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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer
Autoren: Horst Hoffmann
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ihren schönen Tagträumen gerissen wurden?
    *
    »Mythor!« Sadagar warf einen Fisch zurück ins Wasser und breitete die Arme aus, als der Sohn des Kometen auf ihn zukam. Mythor nickte nur und gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter. Dann, als er den Weggefährten genauer betrachtete, zuckte er leicht zurück.
    Sadagar sah aus, als sei er Jahre jünger geworden. Auch er trug nur mehr einen Lendenschurz und hatte sogar den Gurt mit den zwölf Messern in seiner Hütte zurückgelassen.
    »Dir geht es gut, ja?« fragte Mythor. Sein Blick wanderte über den Strand, und erst jetzt sah er, wie viele Männer und Mädchen es sich hier gutgehen ließen. Das Dorf war so gut wie verlassen. Die anderen durchstreiften die Wälder oder frönten der Liebe. Niemand brauchte zu arbeiten.
    »Natürlich!« rief Sadagar aus. »Pass auf!«
    Er hielt einen an einer langen Holzstange befestigten Kescher über die hier sanft heranrollenden Wellen, und schon sprang ein Fisch hinein. Vermutlich war es sogar jener, den der Steinmann vorher selbst wieder in sein nasses Element zurückgeworfen hatte. »Siehst du?«
    »Und das macht Spaß, oder?« fragte Mythor.
    »Und wie! Es…« Sadagar sah den Blick in Mythors Augen, in dem keine Spur von Spott zu erkennen war. Mit einer Verwünschung warf der Steinmann den Kescher beiseite und brummte: »Es macht auf Dauer keinen Spaß, vor allem nicht, wenn einer wie du alles tut, um einem die Freude daran zu verderben!«
    »Lass dich nicht abhalten«, sagte Mythor bitter. »Wenn du den Sinn deines Lebens darin siehst, den Mund aufzureißen und dir die Trauben hineinregnen zu lassen…«
    »Mythor, wir können nicht von hier fort! Wenn es der Wille des Lichtboten wäre, dass wir nach Logghard gelangten, würde er uns einen Weg zeigen!«
    »Der Lichtbote weilt nicht mehr auf dieser Welt«, erinnerte Mythor den Freund. »Aber er wird zurückkehren, eines vielleicht nicht mehr fernen Tages, und sein Blick wird nicht auf eine reine Lichtwelt fallen!«
    Was das hieß, war Sadagar klar. Der Steinmann trat wütend mit einem Fuß in den Sand und breitete die Arme zu einer Geste der Hilflosigkeit aus. »Dann sag mir, was wir tun sollen!«
    »Bei Quyl, wenn ich das wüsste!«
    Mythor setzte sich in den weißen Sand und starrte finster auf die fernen, turmhoch um die Insel kreisenden Wassermassen.
    »Auf Burg Anbur«, murmelte Sadagar, »erfuhr ich vieles vom Sterndeuter Thonensen, wie du weißt. Er beobachtete weite Teile der Welt durch sein magisches Fernrohr.«
    Mythor sah den Gefährten fragend an.
    »Einmal sagte er mir, dass er riesige Blasen gesehen habe, die sich durch die Lüfte bewegten. Und in ihnen sollen Menschen gesessen haben.«
    »Hütten mögen aus dem Boden wachsen«, entgegnete Mythor. »Aber keine Gefährte, die in den Himmel aufsteigen und uns von hier fortbringen. Wer immer dieses Gefängnis erschaffen hat… er will nicht, dass auch nur einer der hier Gestrandeten entkommt!«
    Der Steinmann erschrak. »Sag so etwas nicht, Mythor…«
    »Warum nicht? Weil du Angst hast? Vor wem, Sadagar? Wo doch hier alles so friedlich ist?«
    »Man weiß nie…«
    »Wir wissen gar nichts, und der, der uns die Antwort geben könnte, blendet uns mit schönen Sprüchen!«
    Mythor sprang auf und wandte sich zum Gehen.
    »Warte!« rief Sadagar. »Wo willst du hin?«
    »Zurück. Ich will Nilombur suchen, und diesmal wird er mir einige klare Antworten geben müssen. Ich will wissen, wie es war, bevor die ersten Schiffbrüchigen hier an Land gingen. Er ist der Herrscher des Eilands. Und frühere Herrscher werden ihm ihr Wissen mitgeteilt haben.«
    »Nilombur weiß auch nicht mehr als wir, Mythor.«
    »Vielleicht, aber ich brauche Gewissheit.«
    »Dann komme ich mit, wenn du mir hilfst, die Körbe mit den Fischen zu tragen. Ich habe Clydha versprochen, ihr welche mitzubringen, als wir gestern abend…« Verlegen räusperte sich der Steinmann.
    Mythor lächelte schwach. »Du wirst tatsächlich jünger. Aber gib acht! Du meinst doch das Mädchen, das zu O’Lywynh gehört.«
    »Er bekommt auch von den Fischen. Und außerdem ist hier keiner eines anderen Eigentum!« versetzte Sadagar trotzig.
    Wortlos packte Mythor sich einen Korb auf die Arme. Sadagar tat es ihm gleich und folgte ihm zurück zu den Hütten.
    Eine Handvoll Männer, die Mythor alle von der Gasihara her kannte, brieten ein Stück Wild auf einem Spieß. Andere ließen sich von Mädchen in der Kunst des Blumenflechtens unterweisen. Mythor sah sie noch vor
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