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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
Autoren: Peter Robinson
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... ich nehme an, Sie sind der Detective Inspector aus Leeds, nicht wahr, Sir?«
      Chadwick nickte.
      »Wie geht es Ihnen, Sir? Ich bin Detective Sergeant Enderby von der Polizei North Yorkshire. Das ist Rick Hayes, der Konzertveranstalter.«
      »Sie waren bestimmt die ganze Nacht auf den Beinen«, sagte Chadwick. »Ich dachte, Sie würden längst im Bett liegen.«
      »Ich muss mich um 'ne Menge kümmern«, erklärte Hayes und wies hinter sich. »Zuerst mal um das Gerüst. Das ist gemietet, und es muss alles seine Richtigkeit haben. Im Übrigen, tut mir leid.« Er warf einen Blick in Richtung Schlafsack. »Das war alles ganz schön stressig.«
      »Das glaube ich«, entgegnete Chadwick und ging weiter. Außer ihm und DC Bradley waren vier Personen am Tatort, davon ein uniformierter Kollege. Die meisten standen viel zu nah bei der Toten. Alle waren sehr lässig gekleidet. Und das Haar von Sergeant Enderby, stellte Chadwick fest, kam dem Jackenkragen bedrohlich nahe, auch die Koteletten hätten dringend gestutzt werden müssen. Seine spitzen schwarzen Schuhe sahen aus, als seien sie schon vor Betreten des Feldes schmutzig gewesen. »Waren Sie der erste Polizeibeamte am Tatort?«, fragte Chadwick den jungen uniformierten Police Constable. Gleichzeitig versuchte er, die anderen zur Seite zu drängen, um ein wenig Platz rund um den Schlafsack zu schaffen.
      »Ja, Sir. PC Jacobs mein Name. Ich war auf Streife, als der Anruf kam.«
      »Wer hat es gemeldet?«
      Jemand anders trat vor. »Ich. Steve Naylor. Ich war gerade am Gerüst, als Dave mich rüberrief. Hinter dem Hügel ist eine Straße, da ist ein Fernsprecher.«
      »Haben Sie die Tote gefunden?«, fragte Chadwick Dave Sampson.
      »Ja.«
      Sampson sah blass aus, was durchaus verständlich war, dachte Chadwick. Ihn selbst hatten der Krieg und achtzehn Jahre bei der Polizei für den Anblick von Gewaltopfern gestählt, aber er konnte sich noch an sein erstes Mal erinnern, und er hatte nicht vergessen, wie erschütternd es für jemanden war, der es noch nie erlebt hatte. Er sah sich um. »Ob wohl jemand eine Kanne Tee auftreiben kann?«
      Verblüfft starrten ihn alle an, dann meinte Naylor, der Bühnenarbeiter: »Wir haben da hinten einen Primus-Kocher und einen Kessel. Mal sehen, ob das geht.«
      »Fein!«
      Naylor steuerte auf die Bühne zu.
      Chadwick wandte sich wieder an Sampson. »Was angefasst?«, fragte er.
      »Nur den Reißverschluss. Ich meine, ich wusste ja nicht ... ich dachte ...«
      »Was dachten Sie?«
      »Ich hatte das Gefühl, dass da jemand drinlag, und dachte, da würde einer noch schlafen oder ...«
      »Drogen genommen haben?«
      »Möglicherweise. Ja.«
      »Als Sie den Reißverschluss öffneten und sahen, was los war, was machten Sie da?«
      »Ich habe die von der Bühne gerufen.«
      Chadwick schaute zu dem Fleck im Gras einen Meter weiter. »Bevor oder nachdem Ihnen schlecht wurde?« Sampson schluckte. »Danach.«
      »Haben Sie die Leiche angefasst?«
      »Nein.«
      »Gut. Jetzt gehen Sie hinüber zu Detective Sergeant Enderby und geben dort alles zu Protokoll. Wahrscheinlich werden wir noch mal mit Ihnen sprechen, also halten Sie sich zur Verfügung.«
      Sampson nickte.
      Chadwick hockte sich neben den blauen Schlafsack, behielt die Hände aber in den Taschen, um nichts anzufassen, nicht mal aus Versehen. Nur der Oberkörper der jungen Frau war zu sehen, aber das reichte. Sie trug ein gesmoktes weißes Kleid mit rundem Halsausschnitt. Unter ihrer linken Brust sah es schlimm aus: Allem Anschein nach war die Wunde durch ein Messer verursacht worden. Das Kleid war bis zur Taille hochgeschoben, so als hätte die Frau keine Zeit gehabt, es glattzustreichen, als sie in den Schlafsack stieg, oder als hätte sie jemand hineingeschoben, nachdem er sie getötet hatte. Das lange Kleid konnte aber auch hochgezogen worden sein, weil sie sich den Schlafsack mit ihrem Freund geteilt und Sex mit ihm gehabt hatte, dachte Chadwick. Aber um da mehr sagen zu können, musste er auf den Pathologen warten.
      Es war ein sehr hübsches Mädchen: langes blondes Haar, ein ovales Gesicht und volle Lippen. So unschuldig. Ein bisschen wie Yvonne, dachte Chadwick mit plötzlichem Schaudern. Auch seine Tochter war die ganze Nacht lang fort gewesen. Aber sie war nach Hause gekommen. Dieses Mädchen nicht. Sie mochte ein oder zwei Jahre älter sein als Yvonne. Ihr Lidschatten betonte das Blau ihrer
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