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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
Autoren: André Wegmann
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dunklen Umrisse der Bäume zeigte. Dann drehte er sie wieder um, hielt sie etwas weiter von sich entfernt und brach in ein Kichern aus, das schließlich in einem Husten endete. Auf dem Bildschirmen der Leute war nun zu sehen, dass er im Schneidersitz auf dem Boden saß und ein bewegungsloser Körper auf seinen Oberschenkeln lag. Sid spielte mit der Kamera, die Perspektive wechselte ständig, aber einen Moment lang war das Gesicht der Leiche in der Nahaufnahme zu sehen. Sie war über und über mit Bisswunden versehen, die wie schwarze Krater wirkten, aus denen eine dunkle Flüssigkeit auf den Boden sickerte. Weit aufgerissene Augen blickten stumm in die Kamera; statt der Nase gab es nur noch einen düsteren Schlund mit zwei Löchern und der Mund erinnerte an das Gebiss eines Totenkopfes, da die Lippen fehlten und die Zähne frei lagen. Plötzlich ruckelte das Bild erneut sehr stark und Sid blickte direkt in die Kamera. Er lächelte diabolisch.
„Die Sterne leuchten hell, die Füße stampfen, das ist die richtige Zeit zum Mampfen“, sagte er mit hoher Stimme, öffnete seinen Mund und schob das Objektiv des Camcorders zwischen seine Zähne. Das Bild machte seinen Rachen sichtbar und beim Anblick seines schleimigen Schlunds dachten nicht wenige Zuschauer an einen Schacht, der in die Hölle führt. Die Bilder ruckelten, es krachte lautstark, dann setzte ein statisches Rauschen ein und schließlich war die Übertragung beendet.

Endlich lichteten sich die Reihen der Bäume. Sarah stolperte auf die rettende Straße und wäre vor Erleichterung fast in ein hysterisches Lachen ausgebrochen.
Ich hab´s wirklich geschafft.
Ihre Lungen brannten, sie schwitzte und fror gleichzeitig und nach wie vor drangsalierten sie gewaltige Schmerzen. Die Versuchung, sich einfach auf den harten Asphalt zu legen und die Augen zu schließen war überwältigend. Sie verlangsamte ihr Tempo und torkelte mitten auf der Straße, wobei sie gegen das Zusammenbrechen ankämpfte.
Das wäre es, wenn ich jetzt hier auf der Straße liege und dann überfahren werde.
Gleichzeitig hatte sie Angst, dass zu dieser nächtlichen Stunde kein Auto vorbeikäme und sie schlussendlich doch noch an ihren Verletzungen oder an der Erschöpfung krepierte, als sie in einiger Entfernung zwei kleine Lichtkegel sah, die sekündlich größer wurden. Lieber Gott, ich bin dir so dankbar.
Sie hörte die Motorengeräusche des Autos, welche die Stille der Nacht durchbrachen. Sarah wedelte mit den Armen, fest entschlossen die Fahrbahn auf keinen Fall zu verlassen. Das Auto hielt in etwa 30 Metern Entfernung und das Warnlicht begann zu blinken. Sie hörte, wie sich die Tür öffnete, konnte jedoch nicht erkennen, wer ausstieg, da die Scheinwerfer sie blendeten. Sarah wankte auf das Auto zu und schließlich erblickte sie die Umrisse einer etwas korpulenteren Frau um die 50, mit lockigen Haaren und einer Brille.
„Mein Gott Kindchen, was ist denn mit Ihnen passiert?“
„Bitte helfen Sie mir.“ Schluchzend lief Sarah der Frau mit letzter Kraft in die Arme, bevor sie einfach zu Boden sackte.
„Um Himmels willen, was ist Ihnen widerfahren? Ihre Hand … und ihre Brust!“ Die Frau schlug die Hände vor das Gesicht. „Können Sie aufstehen? Ich bringe Sie ins Krankenhaus.“
Sarah murmelte etwas unverständliches und legte sich mit dem Rücken auf den Asphalt. Alles drehte sich jetzt vor ihren Augen.
„Warten Sie, ich habe ein Handy im Wagen, ich verständige die Polizei und rufe einen Krankenwagen.“ Die Frau trat aus dem Lichtkegel der Scheinwerfer, während Sarah am Boden wimmerte. Kurz darauf kehrte sie zurück, blickte besorgt auf Sarah und redete aufgeregt in ihr Handy: „Bitte kommen Sie schnell. Ich habe eine schwer verletzte Frau gefunden. Sie hat mehrere Wunden und ist blutverschmiert.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Ich weiß nicht was passiert ist. Auf der State Road 15, irgendwo nördlich der Pearsons Corner Road.“
Das Knacken von Zweigen ließ Sarah innerlich aufschrecken. Es klang als bewege sich ein größeres Tier durch das Unterholz.
„Es sind sowieso schon etliche Streifenwagen in die Gegend ausgesandt worden, berichtete mir der Polizist“, sagte die Frau schließlich an Sarah gewandt, beugte sich zu ihr herunter und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Was ist nur ...“
Die Frau verstummte. Schlagartig war es dunkler geworden, jemand war direkt vor den Wagen in das Licht der Autoscheinwerfer getreten. Sie erhob
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