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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Autoren: Piers Anthony
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manifestieren. Gespenster sind hier nicht sonderlich in Mode; die
Verwaltung macht sich Sorgen wegen einer möglichen Wertminderung des Grundstücks.«
»Oder wegen solch schäbig aussehender Burschen wie mir«, bemerkte Norton. »Ich fühle mich hier
fehl am Platz.«
»Hm, da ist was dran«, stimmte Gawain zu. »Wir sollten Sie wirklich ein bißchen aufpolieren, um
einen guten Eindruck zu machen.«
»Ich bin, was ich bin«, erwiderte Norton. »Wenn sie die Fähigkeit besitzt, den wahren Wert eines
Mannes mit einem Blick zu erkennen, was soll da Kleidung und Aufputz schon für einen Unterschied
machen?«
»Das ist richtig. Also schön, versuchen wir es so. Aber wenn Sie sie akzeptiert, müssen Sie sich
auch entsprechend anziehen.«
»Nur nicht vorgreifen«, sagte Norton, der von der ganzen Sache nicht allzu angetan war.
Sie gelangten an die Tür. »Ich kann nicht hinein«, sagte Gawain. »So sind die Gesetze des Kosmos.
Jeder kann ein Gespenst wie mich sehen, außer derjenige, der ihm am nächsten ist. Sie werden sich
also selbst vorstellen.«
»Wie, soll ich etwa grinsen und sagen: Hallo, Mädchen, ich bin gekommen, um... «
»Sagen Sie ihr, daß Gawain Sie schickt. Das wird sie verstehen.«
»Na klar«, brummte Norton. Wie hatte er sich bloß hier hineinmanövrieren lassen? Er fühlte sich
wie ein Vertreter, der sich gerade an die Bauerntochter heranmachte.
»Viel Glück«, sagte Gawain.
Norton war sich nicht sicher, was in diesem Fall das Glück darstellte. Er nahm seinen Mut
zusammen und drückte auf den Klingelknopf an der Tür.
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2. Bestätigung
    Nach einer kurzen Weile wurde eine der Scheiben durchsichtig. »Ja?« fragte eine Frau mit
sanfter Stimme. Er konnte ihre Umrisse nicht genau erkennen; natürlich war das Glas so
beschaffen, daß es nur in eine Richtung ein klares Bild zuließ.
»Äh, Gawain hat mich geschickt.« Welch eine Idiotie!
Die Tür glitt beiseite, in ihrem Rahmen stehend die Frau. Ihr Haar hatte die Tönung von Honig und
ihre Augen ebenfalls. Ihre Figur war herrlich wohlproportioniert, und ihr Gesicht war süß. Sie
war die hübscheste Kreatur, der er je begegnet war.
Orlene musterte Norton. Ihre Augen schienen zu leuchten. »Oh, ich habe schon befürchtet, daß es
eines Tages dazu kommen würde«, sagte sie.
»Es war eigentlich nicht meine Idee«, meinte Norton. »Ich gehe lieber.«
»Nein«, sagte sie hastig. »Sie trifft keine Schuld! Ich war bloß nicht darauf vorbereitet.«
»Da ich nun ungeeignet bin, werde ich Sie nicht weiter belästigen.«
Er war äußerst verlegen und bereute, hierhergekommen zu sein. Zugleich tat sie ihm leid. Er hatte
mit einer anderen Art von Frau gerechnet; für eine wie diese hier würde er fast alles tun.
»Nein, warten Sie«, sagte sie schnell. »Ich wollte nicht... bitte, nehmen Sie Platz, trinken Sie
eine Tasse Tee.«
»Das ist nicht nötig, danke. Ich störe hier. Diese ganze Sache...« Er wandte sich ab und hielt
inne. Hinter ihm stand Gawain, die Arme ausgestreckt, um ihm den Weg abzuschneiden. Er wollte
nicht durch das Gespenst hindurchgehen.
Orlene kam auf ihn zu und nahm ihn am Arm. Ihre Berührung war leicht und sanft. »Bitte«,
wiederholte sie.
»Er hat es in die Wege geleitet«, sagte Norton und zeigte auf Gawain.
»Das brauchen Sie nicht zu sagen«, sagte Orlene, die eine ganz kleine Spur verärgert klang. »Sie
brauchen sich nicht zu rechtfertigen.«
»Doch! Schließlich ist er Ihr Mann! Ich kann doch nicht einfach... ich meine, selbst wenn ich
geeignet wäre, wäre es immer noch verkehrt.«
»Mein Mann ist tot«, sagte sie.
»Ich weiß. Deshalb...« Norton zuckte die Schultern, verwirrt über seine eigenen Gefühle, und
wünschte sich in den Wald zurück. »Wie können Sie nur so vor ihm stehen und...?«
»Ich?« empörte sie sich. Sie war eine jener wenigen Frauen, die zornig ebenso hübsch waren wie in
glücklichem Zustand. »Wie könnt ihr Männer euch bloß gegenseitig Geschichten erzählen und den Tod
eines Kriegers dazu benutzen, um zu versuchen... zu...!«
»Aber er hat mir doch gesagt, ich soll es tun!« erwiderte Norton. »Gawain hat mich hierher
gebracht! Fragen Sie ihn! Er wird es Ihnen sagen!«
Sie blickte Norton ins Gesicht, dann wandte sie sich verletzt ab. Er kam sich vor wie ein
Ungeheuer, das soeben einem Dutzend wunderschöner Schmetterlinge die Flügel ausgerupft
hatte.
»Sie kann mich nicht sehen«, sagte Gawain. »Sie kann mich nicht hören. Das habe ich Ihnen doch
schon erzählt. Sie glaubt
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