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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
Autoren: Peter Robinson
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könnte, ihren Tod zu wollen. Wahrscheinlich konnte Verónica Shildon ihnen weiterhelfen, aber sie war momentan nicht in der Lage, Fragen zu beantworten.
      Gristhorpe und Susan Gay brachen zuerst auf. Dann fuhr Banks, nachdem er dem Spurensicherungsteam Anweisungen gegeben hatte, das Haus gründlich nach allen Spuren von blutverschmierter Kleidung zu durchsuchen, zum Rugbyclub zurück, um nachzusehen, ob Sandra noch da war. Vor seinen Scheinwerfern wirbelte der Schnee, die Straßen waren rutschig.
      Als Banks vor dem Rugbyclub am nördlichen Ende von Eastvale anhielt, war es fast elf Uhr. Drinnen brannten noch die Lichter. Im Foyer stapfte er den Schnee von seinen Schuhen, bürstete ihn aus seinem Haar und von den Schultern seines Kamelhaarmantels, hängte ihn an die Garderobe und ging hinein.
      Er blieb auf der Türschwelle stehen und schaute durch den schwach erleuchteten Ballsaal. Hatchley und Carol waren verschwunden, aber viele Gäste waren dageblieben und hielten noch Getränke in den Händen. Der DJ gönnte sich eben eine Pause und jemand saß am Klavier und spielte Weihnachtslieder. Banks sah Sandra und Richmond auf ihren Barhockern an der Theke sitzen. Er blieb stehen und sah ihnen ein paar Augenblicke lang beim Singen zu. Es hatte etwas merkwürdig Intimes, so als beobachte er jemanden beim Schlafen. Und genau wie die von Schlafenden sahen ihre Gesichter unschuldig und ruhig aus, als ihre Lippen die vertrauten Worte formten:
     
    Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht...
     
     

* ZWEI
     
    * I
     
    »Was haben wir bis jetzt herausgefunden?«, fragte Gristhorpe um acht Uhr am nächsten Morgen. Wie Banks aus Erfahrung wusste, hielt der Superintendent im Frühstadium einer Ermittlung gerne regelmäßig Konferenzen ab. Obwohl er am vergangenen Abend am Tatort gewesen war, würde er nun die praktische Arbeit seinem Team überlassen und sich auf die Koordinierung ihrer Aufgaben und dem Umgang mit der Presse konzentrieren. Im Gegensatz zu manch anderen Vorgesetzten, mit denen Banks gearbeitet hatte, vertraute Gristhorpe die Arbeit seinen Leuten an, während er sich um taktische und innerpolizeiliche Angelegenheiten kümmerte.
      Im Konferenzzimmer gingen Gristhorpe, Banks, Richmond und Susan Gay die Ereignisse der letzten Nacht durch. Weder von der Spurensicherung noch von Dr. Glendenning, der soeben mit der Obduktion begonnen hatte, waren bisher Ergebnisse eingetroffen. Die einzige neue Information, die sie erhalten hatten, hatte sich aus der Befragung von Haus zu Haus ergeben. Drei Personen waren getrennt voneinander dabei beobachtet worden, wie sie Oakwood Mews Nummer elf an diesem Abend besucht hatten. Niemand konnte sie eindeutig beschreiben - schließlich war es dunkel gewesen und es hatte geschneit -, aber zwei Zeugen schienen darin übereinzustimmen, dass ein Mann und zwei Frauen an der Haustür geklopft hätten.
      Zuerst hatte der Mann angeklopft, gegen sieben Uhr, und Caroline hatte ihn ins Haus gelassen. Niemand hatte ihn wieder weggehen sehen. Wenig später war eine Frau erschienen, hatte kurz mit Caroline an der Tür gesprochen und war dann verschwunden, ohne das Haus betreten zu haben. Eine Zeugin meinte, es hätte sich, da ja Weihnachten war, um eine Person handeln können, die für wohltätige Zwecke sammelte - aber eine solche Person hätte wohl kaum die Gelegenheit versäumt, auch an jeder anderen Haustür zu klopfen, oder? Zeichen einer Auseinandersetzung hätte es auf jeden Fall nicht gegeben.
      Den Beobachtungen zufolge klopfte die letzte Besucherin, kurz nachdem die andere Frau verschwunden war, und ging ins Haus. Niemand hatte bemerkt, dass sie wieder fortgegangen war. Soweit sie sagen konnten, war dies das letzte Mal, dass Caroline Hartley von jemand anderem als ihrem Mörder lebend gesehen wurde. Vielleicht waren zwischen circa halb acht und acht noch andere Besucher da gewesen, aber niemand hatte sie gesehen. Alle hatten sich im Fernsehen »Coronation Street« angeschaut.
      »Irgendwelche Ideen zu der Schallplatte?«, fragte Gristhorpe.
      »Ich glaube, sie könnte wichtig sein«, meinte Banks, »aber warum, kann ich nicht sagen. Veronica Shildon hat behauptet, ihr gehöre sie nicht, und Caroline Hartley hatte für klassische Musik nichts übrig.«
      »Wo kommt sie dann her?«, fragte Susan Gay.
      »Tolliver sagte, einer der Zeugen war der Meinung, dass der Mann, der zu Besuch kam, eine Art Einkaufstasche bei sich hatte. Da könnte sie drin
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