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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz
Autoren: Edward Lee
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Sie hatte sich heute Nacht richtiggehend aufgedonnert, aber wofür? Die Schleppnetze schüchterten die potenziellen Freier so ein, dass niemand sich auf die Straße traute.
    Zwei lächerliche Nummern , knurrte sie. Klack-klack-klack, machten die Absätze. Scheiße, Scheiße, Scheiße , waren ihre Gedanken. Sie kam an einigen Geschäften vorbei – ED GEINS BESTECKMANUFAKTUR (WIR GEBEN AUCH KURSE), ROLLSTÜHLE G. WALLACE, MEHITOBELS SCHRUMPFKOPF-BOUTIQUE – und stellte fest, dass die Schleppnetze wenigstens allen das Geschäft versauten, nicht nur ihr.
    »Menschenburger?«, ertönte eine Stimme hinter ihr.
    Ach Mist. Totty hasste es, in Versuchung geführt zu werden. Das zischende Geräusch ließ wunderbare Aromen in ihre Nasenflügel steigen. Sie wandte sich um und baute sich mit verschränkten Armen und kokett herausgestreckter Hüfte vor dem Imbissverkäufer auf. Das Leberwurstgesicht des Trolls sah hoffnungsvoll aus, als ihre Wolfsaugen das brutzelnde Fleisch in Augenschein nahmen. Ich hab heute erst zehn Mäuse verdient! Ich darf meine Kohle nicht für Essen ausgeben.
    »Gib mir einen Burger, und ich blas dir einen, Süßer. Ich polier dir dein Hörnchen auf Hochglanz.«
    Der Verkäufer lachte meckernd.
    Totty runzelte die Stirn. Immerhin war sie 1A im Blasen. »In Ordnung. Einen Burger für Blasen und Reinstecken. Und du kannst dir so viel Zeit lassen, wie du willst.«
    Der Verkäufer lachte weiter.
    »Hey, Kumpel, ich kenn deine Burger schon, so toll sind die auch wieder nicht. Was ist so verflucht komisch?«
    »Nein, nein, nein, du verstehst nicht!«, kicherte der Imbissmann. »Ich würde liebend gern in das Geschäft einsteigen, aber ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich wurde schon vor fünfhundert Jahren von den Constablern kastriert.« Er deutete auf seine Leistengegend unter der blutverschmierten Schürze. »Da unten ist nichts mehr, was du blasen könntest.«
    Arschloch . Totty stolzierte davon. Warum muss mein ewiges Leben nur so versaut sein? Dann hielt sie inne. Darum.
    Sie blieb mitten auf der Straße stehen und sah hoch. In der hellen Phosphorbeleuchtung von Satan Park glänzte der 666-stöckige Mephisto-Turm und hinter dem Obelisken schien die schwarze Mondsichel hervor.
    »Deshalb ist mein Leben total versaut. Wegen dem Scheißkerl, der da wohnt.« Okay, sie war in der Welt der Lebenden nicht gerade ein Muster an Altruismus und Barmherzigkeit gewesen, und ja, sie hatte ordentlich gesündigt.
    Aber das hier? Hatte sie das wirklich verdient?
    Ich muss hier in diesem Drecksloch von einer Stadt bis in alle Ewigkeit leben und als Werwolf mit acht Titten anschaffen gehen. Und wofür das Ganze?
    Die Frage schien gerechtfertigt, zumindest für einen Werwolf mit acht Brustwarzen, der sich in der Hölle befand. Sie zeigte auf das unfassbar hohe Gebäude und stieß mit dem Finger in die Luft wie mit einem Messer. »Du hast alle Macht, du blöder Arsch. Du könntest das Leben für uns alle besser machen. Ganz so schlimm müsste es doch nicht sein, oder? Nein, aber du machst es absichtlich so schlimm, weil du ein verdammter Wichser bist!«
    Beleidigt schob Totty ab, immer noch vor sich hin schimpfend. Ist doch wahr, eines Tages macht dich hoffentlich mal jemand richtig fertig, du …
    PAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAATZ!
    »Jungejunge! Was war denn das?«
    Vor ihr war der Asphalt aufgesprungen und zeigte nun ein Netz von dünnen Rissen. Da lag jemand. Offenbar war er aus enormer Höhe heruntergefallen.
    Jesus Christus! Und er steht noch auf!
    Es war schwer für Totty, die Gestalt besser zu erkennen. Er wirkte groß, schlank, eher dunkel, und was auch immer er da trug, war über und über mit schwarzem Blut beschmiert. Mühsam kam er auf die Füße. Er hatte sich eindeutig sämtliche Knochen gebrochen, aber trotzdem konnte er irgendwie aufstehen, und bevor er wegtaumelte, sah er Totty an.
    Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Er sah sie direkt an, doch aus irgendeinem Grund konnte sie sein Gesicht nicht sehen.
    Dann humpelte er weg.
    Ein Gefallener Engel? , überlegte sie. Nur einer von denen könnte nach so einem Sturz wieder aufstehen. Sie zuckte die Achseln. Egal. Hier passierten ständig total verrückte Sachen, und es turnten haufenweise Gefallene Engel herum. Sie hatte absolut nichts dagegen, wenn einer von denen mal eine anständige Packung bekam.
    Doch gerade als sie weiterschlendern wollte, blieb sie stocksteif stehen. Ihr Fell stellte sich auf wie bei einer Katze, die spürt, dass
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