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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh
Autoren: C. E. Lawrence
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und den Plan, an dem Steampunk-Ball in Troy teilzunehmen.
    »Glauben Sie wirklich, er wird da sein?«, fragte Quinlan.
    »Wenn nicht, dann –«, setzte Butts an, aber Krieger fiel ihm ins Wort.
    »Bieten Sie bitte nicht wieder an, etwas zu verspeisen.«
    »Ich wollte sagen, dass ich mir verdammt dämlich vorkomme, als Pilot eines Kleinluftschiffs in der Gegend rumzulaufen. Und ich komme mir übrigens auch dann verdammt dämlich vor, wenn er da ist.«
    »Haben Sie die Polizei in Troy verständigt?«, wollte Quinlan wissen.
    »Ja«, sagte Butts. »Sie sind bereit, einen Streifenwagen vor dem Gebäude zu postieren, sagen aber, das sei alles, was sie erübrigen können.«
    »Es wäre also schon gut, mindestens einen Mann draußen zu haben«, meinte Quinlan. »Troy hat jede Menge kleine Gassen.«
    »Sie kennen die Stadt?«, fragte Lee.
    »Mein Cousin wohnt da. Ich kenne mich ganz gut aus, und sollte jemand zu Fuß abtauchen wollen, wäre das ziemlich einfach.«
    »Da kommen Sie ins Spiel«, sagte Krieger.
    »Warum kann ich denn nicht derjenige sein?«, fragte Butts. »Soll Quinlan doch dieses verfluchte Kostüm anziehen.«
    Krieger warf ihm einen geringschätzigen Blick zu. »Wirklich, Detective? Schlagen Sie allen Ernstes vor, wir sollten Sie draußen lassen, um einen Verdächtigen zu Fuß zu verfolgen?«
    Butts sah sie böse an und wandte sich ab.
    »Hören Sie«, sagte Quinlan. »Vielleicht geht’s Ihnen ein bisschen besser damit, wenn Sie wissen, dass ich in der Schule Langstreckenlauf gemacht habe. Ich bin natürlich langsamer geworden, aber rennen kann ich noch immer.«
    Krieger schmunzelte und verschränkte die Arme. »Fall abgeschlossen.«
    Schön wär’s, dachte Lee.

KAPITEL 72
    François Nugent schlüpfte in die dicke Lederweste, zog sie über dem gestärkten weißen Baumwollhemd mit dem altmodischen Stehkragen zurecht und drehte sie so, dass die großen Messingknöpfe zu sehen waren. Seine Hände zitterten, als er sie schloss, anschließend zog er die Lederriemen fest, bevor er die Metalldornen in die Löcher steckte.
    Tagelang hatte er nach den richtigen Teilen für sein Kostüm gesucht, Vintage- und Secondhandläden und sogar Edelboutiquen abgeklappert. Gar nicht so einfach, denn die Bekleidungsgeschäfte der Upper East Side führten alles andere als Steampunk-Mode. In Downtown hatte er mehr Glück gehabt, vor allem im East Village, wo die Gothic-Szene ziemlich groß war. Er hatte es satt, seinen Eltern und anderen Blödmännern zu erklären, dass Gothic und Steampunk keineswegs dasselbe waren. Da sie sowieso alles ablehnten, worauf er abfuhr, fragte er sich, wieso sie das überhaupt interessierte.
    Aber jetzt war Candy tot, und er musste ihren Tod rächen. Er war froh, dass es seinem Anwalt gelungen war, die Staatsanwaltschaft davon zu überzeugen, dass Fehlverhalten die angemessene Anklage für einen so aufrechten jungen Mann sei. Aufrecht – ha! Das war ja wohl ein Witz. Ein schnelles Schuldgeständnis, eine Bewährungsstrafe, ein paar Monate gemeinnützige Arbeit, und die Sache wäre erledigt. Jetzt konnte er den Mörder seiner Schwester jagen und töten.
    Er stieg in die kniehohen Kalbslederstiefel. Die waren leicht aufzutreiben gewesen: Er hatte sie bei Manhattan Saddlery auf der East 24th Street gekauft, und es befriedigte ihn, dass sie seine Eltern fünfhundert Dollar ärmer machten – nicht, dass sie die vermissen würden. Er setzte sich die weiche Pilotenmütze mit der obligatorischen Schutzbrille auf. Über die Weste kam seine »Munition«: ein breiter Ledergurt, wie ihn in alten Filmen spanische Straßenräuber trugen, in dem jedoch keine Patronen, sondern drei angespitzte Holzpflöcke steckten. Er rechnete sich aus, drei müssten reichen – ein wirklich guter Vampirjäger würde den Job wahrscheinlich mit einem unter Dach und Fach bringen. Er war allerdings Anfänger, deshalb würde er alles brauchen können, was er kriegen konnte. Er könnte ja beim ersten Mal danebentreffen, vielleicht sogar beim zweiten Mal, aber nicht beim dritten Mal. Jedenfalls hoffte er das. Er zog ein paar fingerlose schwarze Lederhandschuhe über, der bei Weitem am einfachsten zu beschaffende Posten seiner Ausrüstung, den man in jedem Fahrradladen bekam. Er komplettierte das Ganze mit einem dunkelroten Schal, den er sich wie eine Krawatte um den Hals band.
    Zitternd vor Aufregung, drehte er sich um, um in den mannshohen Schlafzimmerspiegel zu schauen – und war ein bisschen geschockt, dass ihm daraus ein
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