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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh
Autoren: C. E. Lawrence
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verlegen.
    »Hallo.«
    »Sieh mal, wegen dieser ganzen Sache –«
    »Vergiss es.«
    »Ich komme mir so bescheuert vor. Ich … ach, zum Teufel, Lee, wem will ich was vormachen?«
    »Was meinst du?«
    Er konnte das lange, langsame Atemholen am anderen Ende der Leitung hören.
    »Ich meine nur – ich kann nicht … ach, Mist, ich kann mir das Leben ohne sie einfach nicht vorstellen.«
    »Okay.«
    »Scheiße, sag das nicht so.«
    »Wie denn sonst? Sieh mal, ich kann dir nicht sagen, was richtig für dich ist. Ich möchte nur nicht, dass du –«
    »Dass ich ein Idiot bin? Ein Langweiler? Ein Pantoffelheld? Nun, vielleicht bin ich genau das, also komm damit klar.«
    »Okay.«
    Es gab eine Pause. »Schau mal, der Kerl, der wegen deiner Schwester anruft … den kriegen wir.«
    »Er hat gegen kein Gesetz verstoßen.«
    »Ich weiß, aber wir kriegen ihn.«
    »Ich weiß, dass du das willst. Danke für den Anruf und viel Glück mit – na ja, viel Glück.«
    »Scheiße, Lee. Hältst du mich vielleicht für einen Idioten?«
    »Nein, für einen Langweiler.«
    Chuck lachte, und Lee musste mitlachen.
    »Gut, dann sind wir alle beide Langweiler.«
    »Und wieso?«
    »Erzähl mir nicht, du wüsstest nicht, wie’s mir geht.«
    »Klar tu ich das.«
    »Und erzähl mir nicht, du würdest für Kathy nicht gottverdammt durchs Feuer gehen.«
    »Würde ich vielleicht. Na und?«
    »Langweiler.«
    Sie lachten wieder. Die Stimmung zwischen ihnen hatte sich entspannt – eigentlich unerklärlich nach allem, was vorgefallen war. Doch die Überführung des Van-Cortlandt-Vampirs hatte ihnen eine solche Last von den Schultern genommen, dass alles andere nicht so wichtig erschien – nicht einmal ihre privaten Sorgen.
    »Wir sprechen uns in ein paar Monaten und schauen mal, wer der Idiot ist«, sagte Lee.
    »Schön, in Ordnung«, erwiderte Chuck. »Hast du was von Kathy gehört?«
    »Nein«, sagte er.
    »Bist du okay?«
    »Ja.« Und es stimmte. Er war okay. Er war gezwungen, eine Menge Dinge in seinem Leben auf Eis zu legen, warum nicht auch das? So kam es ihm jedenfalls vor, dass zwischen ihnen etwas auf Eis lag.
    »Du, äh, bist du Sonntag noch beim Tennis dabei?«
    »Klar.«
    »Du bringst die Schläger mit und ich –«
    »Gute Nacht, Chuck.« Er hörte das Lachen seines Freundes beim Auflegen und war froh. Dieses Gefühl war zwar von anderen Empfindungen durchsetzt, aber für die war später noch Zeit.
    Plötzlich verspürte Lee den Drang, sich den Sonnenuntergang vom Dach seines Hauses aus anzuschauen. Er stapfte in den fünften Stock hinauf und drückte die Feuerschutztür auf, die aufs Dach führte. Die Luft war klar und dünn.
    Er stand da und sah über den Hudson. Er wünschte sich, Kathy wäre bei ihm, sah aber auch ein, dass seine eigene Wut dazu beigetragen hatte, sie auseinanderzubringen. Irgendwie fühlte es sich richtig an, zumindest im Augenblick. Hier, in der frühherbstlichen Dämmerung, hatte er kein Verlangen vorauszuberechnen, was die Zukunft wohl bereithielt. Das Bedürfnis, sein Schicksal zu beeinflussen, schwand mit der untergehenden Sonne am Abendhimmel.
    Er liebte den Fluss und seine vielen Stimmungen. Wie die Stadt, die er einschloss, war er unruhig und aufgewühlt, immer kam und ging er, nie damit zufrieden, an einer Stelle zu bleiben. Er hatte den Mississippi gesehen, den Delaware und den Ohio, doch sie kamen einem alle wie trübe, überwucherte Flüsse vor neben dem Hudson. Der war so dynamisch wie die Menschen, die an seinen Ufern lebten, von Battery Park bis Saratoga und darüber hinaus. Wohin das Leben ihn auch bringen mochte, Lee wusste, dass er immer wieder hierher zurückkehren würde – in dieses Flusstal und diesen geplagten, herzzerreißenden Ort namens Heimat.

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DANKSAGUNG
    Wieder einmal danke ich vor allen Dingen meiner Lektorin Michaela Hamilton, sie ist ein wahres Universalgenie und mein Vorbild – Musikerin, Cheerleader und Sportlerin. Danke an meinen Freund und Kollegen Marvin Kaye, dass er uns miteinander bekannt gemacht hat, und für seine kontinuierliche Unterstützung all meiner literarischen Bemühungen. Ein besonderes Dankeschön geht an meine liebe Freundin Gisela Rose für ihre großartige Überarbeitung und unschätzbaren Hinweise. Ich danke auch meiner Agentin Paige Wheeler für ihren Rat, ihre Ermutigung und Unterstützung. Besonderer Dank geht auch dieses Mal an Robert (»Beubear«) Murphy und die Leute vom Long Eddy Hotel, dem absoluten Geheimtipp in Sullivan
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