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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
Autoren: Caroline Graham
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angekommen, was, Mrs. Hollingsworth?« fragte Sergeant Beryl.
      Barnaby mußte wieder lachen, und Jill Gamble hüstelte verärgert.
      »Sarah ist eine sehr dominante Person«, fuhr Simone fort. »Es war ihr Plan, sie machte alles, und ich war nur eine Figur in ihrem Spiel. Ich dachte, wenn sie nun nicht wiederkommt, wenn sie erst mal das Geld hat? Da könnte ich überhaupt nichts machen.«
      »Aber ihre Gefühle für Sie hätten sie doch bestimmt bewogen zurückzukommen«, wandte Barnaby ein. Angesichts der ganzen herzlosen Verdrehung der Wahrheit hatte er immer mehr Mühe, die Beherrschung zu wahren.
      »Ach, Gefühle! Das heißt doch nur, daß sich einer um einen bemüht, bis er kriegt, was er will, und sich dann aus dem Staub macht.«
      »Also haben Sie beschlossen, ein Auge auf Sarah zu werfen?«
      »Ja. In der Wohnung war ein Tuch von ihr. Das hab ich mir so tief wie möglich ins Gesicht gezogen...«
      »Warum das denn?« fragte Sergeant Beryl.
      »Weil ich diese ganzen Verletzungen im Gesicht hatte, was glauben Sie denn?«
      »Warum haben Sie das denn nicht runtergewaschen?«
      »Dazu war keine Zeit.«
      »Das letzte Foto muß am Samstag abgeschickt worden sein«, mutmaßte Barnaby. »Und mittlerweile war Montag abend. Da müssen Sie doch reichlich Zeit gehabt haben.«
      Simone starrte ihn an. Ihr hübsches Gesicht war so ausdruckslos, als wäre sie völlig weggetreten. Ihre glänzenden hellbraunen Augen wurden ganz groß und reflektierten alles, was sie sahen, wie Teiche aus flüssigem Licht. Er wußte, daß dahinter ihre Gedanken rasten.
      »Ein wirklich kompliziertes Make-up, so wie ich es trug, ist sehr aufwendig herzustellen. Das dauert mindestens zwei bis drei Stunden. Wir mußten noch ein letztes Foto machen, und ich wollte nicht wieder ganz von vorn anfangen.«
      »Sie wollten noch mehr Geld verlangen?«
      »Nein, nein. Gott bewahre! Aber Sarah war der Meinung, Alan würde nie aufhören, nach mir zu suchen, so- lange er glaubte, ich sei noch am Leben. Und damit hatte sie sicher recht. Nachdem seine erste Frau ihn verlassen hatte, hat er ihr das Leben so zur Hölle gemacht, daß sie eine gerichtliche Verfügung gegen ihn erwirken mußte. Er gab keine Ruhe, bis sie wieder geheiratet hatte. Also sollte ich zur Leiche werden. Mit aufgeschlitzter Kehle, das kann ich sehr realistisch nachmachen.«
      Sie hatte ganze fünf Sekunden gebraucht, um sich eine völlig überzeugende Antwort auszudenken, die auch noch ganz dem Charakter ihres Mannes entsprach. Barnaby, der geglaubt hatte, den wahren Grund zu kennen, weshalb das Make-up nicht entfernt worden war, merkte, wie seine Sicherheit leicht ins Wanken geriet. Nicht daß er an ihrer Schuld zweifelte. Aber an seiner Fähigkeit, diese Schuld mit Hilfe von exakten Belegen hieb- und stichfest vor einem Gericht darlegen zu können. Und zu beweisen.
      »Also hab ich mir ein Taxi bestellt und bin zum Flughafen gefahren. Ich hatte keine Ahnung, wo Sarah das Auto abgestellt hatte, aber ich wußte genau, wo Alan parken würde, weil er strikte Anweisungen erhalten hatte. Also beschloß ich, zu beobachten, wie er mit dem Geld kam, und abzuwarten, bis er wieder zurückkam, um wegzufahren. Und dann wollte ich Sarah suchen und ihr eine wunderbare Überraschung bereiten.« Sie zwitscherte vor Vergnügen, wie ein aufgeregter kleiner Vogel. »Aber alles ging ganz furchtbar schief.«
      Barnaby unterbrach sie an dieser Stelle. Zum Teil, weil die Vernehmung bereits über eine Stunde dauerte und er das Band wechseln mußte. Und zum Teil, weil er das Gefühl hatte, daß er die Kontrolle über das Verhör verloren hatte, und die wollte er in jedem Fall wieder zurückgewinnen.
      Er bestellte Sandwiches und was zu trinken aus der Kantine. Simone nippte lustlos an einer Tasse sehr schwachen Tees mit Zitrone herum und erklärte, sie würde ganz bestimmt nichts runterkriegen. Die Männer langten zu, und alles Eßbare war rasch verschwunden. t
      Dann gingen die beiden Frauen zur Toilette, und Sergeant Beryl verließ kurz das Gebäude, um eine Zigarette zu rauchen. Barnaby blieb allein mit seinen Gedanken zurück, die alles andere als beruhigend waren. Bisher war es ihm nicht gelungen, auch nur eine Kerbe in Simone Hollingsworths wackelige, aber völlig überzeugende Darbietung als Opfer von Schikane und grober Ungerechtigkeit zu schlagen.
      Da er plötzlich das Gefühl hatte, ganz steif zu sein vom vielen Sitzen, stand er auf und
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