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In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens

In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens

Titel: In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens
Autoren: Miller Linda Lael
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Ballade habe ich für Meg geschrieben.
    Er stellte das Radio ab.
    Fast gleichzeitig läutete das Handy in seiner Jackentasche. Er überlegte, ob er es ignorieren sollte. Es gab einige Leute, mit denen er nicht reden wollte. Aber wenn es eine seiner Schwestern war? Wenn sie Hilfe brauchte?
    Er klappte das Handy auf, ohne den Blick von der kurvigen Straße zu nehmen. „O’Ballivan.“
    „Bist du endlich wieder bei Verstand?“, fragte sein Manager Phil Meadowbrook. „Soll ich dir noch mal sagen, wie viel Geld die Leute in Las Vegas bieten? Du meine Güte, sie wollen dir ein eigenes Theater bauen! Es geht um einen Dreijahresvertrag …“
    „Phil?“
    „Sag Ja!“, flehte Phil.
    „Ich habe mich zur Ruhe gesetzt.“
    „Du bist fünfunddreißig. Kein Mensch setzt sich mit fünfunddreißig zur Ruhe!“
    „Dieses Gespräch hatten wir schon, Phil.“
    „Leg jetzt nicht auf!“
    Seufzend nahm Brad den Daumen von der roten Taste.
    „Was zum Teufel willst du in Stone Creek in Arizona? Viehjagd? Deinem Pferd was vorsingen? Denk an das Geld, Brad. Denk an die Frauen, die dir ihre Unterwäsche auf die Bühne werfen …“
    „Ich versuche gerade,
nicht
daran zu denken“, erwiderte Brad. „Danke für die Erinnerung.“
    „Okay, vergiss das mit der Unterwäsche. Aber denk wenigstens an das Geld!“
    „Davon habe ich bereits mehr, als ich brauche, Phil. Und du auch, also erspar mir das Märchen, dass deine Enkelkinder auf der Straße leben und in den Müllcontainern hinter dem Supermarkt wühlen.“
    „Das habe ich dir schon mal erzählt, was?“
    „Allerdings.“
    „Was machst du eigentlich gerade?“
    „Ich fahre zum
Dixie-Dog-Drive-in
.“
    „Zum
was
?“
    „Auf Wiederhören, Phil.“
    „Was willst du im
Dixie-Dog-Drive-in
tun, was du in Music City nicht tun könntest? Oder in Vegas?“
    „Das verstehst du nicht“, antwortete Brad, „und ehrlich gesagt, ich kann es dir nicht mal verdenken, denn ich verstehe es selbst nicht.“
    Früher hatten Meg und er sich im
Dixie
getroffen, wenn einer von ihnen fort gewesen war. Sie hatten sich dazu nicht verabreden müssen, es hatte einfach so funktioniert. Wahrscheinlich wollte er herausfinden, ob es noch immer klappte.
    „Hör zu“, begann Phil, „ich kann die Kasinoleute nicht ewig hinhalten. Im Moment bist du begehrt, aber das wird irgendwann vorbei sein. Ich muss ihnen etwas sagen …“
    „Sag einfach Danke, aber
Nein danke“
, schlug Brad vor und klappte das Handy zu.
    Phil rief noch zwei Mal an, bevor er aufgab.
    Je vertrauter die Umgebung wurde, desto strenger befahl Brad sich selbst, anzuhalten und umzukehren. Die alten Zeiten waren vorbei, Meg und er hatten sich nicht gerade freundschaftlich getrennt, und außerdem würde sie nicht im
Dixie Dog
auf ihn warten.
    Er fuhr weiter.
    Vorbei am Schild, das ihn in Indian Rock willkommen hieß, und vorbei am
Road House
, einem bei Einheimischen, Touristen und Truckern beliebten Imbiss. Als er auf die Main Street gelangte, musste er lächeln – bei
Cora’s Curl and Twirl
hatte er sich als Jugendlicher die Haare schneiden lassen. Mit gerunzelter Stirn starrte er auf die Buchhandlung daneben. Das Geschäft war neu.
    Und wenn das
Dixie Dog
dichtgemacht hatte?
    Wenn die Fenster mit Brettern vernagelt waren und auf dem verlassenen Parkplatz Unkraut wucherte?
    Und wenn schon.
    Brad seufzte. Vielleicht hatten Phil und alle anderen recht – vielleicht war es verrückt, die Sache in Las Vegas abzusagen. Vielleicht müsste er wirklich bald im Pferdestall sitzen und den Tieren etwas vorsingen.
    Er bog um eine Kurve, und da lag das
Dixie Dog
– noch immer geöffnet. Die große Leuchtreklame, ein riesiger Hotdog aus Neonröhren, färbte sich erst rot fürs Ketchup und dann gelb für den Senf. Vor dem Drive-in-Schalter und auf dem Parkplatz standen ein paar Autos.
    Brad hielt an einer der Sprechanlagen und kurbelte die Fensterscheibe der Fahrertür herunter.
    „Willkommen im
Dixie-Dog-Drive-in“
, begrüßte ihn eine fröhliche Mädchenstimme. „Was kann ich für Sie tun?“
    Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Aber nach einem kurzen Blick auf die erleuchtete Speisekarte kam nur eines infrage. „Einen Dixie Dog ohne Chili und Zwiebeln.“
    „Kommt sofort. Möchten Sie etwas trinken?“
    „Einen Chocolate Shake.“
    Sein Handy läutete.
    Er ignorierte es.
    Das Mädchen dankte ihm für seine Bestellung. Etwa fünf Minuten später rollte es auf Inlinern an seine Fensterscheibe heran und brachte ihm das
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