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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht
Autoren: Polina Daschkowa
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Zärtliches, Tröstendes zu ihrem Mann sagen. Aber ihr fiel nichts Besseres ein als: »Warte nicht auf mich, geh schlafen.«
    Alexander legte als Erster auf.
    »Sag bloß, er ist eifersüchtig?«, fragte Dima, ohne den Kopf zu heben.
    Sie waren allein im Büro. Es war inzwischen dunkel. Der Regen trommelte aufs Fensterbrett.
    »Und wie!« Olga sank in einen Sessel. »Was für ein verrückter Tag. Nicht zu fassen, dass Groschew einen Mörder engagiert haben soll. Dass er ein Zuhälter ist. Die blinden Kinder … Ich kenne ihn seit Jahren, ich hätte ihm alles Mögliche zugetraut – Diebstahl, Schmiergelder. Er ist so charmant,ein kluger Zyniker und ein Erzgauner, alles zusammen. Was meinst du, warum hat diesen Mark früher keiner angerührt? Und warum jetzt auf einmal?«
    »Sie sind nicht an ihn rangekommen, Pornographen und Kinderhändler gibt es im Internet massenhaft. Aber als Sazepa sich an Groschew gewandt hat und Mark daraufhin überwacht wurde, stellte sich heraus, dass seine Kunden gewichtige Männer sind. Im Gegensatz zu den vielen anderen ist Mark Moloch für Groschew ein Konkurrent.«
    »Ach was, Konkurrent!« Olga winkte ab. »Groschew hat ein ganzes Imperium hinter sich, mächtige Beziehungen, und Mark ist ein Einzelgänger.«
    »Ein gewichtiger Kunde wendet sich mitunter lieber an einen Einzelgänger als an Groschew mit seinem Imperium und seinen Beziehungen. Nach der plötzlichen Aufregung zu urteilen, müssen das ziemlich viele getan haben. Wenn sie bei Mark ein Kind kauften, konnten sie ihre Anonymität wahren – oder zumindest die Illusion davon, wie wir jetzt wissen.«
    »Hätte er es wirklich gewagt, diese Generale und Abgeordneten zu erpressen?«
    »Nein.« Dima lachte bitter. »Er hat sie für die Historie gefilmt. Aber weißt du, ich kriege diesen Groschew trotzdem.«
    »Hör auf. Sie werden ihn dir nicht überlassen. Solche wie er kommen nie vor Gericht. Sie werden höchstens klammheimlich getötet.«
    »Vielleicht kann ich ihn über den Killer festnageln.«
    »Denk an das Mädchen, an Ika. Wenn du gegen Groschew vorgehst, bringst du sie in Gefahr. Sie ist eine Zeugin. Tu das nicht, Dima. Glaub mir, sie werden ihn selber beseitigen. So brisant, wie diese Videos sind, werden sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen.«
    »Olga, Olenka, du hast mir schrecklich gefehlt«, sagte er plötzlich, so schnell und so leise, als wolle er nicht, dass sie es hörte.
    Sie zuckte zusammen. Natürlich hatte sie es gehört, und sie schaute ihn erschrocken und bittend an.
    »Bitte nicht, Dima.«
    »Warum?«
    »Du weißt, warum. Du hast Ljuba, ich habe Alexander und die Kinder.«
    »Ljuba?« Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Das ist vorbei, es hat eigentlich nie richtig angefangen. Ich bin allein. Ich habe niemanden außer dir. Vor langer Zeit hat Filippow dich mir weggenommen, jetzt bin ich dran. Du musst darauf nicht antworten. Ich teile es dir nur mit.«
    »Dima, was willst du mit einer langweiligen alten Tante mit zwei verwöhnten, pubertierenden Kindern?«
    »Wir werden das nicht weiter erörtern. Nicht hier und nicht jetzt.«
    »Du hast damit angefangen.«
    »Stimmt.« Er stand auf und lief durch den Raum. »Ich kann ohne dich nicht sein, ich denke ständig an dich, manchmal glaube ich, dass ich dich hasse. Du bist damals weggelaufen, erinnerst du dich? Wir haben uns auf deinem Hof getroffen, eine Woche vor deiner idiotischen Hochzeit, es hat geregnet, genau wie jetzt, aber der Regen war warm, es war Juli. Wir haben uns geküsst, und dann bist du weggerannt. Das werde ich dir nie verzeihen. Und mir auch nicht. Ich hätte dir nachlaufen müssen. Und das tue ich nun wie ein Idiot seit zwanzig Jahren. Ist dir klar, dass du mein Leben kaputtgemacht hast, und deins auch? Dein Filippow ist zu Recht eifersüchtig. Ich werde ihm dich wegnehmen. Basta. Entschuldige, Olga, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
    Dima hatte sie die ganze Zeit nicht angesehen, er stand am Fenster und schaute in den Regen. Als er verstummte, saß sie nicht mehr im Sessel, sondern war neben ihn getreten. Er umarmte sie, drückte sie an sich und wühlte sein Gesicht in ihr Haar.
    »Nein, Dima, nicht küssen«, flüsterte sie, »das hat vorzwanzig Jahren ein schlechtes Ende genommen. Das Telefon, Dima! Hörst du das nicht?«
    Der Anruf kam von der Staatsanwaltschaft. Eine angenehme Frauenstimme teilte mit, dass Solowjow morgen früh um neun beim stellvertretenden Generalstaatsanwalt sein sollte.
    »Sie möchten die DVD
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