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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
Autoren: Caroline Graham
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ihre blitzsaubere Küche werfen konnte. Als sie sah, daß Heathers Lippen sich lebhaft bewegten, stellte sie ihr Hörgerät an. Sie wartete jedoch, bis die junge Frau in eine andere Richtung sah, weil es ihr peinlich war, daß sie das Gerät überhaupt ausgeschaltet hatte.
      »Also hab ich zu ihm gesagt, ob er denn wüßte, wie spät es wäre, und er hat nur gesagt, >Zeit zum Bumsen<. Und das vor meiner Mama und den Kids und so.«
      »Wer war das, Heather?«
      »Der Vater von Kevin. Der hockt immer in der Bude rum. Wissen Sie, was ich meine?«
      »Welcher Vater ist das?« fragte Mrs. Molfrey, die Heathers diverse Sprößlinge immer noch nicht auseinanderhalten konnte, geschweige denn die einzelnen Verästelungen ihrer großen Familie, die sich über ganz Buckinghamshire zu verteilen schien.
      »Barry. Der mit der Harley Davidson.«
      »Ah, der Musiker.«
      Heather machte sich nicht die Mühe, das richtigzustellen. Es lohnte sich nicht. Beim nächsten Mal hätte sie es schon wieder vergessen. Und außerdem plauderte Heather nur aus Höflichkeit. Viel lieber würde sie ihren Walkman mitbringen und sich ein Band von Barry Manilow anhören. Aber die alte Dame war für ein bißchen Unterhaltung sicher dankbar, wo sie doch sonst nur den alten Kerl da draußen im Wohnwagen zur Gesellschaft hatte. Er kochte auch jeden Tag für sie. Eigentlich ganz süß.
      Nachdem sie einem smaragdgrünen Lüster den letzten Glanz verpaßt hatte, fragte Heather Mrs. Molfrey, ob sie nun ihre Tasse Tee haben wollte. Das war Heathers letzte Aufgabe. Sie stellte den Tee immer mit einem Stück Kuchen auf das Tischchen neben Mrs. Molfreys Sessel.
      Mrs. Molfrey fragte Heather jedesmal, ob sie ihr Gesellschaft leisten wolle, aber das hatte Heather nur ein einziges Mal getan. Der Tee war widerlich. Er hatte eine komische Farbe und einen noch schlimmeren Geruch. Und es gab nur diese eine Sorte. Schon beim bloßen Anblick konnte sich einem der Magen rumdrehen, fand Heather. Wie getrocknete schwarze Würmer mit gelben Blüten vermischt.
      Als sie in der Küche den Kessel aufsetzte, hörte Heather das Tuckern eines joo-Kubik-Motors und sah durch das Küchenfenster, wie ein Honda-Motorroller über den Rasen zum hinteren Eingang des Hauses holperte.
      »Da kommt Becky«, rief sie ins Nebenzimmer.
      »Sie bringt bestimmt meine Perücke«, rief Mrs. Molfrey zurück. »Schmeißen Sie einen Löffel mehr in die Kanne und holen Sie die Keksdose. Da ist noch was Zitronenkuchen vom Frauenkreis drin.«
      Becky Latimer, eine junge Frau mit einem freundlichen Gesicht und leicht sommersprossiger Haut, die so glatt und braun wie ein Hühnerei war, öffnete den Riegel und kam in die Küche. Sie hatte einen Perückenständer unterm Arm und trug eine Plastiktasche mit der Aufschrift »Beckys Mobiler Salon«, gekrönt von einem Kamm und einer Bürste, die sich überkreuzten.
      »Alles fertig für Sie, Mrs. Molfrey.« Sie lächelte die alte Dame an. »Wie geht’s Ihnen denn heute so?«
      »Bleiben Sie zum Tee, Becky?« Mrs. Molfrey legte ihre knochigen, von Altersflecken gesprenkelten Hände drängend auf den Arm der jungen Frau.
      »Warum nicht«, sagte Becky, die bereits zwanzig Minuten zu spät war. »Ein Täßchen auf die Schnelle.«
      Als Heather mit dem Tablett hereinkam, sprach Becky gerade von Simone Hollingsworth und fragte Mrs. Molfrey, ob sie irgendwas von ihr gehört hätte. »Ich sollte ihr gestern um halb vier die Haare schneiden und fönen, und als ich kam, war sie nicht da. Sie hatte gar nicht abgesagt oder so. Das sieht ihr überhaupt nicht ähnlich.«
      »Ich hab gehört, sie kümmert sich um eine kranke Verwandte«, sagte Mrs. Molfrey, »und mußte eilig fort. Deshalb hat sie sicher den Termin vergessen.«
      »Wird wohl so gewesen sein«, sagte Becky mit offensichtlicher Erleichterung in der Stimme. Sie war gerade dabei, sich ihr Geschäft aufzubauen, und hatte schon befürchtet, daß Mrs. Hollingsworth nicht mehr zufrieden mit ihrer Arbeit wäre. Simone war eine anspruchsvolle Kundin, und ihre weichen, weißblonden Haare waren nicht gerade einfach in Form zu bringen. Im Gegensatz zu den meisten Kundinnen von Becky wollte sie jede Woche etwas anderes, und sei es auch nur eine Kleinigkeit. Wenn Becky zu ihr kam, lag häufig eine Ausgabe von Vogue oder Tatler aufgeschlagen auf dem Wohnzimmertisch und ihr sank der Mut, wenn Simone ihr eine kunstvoll gestylte oder perfekt geschnittene Frisur zeigte
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