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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Autoren: Ian Rankin
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wir ihn einfach laufen«, sagte Maclay.
    »Stecken Sie ihn in eine Zelle«, befahl Rebus und ging aus dem Zimmer.
    »Aber ich bin's!«, beharrte Shand, noch während Maclay ihn vom Boden hochzog. »Ich bin Johnny Bible! Ich bin Johnny Bible!«
    »Da träumst du von, Craw«, sagte Maclay und brachte ihn mit einem Fausthieb zum Schweigen.
    Rebus musste sich die Hände waschen, sich etwas Wasser ins Gesicht spritzen. Zwei von der Trachtengruppe vertrieben sich auf der Toilette etwas Zeit mit einer Geschichte und einer Zigarette. Als Rebus hereinkam, hörten sie auf zu lachen.
    »Sir«, fragte der eine, »wen hatten Sie in der Keksdose?«
    »Noch so'n Komiker«, sagte Rebus.
    »Von denen wimmelt's hier«, kommentierte der zweite Constable. Rebus wusste nicht, ob er das Revier meinte, Craigmillar selbst oder die Stadt als Ganzes. Nicht dass es auf dem Polizeirevier Craigmillar viel zu lachen gegeben hätte. Es war der aufreibendste Posten in ganz Edinburgh; Beamte taten dort maximal zwei Jahre Dienst, länger hielt das keiner aus. Craigmillar war so ziemlich das härteste Viertel, das man in der schottischen Hauptstadt finden konnte, und das Revier trug seinen Spitznamen - Fort Apache, Bronx -völlig zu Recht. Es lag am Ende einer Sackgasse hinter einer Reihe von Läden: ein niedriges, abweisendes Gebäude, hinter dem noch abweisendere Mietskasernen in die Höhe ragten. Seine Lage am Ende einer Sackgasse bedeutete, dass eine feindselige Menge es problemlos von der Außenwelt abschneiden konnte, und tatsächlich hatte das Revier schon mehrmals den Belagerungszustand erlebt. Ja, Craigmillar war schon ein heißes Pflaster.
    Rebus wusste, warum er hier war. Er war ein paar Leuten auf die Füße getreten, wichtigen Leuten. Sie hatten ihn nicht endgültig abservieren können, also schickten sie ihn stattdessen ins Fegefeuer. Die Hölle konnte das nicht sein, da er wusste, dass es nicht ewig währen würde. Nennen wir es also eine Buße. Im Schreiben, das ihm seine Versetzung mitteilte, stand, er würde einen Kollegen vertreten, der im Krankenhaus lag. Es hatte außerdem geheißen, er werde die Schließung der alten Craigmillar-Wache beaufsichtigen. Alles wurde zusammengepackt und in ein nahe gelegenes brandneues Gebäude geschafft. Die Wache war schon jetzt ein einziges Durcheinander von Umzugskartons und leergeplünderten Schränken. Die Beamten rissen sich nicht gerade ein Bein aus, um laufende Fälle zu lösen. Ebenso wenig hatten sie sich ein Bein ausgerissen, um Detective Inspector John Rebus einen freundlichen Empfang zu bereiten. Man kam sich eher vor wie in einem Krankenhaus als wie auf einem Polizeirevier, und die Patienten schienen bis an die Kiemen mit Beruhigungsmitteln abgefüllt zu sein.
    Er schlenderte in den CID-Raum - den »Schuppen« - zurück. Unterwegs kam er an Maclay und Shand vorbei, der, während er zum Zellentrakt geschleift wurde, lautstark seine Schuld beteuerte.
    »Ich bin Johnny Bible! Kacke, verdammte, ich bin's!« Da träumst du von.
    Es war einundzwanzig Uhr an einem Dienstag im Juni, und der einzige andere Mensch im »Schuppen« war Detective Sergeant »Dod« Bain. Er sah kurz von seiner Lektüre auf - Offbeat , dem amtlichen Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgebiete Lothian und Borders -, und Rebus schüttelte den Kopf.
    »Hatte ich mir schon gedacht«, sagte Bain und blätterte um. »Craw ist berüchtigt dafür, dass er sich immer selbst beschuldigt, deswegen habe ich ihn Ihnen überlassen.«
    »Sie haben so viel Herz wie eine Büroklammer.«
    »Aber ich bin auch genauso auf Draht. Vergessen Sie das nicht.«
    Rebus setzte sich an seinen Schreibtisch und überlegte, ob er jetzt den Vernehmungsbericht schreiben sollte. Ein weiterer Witzbold, weitere vergeudete Zeit. Und Johnny Bible war weiterhin auf freiem Fuß.
    Zuerst hatte es Bible John gegeben, der Glasgow in den späten Sechzigern in Angst und Schrecken versetzt hatte. Ein gut gekleideter junger Mann mit rötlichem Haar, der seine Bibel aus dem Effeff kannte und den Barrowland Ballroom frequentierte. Er gabelte dort drei Frauen auf, verprügelte sie, vergewaltigte sie, erdrosselte sie. Dann verschwand er, mitten in der größten Fahndungsaktion, die Glasgow bis dahin erlebt hatte, und tauchte nie wieder auf; der Fall war bis zum heutigen Tag nicht gelöst worden. Die Polizei hatte von der Schwester des letzten Opfers eine hieb- und stichfeste Personenbeschreibung bekommen. Sie war fast zwei Stunden lang in Bible Johns Gesellschaft
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