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Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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war ihm noch so gut in Erinnerung, als wäre es erst gestern geschehen, dabei waren seitdem bereits über drei Jahre vergangen. Sie hatte den kleinen Streuner, damals kaum mehr als ein Welpe, am Strand aufgelesen – oder umgekehrt, denn Annika hatte ihm berichtet, dass er ihr einfach nicht mehr von der Seite gewichen war. Sie hatte es einfach nicht über sich gebracht, ihn zurückzulassen.
    Typisch Annika …
    Wie stets, wenn er an sie dachte, war das Gefühl von Verlust und Schmerz so präsent, dass er es kaum ertragen konnte. Wer auch immer behauptet hatte, dass die Zeit alle Wunden heilte, war in Dales Augen ein Ignorant, denn er hatte offenbar noch niemals etwas verloren, das er von ganzem Herzen liebte.
    Seufzend fuhr er sich über die Augen und verdrängte die Gedanken an die Vergangenheit. Er hatte in der Gegenwart wahrlich genug Probleme, mit denen er sich befassen musste.
    “Ach, alter Junge, kannst du mir nicht sagen, wie’s jetzt weitergehen soll? Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende.”
    Der Hund beantwortete seine Frage mit einem zaghaften Jaulen. Dann rappelte er sich auf und blieb schwanzwedelnd vor seinem Herrchen stehen.
    “Hast ja recht, es macht keinen Sinn, hier herumzusitzen und Trübsal zu blasen.” Dale schüttelte langsam den Kopf. “Trotzdem gefällt mir der Gedanke nicht, jemand Fremdes auf unsere Insel zu lassen – ebenso wenig wie dir, was?”
    Wuff!
    Dale lachte auf. “Ich sehe, wir verstehen uns. Aber mach dir keine Gedanken, ich werde schon dafür sorgen, dass wir den ungebetenen Störenfried so schnell wie möglich wieder loswerden.”
    Gedankenverloren klappte er sein Taschenmesser auf. Und während er weiter auf das Meer hinausschaute, schnitt er sich ein Stück Schafskäse ab, das Malin ihm mit auf den Weg gegeben hatte. Seine Haushälterin war stets bemüht, dass es ihm an nichts fehlte, und er war ihr dankbar, wenngleich sie es mit ihrer mütterlichen Fürsorge gelegentlich ein wenig übertrieb.
    Nachdenklich ließ er das würzige Aroma auf der Zunge zergehen und fragte sich zum wiederholten Male, wie er sich gegenüber seinem Gast, der in wenigen Tagen hier auftauchen würde, verhalten sollte.
    Irgendwann schüttelte er den Kopf. Was brachte es schon, jetzt darüber nachzudenken? Er stand auf, packte seine Sachen ein und ging los. Als Hund und Herrchen das Haus erreichten, das auf der anderen Seite der Schäreninsel stand, war der Himmel bereits mit einem Hauch von Bronze überzogen. Tief stand die Sonne am Horizont, und das Meer schien wie von einem inneren Feuer zu glühen.
    Der köstliche Geruch von
Lammstek
, Malins besonderer Spezialität, stieg ihm in die Nase. Achtlos ließ er seine Jacke und die alte Ledertasche, die Schreibblock und Stifte enthielt, in der Diele neben der alten Bauernkommode auf den Boden fallen und rief: “Ich hoffe, du hast genug Lammkeule für eine ganze Kompanie gezaubert, Malin! Ole und ich sterben vor Hunger!”
    Erst da fiel ihm das unbekannte Kleidungsstück auf, das ordentlich an einem Bügel an der Garderobe hing. Dale runzelte die Stirn. Ein modern geschnittener Mantel aus schwarzem Wildleder? Er konnte sich nicht entsinnen, Malin jemals darin gesehen zu haben – und irgendwie schien er auch überhaupt nicht zu seiner zweiundsechzigjährigen Haushälterin zu passen, die für gewöhnlich nur selbst gestrickte Jacken und Pullover trug.
    Seine Stimmung sank dem Nullpunkt entgegen. Der fremde Mantel konnte nur eines bedeuten: Sie hatten Besuch. Und ihm fiel nur eine Person ein, die hierfür infrage kam: Es musste die Lektorin sein – oder
die Spionin
, wie Dale sie insgeheim getauft hatte –, die sein Verlag geschickt hatte, um ihm auf die Finger zu schauen. Aber verdammt, sie war viel zu früh dran!
    Er spielte kurz mit dem Gedanken, sich einfach wieder aus dem Staub zu machen. Doch dummerweise hatte er seine Ankunft bereits lautstark angekündigt, und zudem würde er sich früher oder später ohnehin dieser unsäglichen Störung seiner Privatsphäre stellen müssen.
    Mürrisch blickte er an sich hinunter. In der abgetragenen Jeans und dem Baumfällerhemd, das er vor drei Jahren von Annika zu Weihnachten bekommen hatte, bot er wahrlich keinen besonders eindrucksvollen Anblick. Doch eigentlich konnte es ihm ziemlich gleichgültig sein, was sein ungebetener Gast von ihm hielt. Immerhin war er Autor, nicht Dressman.
    “Dale? Bist du das, Junge?” Malin trat aus der Küche. “Stell dir vor, dein Besuch aus London ist bereits
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