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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
Autoren: Peter Robinson
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Glas Milch trinken. Ach Dad! Du rauchst ja wieder.«
      Banks legte einen Finger an die Lippen. »Psst! Deine Mutter.« Schuldbewusst schaute er auf die Zigarette. »Na und?«
      »Du hast versprochen, es aufzugeben.«
      »Ich habe nichts versprochen.« Banks senkte beschämt seinen Kopf. Nur seine jugendliche Tochter konnte ihm solche Gewissensbisse wegen seiner schlechten Angewohnheiten machen, besonders wo sie heutzutage in der Schule ständig mit diesen Nichtraucherkampagnen indoktriniert wurden.
      »Doch, hast du.« Tracy kam näher. »Stimmt was nicht? Bist du deshalb noch so spät auf und trinkst und rauchst?«
      Sie setzte sich auf die Lehne des Sofas und schaute ihn mit ihren verschlafenen Augen besorgt an, das lange blonde Haar hing ihr zottelig über die schmalen Schultern. Banks' Sohn, Brian, der in Portsmouth Architektur studierte, geriet nach seinem Vater, aber Tracy ähnelte ihrer Mutter.
      Seit den erbitterten Streitereien wegen ihres ersten Freundes, dem sie längst den Laufpass gegeben hatte, und den vielen Sommernächten, in denen sie zu spät nach Hause gekommen war, war eine Menge Zeit ins Land gegangen. Mittlerweile hatte Tracy sich entschieden, in diesem Jahr keinen Freund zu haben, sondern alle ihre Anstrengungen darauf zu konzentrieren, ein gutes Abitur zu machen, damit sie auf die Universität gehen konnte, wo sie Geschichte studieren wollte. Banks konnte das nur gutheißen. Als er sie so zart und verletzlich auf der Kante des Sofas hocken sah, schwoll sein Herz vor lauter Vaterstolz auf sie an. Und vor Angst um sie.
      »Nein«, sagte er, stand auf und tätschelte ihren Kopf. »Alles in Ordnung. Ich bin nur ein alter Narr, der nicht von seinen schlechten Angewohnheiten loskommt, das ist alles. Soll ich uns beiden einen Kakao machen?«
      Tracy nickte, gähnte dann und streckte ihre Arme in die Luft.
      Banks lächelte. Gundula Janowitz sang Hermann Hesses Text Beim Schlafengehen. Banks hatte diese Lieder schon so oft gehört, dass er sie auswendig kannte:
     
    Nun der Tag mich müd' gemacht, soll mein sehnliches Verlangen freundlich die gestirnte Nacht wie ein müdes Kind empfangen.
     
    Das kann man laut sagen, dachte Banks. Auf dem Weg in die Küche drehte er sich noch einmal nach Tracy um. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie den klein gedruckten Begleittext auf der CD-Hülle und versuchte die Worte zu entziffern.
      Sie würde noch früh genug erfahren, was mit Deborah Harrison geschehen war, dachte Banks. Morgen würde es die ganze Stadt wissen. Aber heute Nacht noch nicht. Heute Nacht würden Vater und Tochter eine gute Tasse warmen Kakao genießen in ihrem sicheren, warmen Heim, das wie eine Insel im Nebel trieb.
     
     

* ZWEI
     
    * I
     
    Chief Constable Jeremiah Riddle marschierte bereits wie ein Tiger auf dem Linoleum auf und ab, als Banks am nächsten Morgen sein Büro betrat. Sein Kahlkopf glänzte wie ein neuer Kricketball, der gerade an der Hose des Werfers poliert worden war, seine schwarzen Augen leuchteten wie Gagat aus Whitby, das frisch rasierte Kinn stand hervor wie der Bug eines Schiffes, die Uniform war akkurat gebügelt und ohne einen einzigen sichtbaren Fussel und an seinem Revers heftete demonstrativ ein Trauerflor. Kurz, er sah konzentriert, hellwach und zu allem bereit aus.
      Was man von Banks nicht gerade sagen konnte. Alles in allem hatte er nicht mehr als ungefähr drei Stunden - unruhig - geschlafen, vor allem deshalb, weil ihn ein früher Anruf von Ken Blackstone geweckt hatte. Obwohl der Nebel an diesem Morgen schnell in Nieselregen übergegangen war, war er mit der Absicht, einen freien Kopf zu kriegen, die fast zwei Kilometer zum Revier zu Fuß gegangen. Er war sich nicht sicher, ob es ihm gelungen war. Und dass seine Erkältung schlimmer wurde und seinen Kopf zusätzlich vernebelte, half auch nicht gerade.
      »Ah, Banks, wird auch Zeit, verdammt nochmal!«, sagte Riddle.
      Banks nahm seine Kopfhörer ab und schaltete die Kassette von Jimi Hendrix aus, die er gerade gehört hatte. Die halsbrecherischen Arpeggios von »Pali Gap« klingelten noch in seinen verstopften Ohren.
      »Und müssen Sie unbedingt mit diesen verdammten Dingern auf den Ohren durch die Gegend laufen?«, fuhr Riddle fort. »Wissen Sie denn nicht, wie dämlich das aussieht?«
      Banks erkannte eine rhetorische Frage stets sofort und schwieg.
      »Ich nehme an, Sie sind sich bewusst, wer der Vater des Opfers ist, oder?«
      »Sir Geoffrey
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