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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
Autoren: Peter Robinson
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Wahrheit wissen, oder?«
      »Ich weiß die Wahrheit schon. Ich will sie aus ihrem Mund hören. Ich will hören, dass sie vor Ihnen gesteht. Ich will hören, was sie meiner Mutter angetan hat.«
      »Es ist nicht so gewesen, wie Sie meinen, Frank. Keiner von uns hat geahnt, wie es passiert ist. Wir haben uns alle geirrt.«
      »Meine Mutter wurde ermordet.«
      »Ja, sie wurde ermordet.«
      »Und dieses ... dieses Miststück hier hat meinen Vater und mich angelogen, als wir hingingen und nach ihr fragten.«
      »Nein«, entgegnete Banks. »Sie hat nicht gelogen. Sie war überzeugt, die Wahrheit zu sagen.« Er bemerkte den verwirrten Blick in Vivians Augen.
      »Die ganzen Jahre«, fuhr Frank fort, als hätte er nicht zugehört. »Wissen Sie, dass er sie anbetete, mein Vater? Obwohl sie uns sitzen ließ. Er meinte, sie wäre eine Träumerin gewesen, ein Freigeist, ein schöner Schmetterling, der einfach die Flügel ausbreitete und fortflog. Aber ich hasste sie, weil sie uns verlassen hatte. Weil sie uns diese ganze Schönheit vorenthielt. Warum konnte sie die nicht mit uns teilen? Warum konnten wir nicht zu ihren Träumen gehören? Wir waren ihr nie gut genug. Ich hasste und liebte sie gleichzeitig. Mein ganzes Leben wurde von einer Mutter bestimmt und verdorben, die ich nie kennen gelernt habe. Was glauben Sie, was Sigmund Freud dazu gemeint hätte ? Finden Sie das nicht lustig?«
      Banks wandte den Blick ab. Er wollte Frank nicht die Wahrheit sagen, dass seine Mutter ihn sofort nach der Geburt verlassen hatte. Die ganzen Jahre hatte ihm George etwas vorgemacht. Gloria hatte sich im Vater ihres Kindes getäuscht; so schlecht war er nicht gewesen. »Nein«, sagte er. »Das finde ich überhaupt nicht lustig, Frank.«
      »Mein Vater hat mir immer erzählt, dass sie eine von diesen Hollywood-Schauspielerinnen werden wollte. Hat stundenlang vor dem Spiegel gestanden, sich auf die Art geschminkt und versucht, wie die zu reden. Selbst als ich noch nicht auf der Welt war, durfte keiner sie dabei stören. Sie war zu jung, sagte er immer. Hat nur einen Fehler gemacht, mehr nicht. Ich. Ich war genug.«
      »Sie war wirklich sehr jung, Frank. Als sie schwanger wurde, bekam sie es mit der Angst. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.«
      »Deshalb musste sie weglaufen und uns allein lassen?«
      »Manche Menschen halten das für die einzige Lösung. Sie wollte offenbar, dass das Kind, also Sie, lebte. Sie ließ nicht abtreiben. Sie muss Ihrem Vater doch gesagt haben, wo sie hinging, oder? Hielt sie Kontakt?«
      Er rümpfte die Nase. »Hin und wieder eine Postkarte, da stand dann drauf, es ginge ihr gut, er sollte sich keine Sorgen machen. Als mein Dad einmal auf Heimaturlaub war, nahm er mich mit nach Hobb's End, um sie zu besuchen. Das war das einzige Mal ... das einzige Mal, dass ich mich richtig an sie erinnern kann, dass ich bei ihr war und ihre Stimme hörte. Sie sagte zu mir, ich wäre ein netter Junge. Damals liebte ich sie. Sie kam mir wie ein Zauberwesen vor. Blendend schön. Wie aus einem Traum. Sie schien sich in einem Schleier aus Licht zu bewegen. So schön und so zart. Aber sie stritten sich. Als er sie sah, konnte er nicht anders, als sie zu bitten zurückzukommen, aber sie wollte nicht. Sie Sagte ihm, sie wäre jetzt verheiratet und hätte ein neues Leben angefangen, wir sollten sie in Ruhe lassen, wenn wir wollten, dass sie glücklich sei.«
      »Was machte Ihr Vater?«
      »Er gehorchte. Er war erschüttert. Ich glaube, er hatte immer gehofft, dass sie eines Tages vielleicht zurückkommen würde. Wir versuchten es noch einmal, als alles vorbei war.« Jetzt sprach er in Vivians Ohr. »Aber dieses verlogene Miststück hier sagte uns, sie wäre abgehauen, und sie wüsste nicht, wo sie wäre. Mein ganzes Leben lang habe ich das geglaubt, ich hab geglaubt, dass meine Mutter weggelaufen ist und uns für immer verlassen hat. Ich hab versucht, sie zu finden. Das kann ich gut, Menschen finden, aber ich kam nicht voran. Jetzt habe ich gehört, dass sie die ganze Zeit tot war. Genau hier ermordet und vergraben.«
      »Lassen Sie sie los, Frank!«, rief Banks über ein Donnergrollen. »Sie wusste es nicht.«
      »Was meinen Sie damit, sie wusste es nicht? Sie muss es gewusst haben.« Frank wandte den Blick von Vivian ab und funkelte Banks böse an. Seine Augen waren wild, das glatte Haar klebte an seinem Schädel, der Regen rann wie Tränen aus seinen Augen. »Ich will alles wissen. Ich
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