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In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

Titel: In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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Stil des Matreshka am Friedrichshain zu kopieren, man servierte auch hier Borschtsch, Pelmeni und Kohlroladen, ohne jedoch annähernd deren Klasse zu erreichen. Dafür hatte man das falsche Publikum, welches, einmal festgesetzt wie Saugschnecken am Kohlkopf, nicht mehr wegzukriegen war.
    Iljew Drewka kam von der Toilette, zwei Männer hinter sich, die dem russischen Stereotyp entsprachen, als hätte ein Hollywoodregisseur sie gecastet.
    Will Prenker hatte lediglich den Auftrag, den drei Männern zu folgen, eine Kleinigkeit. Wo gingen die Männer hin, wie lange blieben sie dort und was geschah dann? Skandischow war kein Narr, deshalb forderte er eine minutiöse Aufstellung, was für Prenker Papierkram bedeutete.  Papierkram mit dem Frauenarzt, dann mit dem LKA. Prenker war Profi, und wusste, wie er sich verhalten musste, um nicht aufzufliegen, auch wenn er es hasste, Berichte zu schreiben.
    Doch nun ahnte er, dass es Ärger geben würde.
    Er sah es an der Art, wie Drewka sich bewegte, und er spürte es daran, wie die Männer hinter ihm das Lokal sicherten. Er versuchte, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, als er unvermittelt kalten Stahl an seiner Schläfe spürte. Sein Anus zog sich zusammen, sein Darm versuchte, dem Trieb zu folgen, und in seinem Magen bildete sich ein galliges Knäuel Furcht. Nur wer einmal den Lauf einer Waffe an sich gespürt hatte, konnte den Horror begreifen, mit dem das Kino spielte, als sei es gar nichts. Der Lauf einer Waffe wurde zum Gott - und wer Gott gegenüber trat, zerschmolz in Unterwürfigkeit, Ergebenheit und Angst.
    »Schnauze halten«, rollte der Mann.
    Klar hielt Prenker die Schnauze, schließlich war er kein Narr.
    »Wer schickt dich?« Was klang wie ‚Weeer schiggt dikch?’
    » Ich will nur ein Bier trinken«, murmelte Prenker und fragte sich, warum er so bescheuert war, Frauenarzt Skandischow zu decken.
    Weil ich meine Beine behalten möchte!
    Im selben Moment brach die Hölle los, und Prenker beschloss, ab sofort von seiner kargen Rente zu leben, auch wenn er dafür nach Ägypten oder Thailand auswandern musste.

4
     
    »Eva!«, rief Vincent erstaunt. »Liebe Güte, wie du dich verändert hast.«
    Sie sah ihn an, und jetzt erkannte er das harte Lächeln wieder und den Fleck, wo vor einigen Jahren das Nasenpiercing gesteckt hatte. Was ihn erschreckte, waren ihre Augen. Grüne, eisige Diamanten. Sie griff in die Jacke, zückte etwas, das Vincent nicht identifizierte, obwohl er den Schimmer, den Lichtblitz wahrnahm, und schon steckte eine Nadel in seinem Oberarm, durch den Stoff des Bademantels hindurch, während Eva den Kolben leerte.
    Er wollte sich wehren, etwas sagen, die Arme heben, Widerstand leisten, doch ihm wurde schwarz vor Augen. Sie schob ihn vor sich her zur Couch, wo sie ihn hintenüber stieß. Seine Beine gaben nach, alles war weich und warm, er spürte das Polster unter seinem Rücken, wollte sich aufbäumen, dann schlief er ein.

5
     
    Die Türen des Tolstoi krachten auf, Männer stürmten herein, alle in der schwarzen Uniform des SEK.
    Befehle wurden gerufen.
    Drei, vier, fünf Männer sicherten. Jeder hatte eine Codenummer, jeder eine Geschichte.
    Die Sondereinheit Berlin war öfters ins Gerede gekommen. Manch einer hielt sie für einen machtversessenen Haufen überdrehter Blindgänger, die permanent ihre Kompetenzen überschritten und eine Gefahr für alle darstellten, die ihnen in die Quere kamen. Ihnen wurde unterstellt, ein mafiöser Männerbund zu sein und auch vor Folter nicht zurückzuschrecken. Immer wieder wurde der Polizeikongress angerufen, die Einheit aufzulösen oder deren Kompetenzen zu beschneiden.
    Im Internet kursierten Fotos von Demonstrationen, bei denen sich die Sondereinheit nicht als Freund und Helfer verhalten hatte, was Konsequenzen nach sich zog.
    Das alles wusste Prenker, und es war ihm im Moment egal.
    Denn sie retteten sein Leben.
    Den Mann neben ihm traf eine Kugel. Sein Schädel platzte auseinander wie eine Wassermelone, und die Waffe, mit der Prenker bedroht worden war, fiel zu Boden. Gehirnmasse und Knochensplitter tropften auf den Ermittler und ins Bier.
    Zwei weitere Schüsse fielen, als Drewka, der noch immer in der Nähe der Toilettentür stand, versuchte, sich zu wehren. Blut spritzte, Gäste kreischten, erneut Befehle, trampelnde Stiefelschritte, Tische wurden umgeworfen, und schließlich baute sich ein Mann vor Prenker auf, zog sich die Sturmmaske vom Gesicht und sagte: »Will, altes Haus. Kommen wir
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