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Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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verdient an deinen Romanen, Dale! Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, verstehst du? Wenn du ihm nichts ablieferst, was er veröffentlichen könnte, bist du für ihn wertlos. Außerdem darf ich dich daran erinnern, dass
Cara Stern
nicht dir gehört. Der Verlag hat dieses Pseudonym erfunden und schützen lassen. Die können jederzeit einen anderen Autor beauftragen, einen Roman unter diesem Namen zu schreiben. Aber sie wollen
dich
, Dale. Sie wollen deinen Stil, deine Handschrift. Deshalb sind sie ja so geduldig mit dir. Noch jedenfalls. Das kann sich aber auch ganz schnell ändern. Also überleg dir gut, was du tust. Überdenke die Konsequenzen. Ich an deiner Stelle würde lieber versuchen, mit dieser Lektorin zurechtzukommen. Schmier ihr ein bisschen Honig um den Mund, sei charmant – verdammt, ich weiß, dass du das kannst. Denn anderenfalls”, sagte Carl Dawson und machte eine dramatische Pause, “kannst du dir jetzt schon einen Platz in der Schlange beim Arbeitsamt reservieren.”
    “Nun, in diesem Fall werde ich den Platz direkt hinter mir für dich freihalten, Carl”, entgegnete Dale ungehalten. “Ich habe nämlich das Gefühl, dass du eine entscheidende Tatsache völlig vergessen hast: Du arbeitest für
mich!
Und manchmal frage ich mich ernsthaft, wofür ich dir eigentlich die Unsummen bezahle, die du mir jeden Monat in Rechnung stellst, wenn du nicht einmal in der Lage bist, ein einfaches Telefonat mit meinem Verlag für mich zu führen.”
    “Jetzt wirst du aber ungerecht, alter Junge. Ich versuche doch nur, dich von einem Fehler abzuhalten, der …”
    “Aber gut, dann werde ich das eben selbst erledigen”, schnitt Dale seinem Agenten das Wort ab. “Ich werde James Berkeley sagen, dass er die kleine Schnüfflerin, die er geschickt hat, um mich auszuspionieren, wieder zurückpfeifen kann. Und wenn das erledigt ist, werde ich in Ruhe und Frieden meinen Roman fertigstellen. Was, in Gottes Namen, ist daran so lustig?”, brauste er auf, als er Carl Dawson am anderen Ende der Leitung leise lachen hörte.
    “Oh, gar nichts, ruf Berkeley ruhig an. Ich kann dir allerdings schon im Voraus sagen, dass du kein Glück haben wirst. Der Gute ist nämlich vorgestern mit seiner Familie in den wohlverdienten Jahresurlaub aufgebrochen. Erreichbar nur im absoluten Katastrophenfall, mach dir also keine Hoffnungen.”
    Dale stieß einen gewaltigen Fluch aus, dann warf er den Telefonhörer zurück auf die Gabel. Verdammt, warum wollte denn bloß niemand begreifen, dass er nicht mit dieser Person zusammenarbeiten konnte!
    Wütend sprang er von seinem Stuhl auf und trat ans Fenster. Inzwischen war tiefe Dämmerung heraufgezogen, doch über dem Meer lag noch immer ein sanftes Glühen, das bereits den nahenden
Midsommar
ankündigte. Bald schon würde es um diese Tageszeit noch immer hell sein.
    Normalerweise übte der Anblick des Meeres eine besänftigende Wirkung auf Dale aus, dieses Mal jedoch störte etwas diesen therapeutischen Effekt. Nein, nicht etwas –
jemand
. Denn draußen, auf der grob gezimmerten Bank, die inmitten eines lichten Birkenwäldchens am Meeresufer stand, saß Cassie Dorkins. Sie saß einfach nur da, starrte hinaus zum Horizont und rührte sich nicht. Der Wind spielte mit ihrem langen, rabenschwarzen Haar und erweckte in Dale augenblicklich den unbändigen Wunsch, seine Hände darin zu vergraben.
    Hastig wandte er sich vom Fenster ab.
    Nein, sie konnte unmöglich auf Svergå bleiben. Es ging einfach nicht!
    Verzweifelt barg er das Gesicht in den Händen. Er wusste nicht, wie er dieses verwirrende Durcheinander, das Cassie Dorkins in seinem Kopf anrichtete, auch nur eine Sekunde länger aushalten sollte. Erbärmlicher Schwächling! Hast du dir nicht an Annikas Grab geschworen, dass keine andere jemals ihren Platz einnehmen würde?
    Nicht zum ersten Mal glaubte Dale, wie aus weiter Ferne Annikas Stimme zu vernehmen.
Ich entbinde dich von deinem Schwur …
    Als Cassie am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Sie war an die ständige Geräuschkulisse Londons gewöhnt, die niemals ganz verebbte. Der Verkehrslärm, die Polizeisirenen, das Gelächter der Gäste des nahe gelegenen Pubs, die unter ihrem Fenster vorbeikamen – all das war ihr so vertraut, dass sie es schon gar nicht mehr wahrnahm. Doch hier, auf Svergå, herrschte in der Nacht eine so absolute Stille, dass sie Cassie beinahe ohrenbetäubend erschien. Bis weit nach Mitternacht hatte sie wach gelegen, ehe sie
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