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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz
Autoren: Edward Lee
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Augen blickten zu dem glänzenden schwarzen Gebäude empor. »Sieh dir die Bastille an, Walter. Ich habe dir erzählt, was das ist. Wenn sie zerstört würde, wären alle verdammten Seelen daraus befreit.«
    Seelen, die sonst nicht hier wären. Walter betrachtete die unzerstörbare Pyramide. »Die kann ich nicht zerstören.«
    »Bist du sicher, dass du es nicht kannst?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst …«
    »Überleg noch mal. Zieh deine Schlüsse. Geh als Wissenschaftler an die Sache heran. Wenn ein ansonsten guter Mensch diesen Ort durch einen Selbstmord zerstören könnte, würde die unsterbliche Seele dieses Menschen zur Hölle verdammt werden?«
    Nein , folgerte Walter. Nein. Also was genau versucht sie mir gerade zu sagen?
    Dann dachte er wieder an das, was sie vorhin über den stilvollen Abgang gesagt hatte …

IV
    Die Pläne, die Luzifer mit dem Hex-Klon hatte, waren Cassie nun klar; sie hatte die Offenbarung des Morgensterns verstanden. Angelese wurde unterdessen immer noch von den Spießen auf dem Boden festgehalten. Und Cassie …
    Cassie war tatsächlich nutzlos.
    Meine Kräfte wirken nicht gegen die Schergen. Sie schoss einen Todesgedanken gegen den Biomagier ab. Nichts. Das Netz schürfte ihr Gesicht auf, was ihre Frustration nur noch steigerte. Ich kann nichts tun. Und selbst wenn ich den Mut hätte, mich umzubringen, was würde das schon bewirken? Außerdem KANN ich mich gar nicht umbringen, weil ich in dieses beschissene Netz eingewickelt bin!
    »Sieh mal, wen wir dir mitgebracht haben.«
    Die Stimme des Morgensterns erfüllte den gesamten Nektoport, vermutlich, weil er trotz der Wunden in seinem unergründlichen Gesicht voller Schadenfreude war.
    »Schau, schau«, flüsterte er.
    Cassie schrie. Etwas wurde von einem der Schergen hereingeschleift. Zuerst dachte Cassie, es sei ein Sack an einer Schnur.
    Aber das war es nicht.
    Es war Lissa, beziehungsweise das, was von ihr noch übrig war. Sie wurde an den Haaren hereingezerrt. Ihre Arme und Beine waren entfernt worden, an ihrer Stelle waren nur die Hände und Füße an Schultern und Hüften wieder angenäht worden.
    »So wird sie die Ewigkeit verbringen. Dafür sorge ich. Sie wird in diesem Zustand im Zoo ausgestellt. Und sie wird jeden einzelnen Tag im Abwasser ertrinken und nicht sterben.«
    Lissas Kopf rollte kraftlos auf dem Fußboden herum. Ihre Augen suchten die ihrer Schwester. »Bitte, hilf mir!«
    Nutzlos. Cassie schluchzte in das Netz. Mehr konnte sie nicht tun.
    »Ah«, ließ sich der Morgenstern vernehmen. »Welch wunderschönes Bedauern. Das ist so süß. Aber ich schätze mal, es wird jetzt Zeit. Zeit, in meinen Turm zurückzukehren und meinen Klon mit deinem Blut anzufüllen.«
    Angelese knirschte mit den Zähnen. Ihre violetten Augen mit dem beigefarbenen Rand waren auf Cassie gerichtet, als sie sagte: »Cassie, achte auf den Biomagier.«
    Was meint sie? Doch Cassie gehorchte, und ihr Blick schweifte zu der vermummten Gestalt hinter Luzifer. Immer noch baumelte das Pendel mit dem winzigen, grün leuchtenden Stein zwischen seinen Fingern.
    »Und jetzt sieh auf deinen Arm«, flüsterte Angelese. Mein … Arm. Cassie wandte den Kopf, immer noch verständnislos. Ihr Arm. Sie sah die schmale Naht, die R.J. in der Klinik zugetackert hatte, als sie verwundet worden war. Die Wunde war jetzt angeschwollen und mit getrocknetem Blut verschmiert. Und sie entdeckte noch etwas anderes.
    Etwas befand sich in der Wunde, das durch die Naht zu sehen war.
    Etwas Leuchtendes.

V
    Die Worte von Namenlos hallten in Walters Kopf wider. Wenn die Bastille zerstört wird, werden alle verdammten Seelen daraus befreit.
    Er betrachtete das düstere Gebäude und beschwor alle möglichen Formen der Zerstörung, die er sich vorstellen konnte, doch nichts geschah. »Ich kann sie nicht zerstören! Ich kann sie nicht mal ankratzen.«
    »Es. Gibt. Einen. Weg«, sagte Namenlos überdeutlich. Sie seufzte wieder. Inzwischen klang sie beinahe hoffnungslos. »Ich muss jetzt gehen, Walter. Es wird Zeit, mich selbst zu zerstören.«
    »Nein! Ich will nicht, dass du das tust!«
    »Es ist mein Schicksal. Und es macht einfach keinen Spaß, nur ein abgetrennter Kopf zu sein.«
    Walter kam mit der Vorstellung nicht gut zurecht. »Wenn du zerstört wirst, was passiert dann mit dir?«
    »Dieser Kopf ist alles, was von meinem Astralkörper noch übrig ist. Wenn er zerstört ist, wird meine Seele in eine andere Lebensform der Hölle transferiert. Reine Glückssache, das kann ich
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