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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne
Autoren: Patricia Shaw
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dass ihr kommt«, brüllte Lester. »Ihr wollt mich hier wohl verfaulen lassen, was? Habt ihr was zu essen dabei?«
            Josetta war einer Ohnmacht nahe, und Marvin schnappte sich ihren Korb. »Hier, mein Sohn, jede Menge, Wurst, ein Schinken, Brot, Pasteten von deiner Mutter …«
            Er verstummte, als Lester darüber herfiel und sich das Essen gierig in den Mund stopfte.
            »Habt ihr mir Geld mitgebracht?«, fragte er kauend. »Hier braucht man Geld, wenn man Essen, saubere Kleidung oder frisches Wasser haben will. Sie haben mir alles weggenommen, was ich bei mir hatte, kein einziger Fetzen am Leib, der mir gehört. So kann ich nicht leben.« Er packte seinen Vater am Revers. »Ihr müsst mich hier rausholen. Tut was! Zahlt, was immer sie verlangen. Verkauft notfalls die Farm.«
            Etwas anderes kam für Lester nicht in Betracht. Er fieberte seiner Freilassung entgegen und verlangte, sein Vater solle sich umgehend darum kümmern. Mit Josetta sprach er kaum und drängte sie nur, Marvin ebenfalls anzutreiben.
            Schließlich brach er in Tränen aus. »Ich flehe euch an, holt mich hier raus, bevor es zu spät ist. Es heißt, das Transportschiff kann jeden Tag aufbrechen.«
            Marvin mietete zwei Zimmer in einem nahe gelegenen Gasthaus, bemühte sich bei den Behörden vergeblich um Gnade für seinen Sohn, suchte täglich das Gefängnis mit einem Korb voller Nahrungsmittel und Wein auf. Er und Josetta saßen gleichmütig da, während Lester sie mit Beschimpfungen überhäufte. Als dieser endlich begriff, dass es kein Zurück gab, brachte Marvin die Farm zur Sprache.
            »Es fällt mir schwer, dir das zu sagen, mein Sohn, aber wir müssen auch an uns denken. Du wirst eines Tages wiederkommen, aber bis dahin …«
            Lester saß mit hängendem Kopf auf der Bank und bewegte sich nur, um sich ein Stück Brot und den Apfel zu nehmen, den Josetta für ihn geschält hatte. Er schien nicht zuzuhören, doch Marvin drängte weiter.
            »Ich habe mir Folgendes überlegt. Da Josetta Glencallan nicht ohne dich führen kann, könnten wir sie mit meiner Farm zusammenlegen und einen einzigen großen Besitz daraus machen. So wäre das Land für dich sicher. Wenn du es so lässt, wie es ist, könnte Josetta womöglich einen anderen Mann ins Haus holen, ihn sogar heiraten!«
            »Nein! Wie kannst du so etwas sagen, Pa Harris! Ich liebe Lester, ich würde niemals …« Sie brach in Tränen aus.
            Lester beachtete sie gar nicht. »Eine einzige große Farm?«, knurrte er. »Eine einzige große Farm?«
            »Ja. Ich habe die Papiere dabei.« Marvin griff in seine Westentasche. »Wenn du mir Glencallan überschreibst, musst du dir nie mehr Sorgen darum machen.«
            Lester schoss von der Bank hoch und rammte die Faust gegen die Mauer.
            »Hältst du mich für so dämlich? Meinst du, ich wüsste nicht, was du vorhast? Du hast mir Glencallan nie gegönnt, hast Großvater verflucht, weil er mir die Farm hinterlassen hat, hast ihn noch am Grab verflucht. Und jetzt willst du sie ganz für dich! Und mein Bruder reibt sich schon die Hände! Aber so weit wird es nicht kommen. Raus!«
            Er stürzte sich auf seinen Vater und stieß ihn aus der Zelle.
            Josetta versuchte, ihn zu beschwichtigen, während der schlampig gekleidete Wärter gelangweilt zu ihnen herübersah.
            »Gib ihr die Papiere«, knurrte Lester, griff danach und hielt sie Josetta hin. »Ich muss mit dir reden. Allein.« Er nahm sie beiseite.
            »Lester, du weißt, ich würde dich nie …«
            »Setz dich und hör zu. Ich habe mich umgehört, um etwas über dieses Van Diemen’s Land herauszufinden. Auf diese Idee seid ihr vermutlich gar nicht gekommen.«
            »Wir hatten nicht genug Zeit«, wimmerte sie, »wir waren so besorgt um dich.«
            »Überlass die Sorgen von jetzt an mir, denn ich habe einen Auftrag für dich. Verkaufe die Farm mit allem, was dazugehört. Dann buchst du eine Überfahrt für dich und die Kleine nach Van Diemen’s Land.«
            Sie schlug die Hände vor den Mund. »Wie meinst du das? Ich kann doch nicht im Gefängnis leben.«
            »Das zeigt, wie wenig Ahnung du hast. Du bist genauso dumm wie mein Vater. Ich habe mich erkundigt. Menschen werden sich ansiedeln, sie wandern
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