmers, machte es zunehmend dreieckiger. »Seitdem, was mit Jim Margolies passiert ist... na ja, da mussten einige von uns verstärkt über die Belastungen nachdenken, die die Arbeit mit sich bringt.« Er schwieg kurz. »Zu viele Schnitzer, John.«
    »Ich hab gerade eine schlechte Phase, das ist alles.«
    »Eine schlechte Phase hat ihre Gründe.«
    »Als da wären?«
    Der Farmer ließ die Frage unbeantwortet, vielleicht weil er wusste, dass Rebus sie sich gerade selbst beantwortete: Jack Mortons Tod; Sammy im Rollstuhl.
    Und Whisky als ein Therapeut, den er sich leisten konnte - zumindest in finanzieller Hinsicht.
    »Ich komm schon klar«, sagte er und schaffte es nicht einmal, sich das selbst einzureden.
    »Ganz allein?«
    »So gehört sich's doch, oder?«
    Der Farmer zuckte die Achseln. »Und bis es so weit ist, müssen wir alle mit Ihren Schnitzern leben?«
    Schnitzer: wie zum Beispiel Beamte auf Darren Rough zu hetzen, der gar nicht der Mann war, hinter dem sie eigentlich her waren. Und dadurch dem Giftmörder freien Zugang zu den Erdmännchen zu ermöglichen - und ihm zu gestatten, einen Apfel in ihr Gehege zu werfen. Zum Glück war gerade in dem Moment ein Tierwärter vorbeigekommen und hatte ihn aufgehoben, bevor die Tiere die Gelegenheit dazu hatten. Er hatte von der Sache gewusst und den Apfel zur Untersuchung weitergegeben.
    Rattengift. Rebus' Schuld.
    »Kommen Sie«, sagte der Farmer nach einem letzten Blick auf seine Uhr, »wir müssen.«
    So dass Rebus' Rede wieder einmal unausgesprochen geblieben
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