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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
Autoren: Peter Robinson
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großen Augen. Die Wimperntusche bildete einen starken Kontrast zu ihrer blassen Haut. Das Mädchen trug mehrere Ketten aus billigen bunten Perlen um den Hals, und auf die rechte Wange war eine Kornblume gemalt.
      Chadwick konnte vor dem Eintreffen des Pathologen vom Innenministerium nichts mehr tun und musste warten, was aber nicht lange dauern würde, wie McCullen ihm zu verstehen gegeben hatte. Chadwick richtete sich auf und musterte den Boden um sich herum, sah aber nur Abfall: KitKat-Papier, eine durchweichte International Times, ein leerer Beutel Old-Holborn-Tabak, eine orange Packung mit Rizla-Zigarettenpapier. Natürlich musste das alles eingesammelt und untersucht werden. Chadwick hielt die Nase in die Luft - es war feucht, aber warm genug für diese Jahreszeit -, dann schaute er auf die Uhr: halb zwölf. Sah aus, als würde es wieder ein schöner Tag werden, und ein langer noch dazu.
      Er drehte sich zu den anderen um. »Kennt jemand dieses Mädchen?«
      Alle schüttelten den Kopf. Chadwick meinte, bei Rick Hayes ein leichtes Zögern zu bemerken. »Mr. Hayes?«
      »Nein«, sagte Hayes. »Noch nie gesehen.«
      Chadwick vermutete, dass er log, beließ es aber fürs Erste dabei.
      Vor der Bühne bewegte sich etwas; Chadwick erkannte Naylor, der mit einem Tablett in den Händen zurückkam. Ihm auf den Fersen folgte ein schick gekleideter Mann, der ungefähr so froh wie Chadwick war, über ein morastiges Feld gehen zu müssen. Aber er hatte eine schwarze Tasche dabei. Endlich war der Pathologe eingetroffen.
     
     
    * Oktober 2005
     
    Detective Chief Inspector Alan Banks drückte auf die Starttaste. Zuerst ertönten Herzschläge, dann erfüllten die herrlichen Klänge von »Breathe« aus dem Pink-Floyd-Album Dark Side of the Moon den Raum. Banks verstand noch immer nicht ganz, wie das neue Gerät funktionierte, aber so langsam kam er einigermaßen damit zurecht. Von seinem Bruder Roy hatte er eine supermoderne Hi-Fi-Anlage inklusive DVD-Player, einen 42-Zoll-Plasmafernseher und einen iPod mit 40 Gigabyte geerbt, außerdem einen Porsche 911. Eigentlich war der gesamte Nachlass an Banks' Eltern übergegangen, doch diese hatten ihre festen Gewohnheiten und weder für einen Porsche noch für einen Großbildfernseher Verwendung. Vor ihrem Häuschen in der Sozialbausiedlung in Peterborough würde der Wagen keine fünf Minuten stehen bleiben, und der Fernseher passte gar nicht in ihr Wohnzimmer. Die Eltern hatten Roys Haus in London verkauft, was sie mehr als ausreichend für den Rest ihres Lebens absicherte. Die restlichen Gegenstände hatten sie Banks gegeben.
      Was Roys iPod anging, so hatte Banks' Vater einen kurzen Blick darauf geworfen und ihn gerade im Mülleimer versenken wollen, als Banks dazukam und ihn rettete. Mittlerweile steckte er ihn ebenso selbstverständlich ein wie Portemonnaie und Handy, wenn er das Haus verließ. Es war ihm gelungen, die Software aus dem Internet herunterzuladen, dann hatte er sich ein neues Ladegerät, neue Kabel und einen Adapter gekauft, der es ihm ermöglichte, den iPod über das Autoradio abzuspielen. Einen Großteil der Musiksammlung seines Bruders hatte Banks auf dem Gerät belassen, aber gut fünfzehn Stunden freien Speicher gewonnen, als er den kompletten Ring-Zyklus löschte, und das war weit mehr, als er für seine momentan ziemlich magere Sammlung benötigte.
      Banks eilte in die Küche, um zu sehen, was das Abendessen machte. Er hatte lediglich die Verpackung entfernen und die Aluschale in den Backofen stellen müssen, aber er wollte nicht, dass es anbrannte. Es war Freitagabend, und Annie Cabbot wollte zu einem - rein freundschaftlichen - Essen vorbeikommen; der Abend sollte eine Art inoffizielle Einweihungsfeier werden, auch wenn das Wort Feier Banks immer noch sehr an Feuer erinnerte. Er wohnte noch keinen Monat in dem komplett renovierten Cottage, und heute kam Annie zum ersten Mal zu Besuch.
      Es war ein stürmischer Oktoberabend. Draußen hörte Banks den Wind heulen. Durch das Küchenfenster sah er dunkle Äste hin und her schlagen. Er hoffte, dass Annie auf dem Weg nichts passierte und keine Bäume umgekippt waren. Es gab ein Gästebett, falls sie bleiben wollte, doch Banks bezweifelte das. In Anbetracht ihrer gemeinsamen Vergangenheit würde keiner von beiden sich dabei wohlfühlen, auch wenn Banks sich im Sommer manchmal gefragt hatte, ob man nicht einfach alle Bedenken beiseitewischen und von neuem anfangen sollte. Besser nicht
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