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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
Autoren: Caroline Graham
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Samstag und Sonntag wurden sie überhaupt nicht aufgezogen. Entschlossen, eine solche Nachlässigkeit als Hilfeschrei zu betrachten, nahm das Team seine Bemühungen wieder auf und klopfte an die Eingangstür. Als das ignoriert wurde, wiederholte man das Ganze an der hinteren Tür -ebenfalls mit negativem Ergebnis.
      Als der Milchmann zum Kassieren kam, standen drei volle Flaschen auf der Treppe. Er betätigte mehrmals den Türklopfer und machte durch den Briefschlitz lautstark auf sich aufmerksam. Schließlich ging die Tür einen Spalt auf, , eine Zehn-Pfund-Note wurde ihm in die Hand gedrückt und die Worte »Bringen sie keine mehr!« mit einer starken Whiskyfahne durch die Öffnung gezischt.
      Selbstverständlich sprach sich das sofort überall herum. Ein weiterer Beweis für Alan Hollingsworths zügellosen Lebenswandel erfolgte, als eine riesige Ladung leerer Flaschen aus seinem Container in den Bauch des Müllwagens der städtischen Gemeinde Causton rutschte. Avis Jennings erzählte, es hätte sich angehört, als hätte jemand ein ganzes Gewächshaus weggeworfen. Der Pfarrer, der von seiner Angetrauten genauestens informiert wurde, dachte an all den Jack Daniels, der in völliger Einsamkeit konsumiert wurde, und erwog, ob er nicht doch noch einmal versuchen sollte, Trost zu spenden.
      Im Goat and Whistle diskutierten die Stammgäste ebenfalls über Simones Verschwinden. Niemand glaubte an die Geschichte von einer »kranken Verwandten«. Der Wirt, zweifellos betrübt darüber, daß nicht ein einziger Schluck von Hollingsworths Bedürfnis nach Alkohol in seinem Etablissement befriedigt worden war, meldete sich besonders bissig zu Wort.
      »Nichts als ein Haufen Blödsinn«, sagte er, während er einem rotgesichtigen Mann in einer karierten Weste einen Beamish einschenkte. »Sie ist abgehauen, um selber was vom Leben zu haben. Und ich kann ihr deswegen keinen ^ Vorwurf machen.«
      Zustimmendes Gemurmel. Wenn man eine hübsche Frau vernachlässigt, so die allgemeine Meinung, fordert man den Ärger geradezu heraus. Doch nicht alle waren damit einverstanden. Eine Frau, die einen Drink aus Advocaat und Limonade trank, glaubte, daß Mrs. H. keineswegs vernachlässigt, sondern im Gegenteil an einer zu kurzen Leine gehalten worden war. Langeweile und Frust hätten sie dazu getrieben, sich schließlich loszureißen. Aber auch dieser Erklärung stimmten nicht alle zu.
      »Da rackerst du dich für sie ab«, sagte der Beamish-Trinker, »kaufst ihnen alles, was sie wollen, und was bringt dir das? Gar nichts.«
      Eine Frau mit Armen wie Popeye und einem anzüglichen Grinsen in dem pockennarbigen Gesicht, die gerade dabei war mit brutaler Präzision Dartpfeile zu werfen, erklärte, wie absolut erbärmlich sie manche Männer fände. Sobald sie keine gehorsame, stumpfsinnige Frau hätten, die die ganze Zeit hinter ihnen herräume, ließen sie sich sofort gehen.
      »Einer ist ganz bestimmt nicht unglücklich darüber«, sagte die Frau mit dem Drink ganz leise, zwinkerte mit den Augen und tippte sich an ihre winzige Nase, die weich und porös wie eine reife Erdbeere war. »Nach dem, was Hollingsworth ihm angetan hat.«
      »Das war hart.«
      »Ich würd mich nicht wundern, wenn er selbst mit ihr abgehauen wär.«
      »Nee. Er hat doch einen anderen Fisch an der Angel.«
      Alle drehten sich um und sahen in eine Ecke, wo ein einsamer Mann über einem halben Pint Bitter saß. Er sah nicht gerade aus, als ob er gleich vor Freude an die Decke springen wollte. Eher so, als ob er erwartete, daß sie jeden Augenblick auf ihn herunterstürzen würde. Gray Patterson hatte kaum etwas gesagt, seit er in die Kneipe gekommen war, und nun trank er sein Glas aus, stand auf und ging ohne ein Wort hinaus.
     
    Ausgerechnet im Goat and Whistle hatte Gray diesen »anderen Fisch« kennengelernt. Damals war ihm gar nicht klar, wie zufällig diese Begegnung war. Sarah Lawson hatte in den fünf Jahren, seit sie im Dorf lebte, nur zweimal das Pub betreten. Und bei diesem zweiten Besuch hatte sie lediglich eine Schachtel Streichhölzer kaufen wollen, weil es im Dorfladen keine mehr gab.
      Natürlich wußte er, wer sie war - in so einem kleinen Ort kannte jeder jeden vom Sehen -, und er wußte auch ein bißchen was über sie. Sie unterrichtete in der Erwachsenenbildung, hatte kaum Geld, und ihr Haus fiel fast zusammen. Sie töpferte und machte Glasmalerei. Man kam selten am Bay Tree Cottage vorbei, ohne laute Opernmusik zu
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