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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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über ein paar ordentliche Tränen, um für den Tag gerüstet zu sein.«
    Alice umarmte sie kurz. Dabei musste sie sich vor Nells ausladendem Hut, der mit Seidenblumen, Federn und Bändern überreich geschmückt war, in Acht nehmen. Nell hatte nichts von ihrer Extravaganz verloren, doch Alice nahm sie mittlerweile hin und bewunderte sie sogar – sie gehörte einfach zu Nell. Sie selbst trug einen vernünftigen Strohhut, der mit einem rosa Band unter demKinn festgebunden war, wie es sich für eine Frau von einundfünfzig Jahren gehörte, und ihr einfaches Kleid wirkte schlicht neben Nells leuchtend grünem.
    »Darf ich den Damen mein Kompliment machen?«, sagte Henry Carlton und reichte jeder von ihnen ein Glas von dem Champagner, den er aus Europa importiert hatte. »Du siehst wundervoll aus, Alice. Und Nell, was für ein grandioser Hut!«
    »Du siehst auch nicht übel aus«, erwiderte Nell und trank einen Schluck Champagner. Sie zwinkerte ihm über dem Glasrand zu. »Für einen alten Kerl hast du dich hübsch herausgeputzt.«
    »Einundsechzig ist doch kein Alter, Nell«, entgegnete er belustigt. »Ich stehe in der Blüte meiner Jahre.«
    Alice hörte zu, wie die beiden sich neckten, und Wärme durchflutete sie. Henry Carlton machte ihr noch immer jedes Mal einen Antrag, wenn er nach Australien kam, doch sie wussten beide, dass nie etwas daraus würde. Gewiss, ihre Freundschaft hatte sich vertieft, und obwohl seine kurzfristige Beteiligung an Moonrakers längst beendet war, kam er als willkommener Gast regelmäßig zu Besuch. Sie und Nell respektierten seine Kenntnisse und seinen Ratschlag.
    »Henry!« Der Baron hatte sein bombastisches Auftreten nicht abgelegt, und seine Stimme war sehr wahrscheinlich bis zum nächsten Farmhaus zu hören. »Schön, dich zu sehen, mein Freund. Und jetzt sag mal, wo hast du diesen ausgezeichneten Champagner gefunden?«
    Alice und Nell schauten den beiden Männern hinterher, wie sie zu den Tischen schlenderten, die man unter den Bäumen aufgestellt hatte. »Ich werd verrückt«, sagte Nell leise, »der Alte hat noch immer eine Stimme wie eine Kanone.«
    Der Baron war inzwischen eine recht bedeutende Persönlichkeit in Sydney Town, und man traf ihn häufig in der Bar seines Hotels an, wo er seine Gäste mit ungeheuerlichen Anekdoten unterhielt. Doch trotz seines Alters und seiner Jovialität verlor er seinGeschäft nie aus den Augen und trieb seine Angestellten oft an den Rand ihrer Geduld.
    »Da ist Amy«, sagte Nell. »Ich sollte vielleicht hingehen und mich um das Baby kümmern.«
    »Es ist ganz zufrieden«, murmelte Alice. »Es ist da drüben bei Niall im Schatten.«
    »Die geben ein hübsches Bild ab, was?«, sagte Nell. Amy hatte sich neben ihren Mann gesetzt, der ihren gemeinsamen Sohn zärtlich wiegte. »Wer hätte gedacht, dass Amy sich so ruhig in Ehe und Mutterschaft einrichten würde?«
    »Von Ruhe würde ich da nicht reden«, sagte Alice mit trockenem Humor. »Andauernd streiten sie um irgendetwas.«
    Nell grinste. »Aber das machen die doch nur, damit sie sich nachher wieder versöhnen können. Das ist das Beste an der Ehe.«
    Ein kurzes Schweigen folgte, während beide sich daran erinnerten, wie es einst mit Jack und Billy gewesen war. Der Schmerz war noch immer da, aber nicht mehr ganz so stark, nachdem der Balsam der Zeit die Wunden geheilt hatte.
    Alice hakte sich bei Nell unter. »Komm, lass uns die Zwillinge suchen. Es gibt nichts Besseres als eine Hochzeit, um Romanzen zum Blühen zu bringen, und ich möchte wissen, ob Sarahs Verehrer den Mut aufgebracht hat, ihr einen Antrag zu machen.«
    George half Harry und Oliver gerade, die letzten Gepäckstücke hinten in den Wagen zu laden. Die Schrankkoffer waren bereits an Bord der Georgeana verstaut, die am folgenden Abend auslaufen würde, und die Jungen schmiedeten Pläne, womit sie sich auf der langen Seefahrt nach England beschäftigen könnten.
    Er trat zurück und betrachtete die beiden Jungen. Ihre Aufregung über das bevorstehende Abenteuer gefiel ihm. Er wusste, wie ihnen zumute war, denn er hatte dasselbe Prickeln gespürt, als sie sich vor vielen Jahren auf der Golden Grove eingeschifft hatten. Lächelnd erinnerte er sich daran, dass er sich neugierig über dieBordwand gelehnt hatte, um zu beobachten, wie die anderen Schiffe der Ersten Flotte von Portsmouth absegelten. Wenn Eloises Söhne in zwei Jahren nach Australien zurückkehrten, würden sie viele Erinnerungen mitbringen und vielleicht die Sehnsucht, mehr
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