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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde
Autoren: Boris Pfeiffer
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das denn? Eine fliegende Uhr? Und wie ist sie durch das Glas gekommen? Und außerdem hat es geklirrt, warum ist also nichts kaputt?«  Onkel Titus lächelte verschwörerisch und öffnete die Hand. Auf der Handfläche lag seine Armbanduhr, die er sich jetzt wieder umlegte. Dann erklärte er Justus den Trick. Im Fuß des Spiegels befand 

    sich ein kleiner Auslöser, der über einen Verzögerungsmechanismus ein klirrendes Geräusch auslöste und gleichzeitig ein Licht im Inneren des Spiegel angehen ließ, so dass man hinter das Spiegelglas sehen konnte. Die Uhr hinter dem Glas war  natürlich schon vorher da, aber man hatte sie nicht sehen können.
    »Das ist ja irre!«, bewundernd begutachtete Justus den Apparat. Von außen war nichts von der einge bauten Mechanik zu erkennen. Im Gegenteil, der Spiegel wirkte flach und verriet nichts von seinem geheimen Innenleben.
    »Die großen Meister dieser Kunst«, erklärte Onkel Titus, »verstehen es wirklich, ihre Apparate wie Zauberapparate wirken zu lassen. Und es gab schon lange vor dem Computerzeitalter singende Vögel, sprechende Köpfe, sogar Apparate, die angeblich Schach spielen konnten.« Justus hörte aufmerksam zu. »Und wie entsteht das Geräusch?«  Onkel Titus schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe den Spiegel einmal aufgemacht, um nachzusehen. Aber das Innenleben ist so kompliziert, dass ich nicht weiß, ob ich es wieder zusammenbauen könnte. Also habe ich es in Ruhe gelassen, und das Geheimnis bleibt geheim.«  Justus nickte. »Verstehe. Und kannst du dir vorstellen, dass eine mechanische Kuckucksuhr, die von einem Meister gemacht wurde, nach dem  Kuckucksruf zufällig noch einen anderen Ton von sich gibt?«  Onkel Titus betätigte einen unsichtbaren Schalter am Spiegel. Das Licht erlosch, und die Uhr wurde wieder unsichtbar. Dann stellte er den Apparat weg.
    »Bestimmt nicht. Diese Apparate geben nur die Töne von sich, die sie sollen. Wie dieser hier das Klirren. So genau, wie diese Sachen gearbeitet sind, wäre es schon sehr erstaunlich, wenn sich doch ein Fehler einschleicht. Außerdem würde das natürlich den Ruf des Künstlers beschädigen.«  Justus nickte. Genau das hatte er sich gedacht.

Eisenbahnraub
    Nach dem Abendessen, das nach einem so anstrengenden Tag mit drei dicken Stücken Kirschkuchen endete, fiel Justus erschöpft ins Bett.  Hier lief noch einmal der ganze Tag vor seinen Augen ab. Das Geheimnis von Blacktree musste mit dem WEIS des Kuckucks zusammenhängen.  Nur wie es das genau tat, davon hatte Justus noch keine Ahnung. Vielleicht sagte der Vogel ja noch andere Wörter zu anderen Uhrzeiten? Oder er sagte nie zweimal dasselbe? Justus grübelte und grübelte.  Schließlich war ihm klar: Um das Geheimnis zu lösen, mussten sie die Kuckucksuhr noch einmal untersuchen. Mit diesem Gedanken schlief Justus ein.  Er erwachte davon, dass etwas ihn am Kragen gepackt hielt. »Naseweis, Naseweis«, hörte er eine Stimme rufen. Justus strampelte mit den Beinen und bemerkte, dass sie frei in der Luft hingen.  Der Riesenkuckuck hatte ihn am Schlafittchen gepackt und trug ihn hoch in die Luft. Justus verging beinahe Hören und Sehen. Weit unter sich sah er Bob und Peter durch Rocky Beach laufen, die aufgeregt winkten und irgendetwas zu ihm herauf riefen. Aber er konnte sie nicht verstehen.  Dagegen redete der Vogel unaufhörlich. Er sagte irgendwelche Gedichte auf, die Justus aus der Schule kannte und tutete dazu wie ein Schaufelraddampfer.  Die ganze Zeit über fürchtete Justus, der Vogel könne ihn fallen lassen. Immerhin musste er den Schnabel doch beim Sprechen öffnen. Doch es geschah nichts, außer dass der Vogel einfach nicht aufhören wollte zu plappern.  Schließlich raffte sich Justus auf und rief dem Vogel zu: »Kannst du nicht einmal still sein!«
    »Aber Justus!« Justus schlug die Augen auf. Er lag in seinem Bett und vor ihm stand seine Tante Mathilda. Die Sonne schien durchs Fenster.
    »Justus, nun wach endlich auf. Bob ist am Tele-

    fon und will dich unbedingt sprechen. Er wollte, dass ich dich wecke. Wenn ich gewusst hätte, dass du mir sagst, ich soll den Mund halten, wäre ich allerdings nicht gekommen.«
    »Entschuldige, Tante Mathilda. Ich habe geträumt, du wärst ein Riesenkuckuck!«  Justus war sofort auf den Beinen und rannte ans Telefon. Dann fiel ihm ein, was er am Abend zuvor überlegt hatte. Er nahm den Hörer ans Ohr und rief Bob zu. »Guten Morgen! Wir müssen heute früh unbedingt zum
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