Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber
Autoren: Gabriella Engelmann
Vom Netzwerk:
ich und spüre, wie sich mir bei dem Gedanken an einen möglichen neuerlichen Betrug die Kehle zuschnürt. Ein zweites Mal könnte ich so etwas nicht verkraften. Schon gar nicht, wenn es sich bei der Kontrahentin auch noch um meine beste Freundin handelt.
    »Aber, Süße«, antwortet meine Tante und seufzt tief. »Du kannst dich doch nicht den Rest deines Lebens davor fürchten, dass du betrogen wirst, nur weil es dir einmal passiert ist. Ich will damit keineswegs deinen Kummer schmälern und weiß Gott Stefan nicht verteidigen, aber so etwas kann schon mal vorkommen. Besonders, wenn man wie ihr noch recht jung ist und nicht so recht weiß, wo man im Leben hingehört.«
    So, wie sie es sagt, hat Bea natürlich recht, dennoch bleibt dieser nicht ganz unwichtige weitere Punkt. »Das ist ja alles schön und gut, aber mein Hauptproblem ist, dass ich gar nicht weiß, was Leon für mich empfindet. Vielleicht ist es sowieso müßig, sich zu überlegen, was da mit Nele ist oder auch nicht ist, weil ich gar nicht sein Typ bin.«
    »Was willst du tun, um es herauszufinden?«, fragt Bea, und obwohl ich es nicht sehen kann, weiß ich, dass sie lächelt.
    »Keine Ahnung«, antworte ich und fühle mich hilflos. Momentan weiß ich überhaupt nichts mehr, außer dass ich todmüde bin und endlich ins Bett möchte. Ich gähne auffällig und hoffe, dass meine Tante diesen Wink mit dem Zaunpfahl versteht.
    »Vielleicht solltest du jetzt lieber ins Bett gehen, Mäuschen«, schlägt sie prompt vor, und ich bin dankbar, dass dieses wenn auch lieb gemeinte Kreuzverhör beendet ist.
    Doch in diesem Moment fällt mir noch etwas Wichtiges ein. »Was hat Frank Degenhard eigentlich dazu gesagt, dass wir jetzt das Geld zusammenhaben?«, frage ich mit letzter Kraft, weil ich weiß, wie wichtig es für Bea und Nele ist.
    »Er war erfreut zu hören, dass wir unser Problem offenbar gelöst haben, und bespricht unseren Fall nun im großen Gremium. Ende der Woche dürften wir wieder von ihm hören«, antwortet sie.
    »Klingt gut«, murmle ich, nachdem ich mich verabschiedet habe, und wanke die Treppe nach oben. Minuten später liege ich im Bett und falle auf der Stelle in einen tiefen, traumlosen Schlaf, dem Kräutertee sei Dank.

    Am folgenden Morgen erlebe ich eine Überraschung, als ich nach unten komme. Nele ist bereits wach und hat den Frühstückstisch gedeckt. Und zwar nicht nur mit dem Üblichen, sondern auch mit weichgekochten Eiern und frisch gepresstem Orangensaft.
    »Was ist denn hier los?«, frage ich und reibe mir ungläubig die Augen, während der Duft von frischem Kaffee durchs Haus zieht.
    »Frühstück, siehst du doch«, antwortet sie und lächelt mich an. »Gestern war ich noch so erledigt vom Umzug, dass ich dir unmöglich helfen konnte. Aber heute bin ich wieder fit wie ein Turnschuh und wollte mich nützlich machen.«
    »Was dir zweifelsohne auch gelungen ist«, antworte ich und nehme Platz, während Nele mir Kaffee einschenkt.
    »Außerdem will ich mit dir reden«, sagt meine Freundin und wirkt dabei sehr geheimnisvoll.
    »Worüber?«, frage ich misstrauisch, weil ich überhaupt keine Lust habe, schon wieder Probleme zu wälzen.
    »Ich habe ohne es zu wollen einen Teil deines Gesprächs mit Bea gehört«, sagt Nele und setzt sich ebenfalls. Auweia, denke ich und überlege, welchen Part sie wohl mitbekommen hat. »Ich wollte wirklich nicht lauschen, aber als ich zur Toilette gegangen bin, habe ich gehört, wie du von Leon und mir gesprochen hast, und bin natürlich neugierig geworden. Tut mir leid, wenn ich etwas gehört haben sollte, was nicht für meine Ohren bestimmt war. Aber ich glaube, es ist ganz gut, dass ich jetzt weiß, was in den letzten beiden Tagen in deinem Kopf herumgespukt ist«, sagt sie und strahlt übers ganze Gesicht.
    Merkwürdig.
    »Was genau hast du denn gehört, und wofür soll es gut sein?«, frage ich mürrisch und bestreiche ein Croissant mit Butter und Marmelade.
    »Ich weiß jetzt, dass du in Leon verknallt bist und dass du denkst, wir beide hätten miteinander geschlafen. Und ich vermute, dass du befürchtest, Leon könnte in mich verliebt sein.«
    Mist, dann hat sie ausgerechnet den wichtigsten Teil mit angehört! Ich spüre, wie die Röte meine Wangen hinaufkriecht, und bin gespannt, welche Eröffnung meine Freundin mir nun machen wird.
    »Ich denke, dass es ganz gut ist, wenn ich dir sage, wie es wirklich um uns beide steht«, fährt sie fort, und ich würde mir am liebsten die Ohren zuhalten, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher