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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
Autoren: Peter Robinson
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Augen. Er stand kurz vor der Pensionierung. Man erzählte sich, er habe keinerlei Humor, aber Chadwick glaubte, dass McCullens Humor so schwarz und tief vergraben war, dass niemand ihn erkannte oder erkennen wollte. Im Krieg hatte McCullen in einem Kommando gedient, und auch Chadwick hatte mehr als genug gekämpft. Er bildete sich gerne ein, dass ihn das mit seinem Vorgesetzten verband, dass sie etwas gemeinsam hatten, worüber sie niemals sprachen. Auch stammten sie beide aus Schottland. Chadwicks Mutter war Schottin, sein Vater hatte in den Schiffswerften von Clydebank gearbeitet. Chadwick war in Glasgow aufgewachsen. Erst nach dem Krieg hatte es ihn nach Yorkshire verschlagen.
      Er nahm Platz.
      »Ich will gar nicht groß drum herumreden«, begann McCullen und schlug seine Pfeife in einem schweren Glasaschenbecher aus. »Es wurde eine Leiche in Brimleigh Glen gefunden, auf diesem großen Feld, wo am Wochenende das Konzert war. Ich weiß noch nicht viel darüber. Der Bericht ist gerade erst reingekommen. Wir wissen nur, dass es sich bei dem Opfer um eine junge Frau handelt.«
      »Hm«, brummte Chadwick und verspürte ein kaltes, flaues Gefühl im Magen. »Ich dachte, Brimleigh gehört zum Verwaltungsbezirk Nord.«
      McCullen stopfte seine Pfeife neu. »Strenggenommen, ja«, sagte er schließlich und stieß eine Wolke aromatischen blauen Qualms aus. »Liegt direkt an der Grenze. Aber die Kollegen da oben sind Landeier. Ein Mord kommt bei denen nicht oft vor, die fangen höchstens hin und wieder mal einen Schafschänder. Es gibt dort jedenfalls niemanden, der in der Lage wäre, eine Ermittlung dieser Größenordnung zu leiten - auf diesem Konzert waren ja Tausende von Zuschauern -, deshalb hat man uns um Hilfe gebeten. Ich dachte, in Anbetracht Ihrer jüngsten Erfolge könnten Sie ...«
      »Den Kollegen vor Ort wird' s trotzdem nicht gefallen«, erwiderte Chadwick. »Ist vielleicht nicht ganz dasselbe, als wenn Scotland Yard einem vor der Haustür herumtrampelt, aber-«
      »Das ist schon geklärt«, sagte McCullen und schaute wieder zum Fenster hinaus. »Sie werden mit dem Detective Sergeant vor Ort zusammenarbeiten. Er heißt Keith Enderby. Er ist schon am Tatort.« McCullen sah auf die Uhr. »Am besten, Sie fahren gleich raus, Stan. DC Bradley wartet schon mit dem Wagen. Der Arzt kommt auch gleich, um die Tote zur Obduktion ins Leichenschauhaus zu bringen.«
      Chadwick wusste, wann er entlassen war. Da hat man dieses Jahr schon zwei Morde geklärt, und dann bekommt man so einen Fall aufs Auge gedrückt! Verdammte Hippies. Auf einmal fand er den Papierkram gar nicht mehr so schrecklich. Toleranz!, schärfte er sich ein, stand auf und verließ das Zimmer.
     
     
    * Montag, 8. September 1969
     
    Die Leiche auf dem Feld war nicht problemlos zugänglich; Chadwick machte sich die Schuhe schmutzig. Leise vor sich hin fluchend betrachtete er seine liebevoll polierten schwarzen Straßenschuhe und die mit braunem Schlamm bespritzten Aufschläge seiner Anzughose. Würde er auf dem Land wohnen, hätte er Gummistiefel im Kofferraum, aber wer nur die Straßen von Leeds kannte, rechnete nicht mit solchem Dreck. Constable Bradley protestierte ebenfalls lautstark.
      Brimleigh Glen glich einer riesigen Müllhalde. Die Fläche wurde im Norden und Osten von Hügelland, im Westen und Süden durch den Wald von Brimleigh begrenzt, wodurch ein natürliches Amphitheater entstand, im Sommer ein beliebtes Ziel für Picknicks und Blaskonzerte. Anders am letzten Wochenende. Am westlichen Ende des Felds war, direkt vor dem Wald, eine Bühne aufgebaut worden. Das Publikum hatte sich bis auf die Anhöhen am östlichen und nördlichen Rand verteilt. Chadwick nahm an, dass man aus dieser Entfernung höchstens kleine Punkte auf der Bühne hatte erkennen können.
      Am südlichen Ende des Felds, ungefähr hundert Meter von der Bühne entfernt, nahe dem Waldrand, stand eine kleine Menschentraube um die Leiche. Als Chadwick und Bradley dazukamen, drehte sich ein Mann mit ungepflegtem langem Haar, weiter Schlaghose und Afghanenmantel zu ihnen um. Deutlich aggressiver, als Chadwick es von einem Menschen erwartet hätte, der Liebe und Frieden propagierte, fragte er: »Was wollen Sie hier?«
      Chadwick setzte eine erstaunte Miene auf und sah sich suchend um, dann deutete er mit dem Daumen auf seine eigene Brust. »Wer? Ich?«
      »Ja, Sie!«
      Ein erkennbar peinlich berührter junger Mann eilte zu ihnen hinüber. »Äh
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