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Inspector Jury bricht das Eis

Inspector Jury bricht das Eis

Titel: Inspector Jury bricht das Eis
Autoren: Martha Grimes
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Abendessen einzuladen. Natürlich werde ich vorsichtig sein und mir das Essen vorher genau ansehen.»
     
    Nach dem Telefonat kam Jury mit dem Rest seines Biers und einem frischen Krug Old Peculier für Melrose an den Tisch zurück. Dafür, daß er sich nur zum Abendessen hatte einladen wollen, war er erstaunlich lange weggeblieben.
    «Zum Glück gibt’s das Old Peculier hier vom Faß», sagte Melrose. «Ist sehr viel stärker. Was trinken Sie da? Lager?»
    Jury lächelte. «Newcastle Brown Ale. Ist genauso stark.»
    «Ich bin Ihrer Bitte gefolgt und habe ein wenig mit Susan Assington geplaudert. Und ich habe mich über Gifte informiert.»
    Jury starrte immer noch auf die ramponierten Krippenfiguren, dachte an Skier, Priester und Malerpinsel. «Und was haben Sie herausgefunden?»
    «Ich habe mir Gedanken über das Eingeschneitsein gemacht, wissen Sie, über die These, derzufolge keiner von uns diese Minton getötet haben kann. Und dann dachte ich an Skilanglauf. MacQuade. Wer sonst könnte wochenlang mit einem Gewehr in der Wildnis leben?»
    «Sie wollen sagen, sein Held könnte es?»
    Melrose zuckte die Achseln und hob sein Glas. «Auf das Leben: Es ist doch nur eine Geschichte.» Er fuhr fort: «Nachdem ich mich mit den Eigenschaften des Akonits vertraut gemacht hatte, war mir eigentlich klar, daß derjenige, der sie vergiften wollte, sich erstens viel Zeit damit ließ und zweitens nicht unbedingt dabeigewesen sein muß, als sie die tödliche Dosis nahm.»
    «Ich weiß. Darauf bin ich auch schon gekommen.»
    «Eine nicht tödliche Dosis scheidet der Körper schnell wieder aus. Vielleicht kamen davon diese anderen Beschwerden. Es könnte zum Beispiel in ihrer Arznei gewesen sein, oder?»
    «Auf diese Weise hat einmal vor langer Zeit ein Kerl namens Lamson sein Opfer getötet. Das fiel mir auch gleich ein. Und weiter?»
    Melrose malte mit seinem Bierkrug feuchte Ringe auf den Tisch. «Also gut, streichen wir MacQuade wieder. Die Gelegenheit war für ihn auch nicht günstiger als für die anderen. Und kein Motiv weit und breit.» Er strich die Asche von seiner Zigarre. «Und nun zu Grace Seaingham. Sie meint also, wie Sie sagten, auch sie wolle jemand vergiften?»
    «Glauben Sie, sie lügt?»
    «Sie will sich partout nicht von Assington untersuchen lassen, was?»
    «Richtig. Aber sie ist tatsächlich krank.»
    «Es ist ja schon vorgekommen, daß Leute sich selbst kleine Dosen verabreicht haben – auf jeden Fall würde so was den Verdacht ablenken. Aber lassen Sie mich meinen Gedanken weiterspinnen …» Melrose schob sich die Zigarre in den Mund, legte ein Buch auf den Tisch und schlug es auf einer mit einer kleinen weißen Blüte gekennzeichneten Seite auf. «Wie der amerikanische Dichter Robert Frost sagen würde: ‹Was kümmert’s diese Blume, daß sie weiß ist?› Helleborus niger , die schwarze Nieswurz. Die Christrose mit der tödlichen Wurzel. Äußerst giftig. Von Susan Assington frei Haus geliefert, wie finden Sie das? Etwa nach dem Motto: Gärtnern einmal anders.»
    «Meinen Sie damit, daß Akonit auch in Blumengärten zu finden ist?»
    «Ich meine nur, was ich sage . Vielleicht hatte Sir George auch was mit Beatrice Sleight. Und möglicherweise mit Grace Seaingham? Mord aus Eifersucht, frei nach unserem Gartenbuch. Gift frisch aus dem eigenen Garten.»
    «Aber wie bringen Sie Susan Assington mit Helen Minton zusammen?»
    «Gar nicht. Aber sie ist genau der Typ, den Polly Praed bevorzugen würde. Dieses ganze dümmliche Verkäuferinnengetue, hinter dem sich ein zutiefst psychopathischer Charakter verbirgt.»
    Jury grinste. «Dazu halte ich besser meinen Mund. Polly zuliebe.» Er ergriff sein Glas. «Gehen wir und sehen uns mal an, was Whittaker, der Wirbelwind, macht.»
     
    «Ich habe mich lange mit Pater Rourke unterhalten», sagte Jury, während er Tommys Gegner bei einem Stoß zusah, der nicht entschlossen genug ausgeführt wurde und deshalb mißlang. «Das ist der Dorfpfarrer von Washington. Er hat Helen Minton gekannt. Rourke ist Strukturalist …»
    «Tatsächlich? Dann schon lieber Manager.»
    «… und er hat mir von verschiedenen Auslegungen des Evangeliums erzählt. Absolut faszinierend. Ich wünschte, ich hätte ihm besser zugehört.»
    Plant zündete sich eine Zigarre an. «Gott sei Dank haben Sie das nicht getan, sonst säßen wir morgen noch hier. Aber fahren Sie fort.»
    «Ich erinnere mich vor allem an etwas, was er über die psychologische Interpretation gesagt hat. Er sprach vom
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