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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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drohende Schlägerei schon im Keim zu ersticken. Denn eines galt es unter allen Umständen zu verhindern: dass sich die Massen aufschaukelten, dass sich Hunderte oder Tausende Menschen unkontrolliert in Bewegung setzten, dass eine Panik entstand. Jedem Polizisten war bewusst, dass dieses Modell möglicher Ereignisse das schlimmste aller Worst-Case-Szenarios darstellte.
    Der Krisenstab kümmerte sich um seiner Ansicht nach entscheidendere Fakten. Stolz vermeldete er am Veranstaltungsmorgen die aktuellen Wetterdaten: Lufttemperatur 19 Grad, Windstärke drei, und die Niederschlagswahrscheinlichkeit lag bei null Prozent. Die Loveparade begann ...
    Am Hauptbahnhof Duisburg verfügten Polizeieinheiten noch über genügend Personalressourcen und setzten ein Glasflaschen- und Rauchverbot durch. Ein wahres Luxusproblem am heutigen Tage. Ein Großteil des Menschenstroms schien schon zur frühen Stunde deutlich alkoholisiert zu sein, und einige der Partygäste standen offensichtlich bereits unter dem Einfluss von berauschenden Substanzen. Das war nicht verwunderlich, da eine Vielzahl der Party-People bereits eine stundenlange Anfahrt in einem der 700 Sonderzüge hinter sich hatte. Trotz oder gerade wegen dieses Umstands herrschte eine friedliche, ausgelassene Stimmung. Aufgestylt und frohgelaunt, strömten die Raver über zwei vorher festgelegte Routen zu Fuß ihrem Ziel entgegen, dem Veranstaltungsgelände. Die Fußstrecken starteten am Hauptbahnhof und umgingen das Veranstaltungsgelände in einem Halbkreis. Direkt im Tunnel trafen beide Besucherströme frontal aufeinander und sollten sich dort zu einer harmonischen Masse vereinigen, um dann die einzig zugängliche Rampe zu dem Veranstaltungsgelände zu erklimmen. Patrick und seine Kollegen waren zwar keine studierten Experten in Sachen Verhaltensforschung von Massen und Wegekonzepten, aber dieser skizzierte Plan erschien ihnen nicht besonders praxistauglich. Ihre Verwunderung steigerte sich noch, als sie erfuhren, dass diese Rampe und beide Anlaufrouten auch als einziger Ausgang und Abreiseweg für die verlassenden Besucherströme vorgesehen waren, gegen die neu anrückenden Raver – gleichzeitig.
    Patrick versuchte, die gehörten Fakten in seinem Gehirn zu verarbeiten. Hatte er etwas verpasst? Gab es doch verschiedene Routen? Mehrere separate Ausgänge? Nein. Nichts davon. Er sprach leise mit sich selbst, um sich zu vergewissern, dass er nichts übersehen hatte.
    »250 000 Menschen ist die behördlich zugelassene Obergrenze für das Partygelände, das damit proppenvoll ist. Zusätzlich befinden sich 750 000 weitere Raver in der Stadt und bewegen sich in Richtung des Geländes. Dann müssten sich die kompletten 250 000 Besucher des Eventgeländes mit den draußen ungeduldig wartenden und alkoholisierten Tanzwütigen dreimal komplett durchtauschen, und zwar vollkommen eigenständig und friedlich, und dies alles gleichzeitig durch einen Ein- und Ausgang mit dem Nadelöhr des Tunnels als unausweichlichem Hindernis.«
    Unmöglich, hallte es durch Patricks Kopf. Seine Überlegungen führten zu keinem vernünftigen Ergebnis, und so beendete er sie, um sich wieder seinen angeordneten Aufgaben zu widmen.
    Die besondere Herausforderung bei der Planung dieses Events im Vergleich zu anderen Großveranstaltungen wie einem Konzert oder einem Fußballbundesligaspiel war allein schon die Dauer der Loveparade von offiziell 14.00 bis 24.00 Uhr. Mit einstündiger Verspätung öffneten die Partymacher bereits ab 12.00 Uhr für die anströmenden Massen die Tore zum Veranstaltungsgelände. Die Party würde ständig in Bewegung sein, mit einem steten Fluss von Kommenden und Gehenden. Aber dies alles auf derselben Rampe? Auf denselben An- und Abreiserouten? Waren diese Planungen nur optimistisch, leichtsinnig oder realitätsfern und gar schon kriminell? Der Eindruck drängte sich förmlich auf, dass das Event in Duisburg unter allen Umständen stattfinden sollte. Vielleicht sogar wider besseres Wissens der Verantwortlichen?
    Fragen, die in den nächsten Monaten und Jahren Staatsanwaltschaften und Gerichte zu beantworten haben.
    Allen bösen Vorahnungen zum Trotz, es half nichts, die Hundertschaften nahmen ihre zugewiesenen Absperrposten ein. Zur Vorbereitung waren bereits seit Freitagabend um 18.00 Uhr die ersten Straßenzüge der Duisburger Innenstadt abgesperrt worden. Samstagfrüh folgten dann weitere umfangreiche Sperrmaßnahmen.
    Bereits vor dem offiziellen Veranstaltungsbeginn fielen bei
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