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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber
Autoren: Gabriella Engelmann
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es kaum, meiner Freundin in die Augen zu sehen, so sehr bin ich verletzt. Weniger von der Tatsache, dass die beiden etwas füreinander empfinden, dagegen ist man bekanntlich machtlos, doch umso mehr entsetzt von diesem Vertrauensbruch. Enttäuscht davon, dass keiner von beiden es für nötig gehalten hat, mir davon zu erzählen.
    »Bitte entschuldige, Nele, ich bin total kaputt«, sage ich und versuche mich aus der Affäre zu ziehen. »Ich muss jetzt dringend ins Bett, wir reden morgen weiter, okay?«, sage ich und gehe, ohne eine Antwort abzuwarten, in mein Zimmer.
    Dort lege ich mich sofort ins Bett und beginne hemmungslos zu weinen.

[home]
    Kapitel 18
    A m nächsten Morgen fühle ich mich wie gerädert. Ich habe nicht die geringste Lust, zusammen mit Nele zu frühstücken, und überlege kurz, ob ich mich für den heutigen Tag krankmelden soll. So verlockend der Gedanke ist, entschließe ich mich dennoch, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Nicht zuletzt, weil Paula Nele noch nicht kennt und sicher nicht mit ihr allein am Frühstückstisch sitzen möchte.
    Seit wir zusammen schwimmen waren, ist die Kleine mir immer mehr ans Herz gewachsen, und wir haben sogar begonnen, ein bisschen Konversation miteinander zu betreiben. Behutsam nähern wir uns Tag für Tag einander an, und ich habe mittlerweile sogar Spaß an unserem morgendlichen Ritual.
    Okay, raus aus den Federn, und ab ins Bad, feuere ich mich selbst an, um kurz darauf festzustellen, dass es blockiert ist, und zwar von meiner Freundin, wie ich anhand ihrer Stimme feststellen kann, die gutgelaunt »It’s a beautiful day« singt. Ich finde diesen Tag alles andere als beautiful und gehe missmutig hinüber in Tante Beas Bad, um dort zu duschen. Das kann ja heiter werden, denke ich mürrisch, während ich mir die Haare wasche (seit meinem Besuch bei Monsieur Arnaud übrigens nur noch mit mildem Babyshampoo!). Ich hoffe nur, dass Frank Degenhard so schnell wie möglich sein Okay für das Büchernest erteilt, dann werde ich Nele sofort Geld geben, damit sie sich wieder eine eigene Wohnung suchen kann. Meine Tage bis zu meinem Jobantritt in Mailand würde ich nämlich gern noch in Ruhe und Frieden verbringen.
    Die Aussicht, dass Neles Anwesenheit vielleicht nur von kurzer Dauer ist, bringt meine Stimmung zumindest insoweit wieder ins Lot, dass ich mich ohne Gedanken an sofortige Flucht zum Frühstück begeben kann. Während ich die Brötchen halbiere, die uns Ole jeden Morgen an die Tür hängt, und Teewasser aufsetze, kommt meine Freundin singend die Treppe herunter, schnappt sich einen Apfel aus dem Obstkorb, gibt mir einen Kuss und setzt sich an den Esstisch.
    Innerhalb von Sekunden stellen sich sämtliche meiner Nackenhaare auf, und ich habe Mühe, ein einigermaßen freundliches »Guten Morgen« von mir zu geben. Im Moment stört mich alles an Nele. Ihr Aussehen (weshalb sieht sie eigentlich am frühen Morgen so aus, als wolle sie in die Disco?), ihre Art, wie sie sich, ohne zu fragen, ob sie mir helfen könne, an den Tisch setzt. Wie sie geräuschvoll in den Apfel beißt, was meinen Kopf schier zum Platzen bringt. Ich bin froh, dass Paula an der Tür klingelt, bevor ich noch ernsthaft Mordgedanken hege.
    »Hallo, Paula, meine Süße«, flöte ich übertrieben freundlich und bugsiere das Mädchen an seinen Platz. »Darf ich bekannt machen? Nele, Paula«, sage ich knapp und wende mich dem pfeifenden Teekessel zu. Vor lauter Wut habe ich vollkommen vergessen, die Milch für Paulas Kakao zu erhitzen.
    »Morgen, die Damen«, flötet zu allem Überfluss auch noch Bea, die im Bademantel die Küche betritt. Das tut sie sonst nie. »Ich wollte mal sehen, wie es euch so geht«, erkundigt sie sich und blickt prüfend von der einen zur anderen.
    »Gut«, antworte ich, als könne ich kein Wässerchen trüben, und gieße Milch in den Topf.
    »Wie war deine erste Nacht im Kapitänshaus?«, wendet sich Bea nun an meine Freundin, die gerade genüsslich gähnt.
    »Sehr gut, danke. Nett, dass DU wenigstens fragst«, antwortet sie.
    Ich spüre förmlich, wie sich der Blick aus ihren grünen Augen in meinen Rücken bohrt, während ich das Kakaopulver aus dem Hängeschrank hole. Meine Tante mustert mich irritiert, während ich es vorziehe, nicht auf Neles Stichelei zu reagieren.
    »Das freut mich«, antwortet Bea und streicht Paula übers Haar. »Dann wünsche ich euch allen einen schönen Tag. Ich habe übrigens Leon und seinen Freund Dirk für heute Abend eingeladen. Dirk hat sich
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