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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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übernachtet hattest, erschien mir Seine Hoheit, der Vanax, ungewöhnlich besorgt um dich. Constance, sagte ich mir, zwischen den beiden bahnt sich was an. Habe ich’s nicht erwähnt, William?«
    Aber ihr Ehemann beachtete sie nicht, viel zu fasziniert vom Anblick der steinernen Löwinnen und des imposanten Tors, das sie bewachten. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Wenn man es mit Holyhood vergleicht, wohnen wir in einer bescheidenen Hütte.«
    »Davon dürfen wir Prinny nichts erzählen«, entschied Lady Constance. »Wo er doch ohnehin schon viel zu viel Geld in seine Bauprojekte steckt!«
    »Der Palast wurde vor etwa dreitausend Jahren errichtet«, verkündete Brianna stolz. »Seither blieben sämtliche Teile erhalten, die ursprünglichen Räume werden immer noch benutzt. Aber im Lauf der Zeit sind mehrere weitere Trakte entstanden.«
    »In der Tat, erstaunlich«, murmelte Lord William, während sie die breiten Stufen zum geöffneten Doppeltor hinaufstiegen. Dort wurden sie von Atreus erwartet, der sie liebenswürdig begrüßte.
    Falls Lady Constance schockiert war, weil er nur den kurzen Faltenrock eines akoranischen Kriegers trug, ließ sie sich nichts anmerken. Formvollendet knickste sie. »Hoheit, es ist uns eine große Ehre, Ihre Einladung anzunehmen.« Höflich half er ihr, sich aufzurichten.
    »Meine liebe Lady Constance, Ihr Besuch bereitet mir große Freude.« Leicht verlegen lächelte sie, dann strahlte sie über das ganze Gesicht, als er hinzufügte: »Bitte, nennen Sie mich Atreus.«
    »Darf ich Ihnen den Brief überreichen, den der Prinzregent mir für Sie mitgegeben hat, Hoheit?« William Hollister legte eine umfangreiche, mit protzigen Siegeln und Bändern verzierte Depesche in Atreus’ Hände. Entschuldigend fuhr er fort: »Eine ziemlich lange Epistel.«
    Atreus nickte und steckte den Brief in den Bund seines Faltenrocks. »Damit werde ich mich zu gegebener Zeit befassen. Nun will ich Sie erst einmal zu Ihrer Gästesuite begleiten.«
    Nachdem das erledigt war, seufzte Brianna erleichtert und eilte zu Phaedra und Leoni. Glücklicherweise kümmerten sich die beiden tüchtigen Frauen um die Vorbereitungen für das Fest. Seit einem halben Jahrhundert hatte kein Vanax mehr geheiratet, und nun wollte anscheinend das gesamte akoranische Volk an dem großen Ereignis teilnehmen. Der Hochzeitstag war zum Feiertag ausgerufen worden, und ganze Heerscharen strömten nach Ilius. In der ganzen Stadt erklangen Musik, Gelächter und Lieder, über offenen Feuerstellen wurden Lieblingsspeisen gekocht, lockten hungrige Reisende an, die gastfreundlich bewirtet wurden.
    »Alles in bester Ordnung, Brianna«, versicherte Leoni. »Am besten ruhst du dich jetzt aus.«
    »Ja, das solltest du wirklich tun«, stimmte Phaedra zu. »Gönn dir eine Atempause.«
    Dankbar befolgte Brianna den Rat, sank in ihr Bett, obwohl sie nicht erwartete, tatsächlich einzuschlafen.
    Als sie die Augen öffnete, war ihr Hochzeitstag angebrochen.
    In ihrem Magen schienen die Schmetterlinge zu flattern, die sie auf ihrer Bergtour gesehen hatte. Kaum war sie erwacht, geriet sie auch schon in eine unaufhaltbare Folge nervenaufreibender Momente.
    Sida brachte ihr das Frühstück und wartete wie ein Mahnmal neben dem Bett. Aber die Schmetterlinge waren nicht hungrig. Dann kam Leoni ins Zimmer, Briannas geliebte Mutter, und beanspruchte ein paar stille Minuten zu zweit, um ihr das Armband aus Silber und Lapislazuli zu schenken, das sie bei ihrer eigenen Hochzeit getragen hatte.
    »Jahrelang hoffte ich, diesen Schmuck einer Tochter zu überreichen«, gestand Leoni leise. »Doch ich hätte nie gedacht, dass ich eine so wunderbare Tochter wie dich bekommen würde. Ich bin stolz auf dich, Brianna, und ich liebe dich sehr.« Natürlich flossen Tränen.
    Und wenig später wurden neue Tränen vergossen – diesmal Lachtränen, denn Phaedra gesellte sich hinzu und schilderte Atreus’ Dummejungenstreiche, während Brianna angekleidet wurde.
    Nach akoranischer Tradition trug sie eine schlichte Brautrobe aus feinster Seide, am Saum und am Oberteil mit winzigen Perlen bestickt. Ihr Haar fiel offen auf die Schultern, von einer Blumengirlande umwunden, die Atreus ihr geschickt hatte. Da diese Blumen von der idyllischen Bergwiese stammten, musste Brianna schon wieder weinen. Schließlich nahm sie die Träne des Himmels aus dem Etui, in dem sie den kostbaren Saphir so sorgsam verwahrt hatte, und legte die Kette um ihren Hals.
    Und letzten Endes war es –
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