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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz
Autoren: Edward Lee
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anders.«
    Er aß weiter und schmatzte mit den Lippen. Ausgehungert kaute er auf ihrer linken Wade, als wäre es ein riesiger Putenschenkel. Ihr rechtes Bein und der dazugehörige Fuß waren schon bis auf den Knochen abgenagt und lagen blank poliert neben ihm.
    Cinny schrie so heftig, dass sie Sternchen sah, doch zwischen den Sternchen tauchten zwei Gestalten auf. Sie wirkten massig und dabei gleichzeitig flink, als wiese Cinnys Entsetzen ihnen den Weg. Glühten ihre Augen etwa durch die schmalen Schlitze hindurch? Sie konnte keine Einzelheiten erkennen, nur Bruchstücke schemenhafter Umrisse. Köpfe, die an Ambosse erinnerten, mit hörnerähnlichen Vorsprüngen. Haken an Stelle von Händen. Ein Grinsen wie ein schwarzes Loch voller Nägel. Mehr konnte sie nicht sehen, mehr brauchte sie auch nicht zu sehen.
    Das musste ja ein Alptraum sein; solche Gestalten gab es gar nicht, nicht in echt. Das ganze Speed musste an den Halluzinationen schuld sein. Das waren keine Monster, das waren einfach Männer, und ihr Verstand spielte ihr einen Streich.
    Einer der Männer knallte sie ohne jede Vorwarnung auf den Boden; Cinnys Beinstumpen flogen in die Luft und ihr Rücken bog sich durch, als ihre Shorts heruntergerissen wurden. Etwas Heißes und abartig Großes drang in sie ein. Dieser äußerst primitive Gewaltakt wurde von einem schwarzen Kichern begleitet. Cinny schrie weiter, bis der zweite Mann, der aufmerksam neben ihr kniete, ihr zwei sehr lange Finger in den Hals stieß. Aus Reflex biss sie fest zu, doch das schien nur noch stärkeres Kichern hervorzurufen. Sie krümmte sich, die Schreie wurden von heftigem Würgen abgelöst. Als die Finger auf den hinteren Teil ihrer Zunge drückten, musste Cinny sich übergeben. Ihrem Angreifer schien das großes Vergnügen zu bereiten.
    Als er die Finger endlich aus ihrem Hals zog, bekam Cinny wieder Luft; sie atmete schwer. Immer noch wurde sie systematisch von dem ersten Mann vergewaltigt, und weitere natürliche Reflexe bahnten sich einen Weg durch das Grauen. Sie fing wieder an zu schreien, so laut sie nur konnte.
    »HIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIILFEEEEEE! POLIIIIIIIZEEEEEEEEEI! WÜRDE BITTE JEMAND DIE POLIZEI RUFEN!«
    Das Kichern wurde lauter. Der Penner saß immer noch neben ihr und hatte sein Mahl gerade beendet. Ruhig informierte er sie: »Ich sag’s wirklich nicht gern, aber die beiden Herren da sind die Polizei …«
    Cinny krümmte sich noch stärker, als ein Maul so groß wie eine Pfanne sich um ihr Gesicht schloss. Ihre Hilfeschreie klangen jetzt gedämpfter, erstickt. Dann bissen die Zahnreihen zu und fraßen ihr das Gesicht vom Schädel wie ein ungeduldiges Kind, das den gesamten Zuckerguss auf einmal vom Kuchen beißt. Cinny konnte es zwar in der Dunkelheit nicht sehen, doch am Ende der Straße ragte ein Metallschild auf, gelb mit schwarzen Lettern: STÄDTISCHE MUTILATIONSZONE.
    Man würde Isobel normalerweise als Hierarchen-Dämonin bezeichnen, und etwas spezifischer als eine Mischspezies namens demonus belarius . Alles Menschliche war momentan total angesagt, besonders in der Kunst und in der Körpermode. Feminine Standpunkte unterschieden sich hier wenig von denen aus der Welt der Lebenden. Isobel stand im Anbau des Salons, groß gewachsen und stolz mit ihrer Sonnenbrille, dem Chiffonkleid und den Highheels aus Ghor-Hund-Knochen. Sie schob die Brille über die winzigen Hörner auf ihrer Stirn nach oben und blickte auf den Laufsteg.
    »Und wie geht es dem verehrten Dämonenfürsten dieser Tage?«, wurde sie gefragt. Die Frau, die sich danach erkundigte, war eine zierliche Trollin mit anmutig karmesinrot gefleckter Haut und eleganten dreifingrigen Händen. Sie war die Geschäftsführerin des Salons.
    »Sehr gut, danke der Nachfrage«, erwiderte Isobel, auch wenn diese Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach. Die Konkubine eines Mitglieds der Unheiligen Kardinalskongregation zu sein, brachte für jemanden wie Isobel einen gehobenen Status mit sich, doch dieser Status hielt nur so lange an wie die Faszination des Kardinals. Isobel befürchtete, dass der Dämonenfürst Pilatus ihres Körpers in letzter Zeit überdrüssig geworden war; daher fühlte sie sich gezwungen, schnell zu handeln. Ein paar kleine Korrekturen hier und da, ein paar Wartungszauber und dergleichen. Die meisten anderen Konkubinen des Dämonenfürsten waren Menschen – für die hatte er einfach etwas übrig -, also fand Isobel es nur logisch, ihrem Beispiel zu folgen, angefangen mit der Höllenversion
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