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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst
Autoren: Jason Dark
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nicht, wie er sich in diesen Augenblicken verhalten sollte. Dabei fiel sein Blick auf die offene Luke. Die einzige Chance?
    Hastig lief Bill bis zum Rand, beugte sich herab und schaute nach unten. Da standen sie. Er hatte es geahnt, denn seine Gegner waren zwar langsam, aber dennoch so schlau, daß sie ihm den Rückweg versperrten. Zudem hatte sich der Reporter einen Teil seiner Chancen selbst genommen, indem er die Stiege wegschleuderte. Es blieb ihm keine Chance mehr zur Flucht. Er mußte es auskämpfen. In diesem Haus, das zu einer Falle für ihn geworden war. Bill zog sich bis an die Rückseite des Hauses zurück. Wenn er da stehenblieb, war die Entfernung zu dem angreifenden Skelett am größten. Und es war in Form. Das bewies es in jeder Sekunde, denn jetzt fuhr das scharfe Sensenblatt auch schräg in die Mauer, riß sie auf und schleuderte gewaltige Stücke zu Boden.
    Bill konnte nur warten.
    Er hatte den Dolch in die linke Hand genommen. In der rechten hielt er die lange Fackel, und sein Blick fiel immer wieder auf die Flamme, da er mit dem Gedanken spielte, das Haus anzuzünden, um so vielleicht einen Fluchtweg zu erreichen.
    Wieder räumte das Skelett mit seiner Sense ein Stück Mauer weg. Die Lücke war jetzt so groß geworden, daß Bill nach draußen schauen und den rotschwarzen Widerschein erkennen konnte, der über die Straße tanzte.
    Wahrscheinlich hatten sich die Diener des Urak dort versammelt und warteten auf den Tod seines Gegners.
    Urak kam selbst.
    Er stieg hoch. Die Öffnung, die er geschlagen hatte, war groß genug geworden, daß er aufrecht hindurchgehen konnte. Die Sense hielt er in seinen knöchernen Klauen. Der dunkle Stofflappen umspannte einen Teil des Knochenkörpers, und seine düstere Gestalt wurde vom Widerschein der Fackeln angestrahlt.
    Bills Gesicht hatte sich verzerrt. Auf seinen Zügen spiegelten sich seine Gedanken wider. Verzweifelt suchte er nach einem Fluchtweg, denn er ahnte, daß er verlieren würde, wenn er sich dem Skelett zu einem Zweikampf stellte. Was tun?
    Bill Conolly zitterte wie Espenlaub. Die Angst kroch immer höher, Unsicherheit breitete sich aus, er schüttelte den Kopf, holte einige Male tief Luft und entschloß sich zu einer Verzweiflungstat. Sein Angriff wurde nicht von reiner Logik bestimmt. Wie eine Rakete startete Bill und rannte auf das Skelett zu, das mit dieser Attacke nie gerechnet hätte…
    ***
    Es war schlimm!
    Der Angst-Dämon hatte sich Urak genannt, und der machte seinem Namen alle Ehre, denn er hatte mich in eine Dimension geschleudert, die zwar keinen direkten Horror zeigte, in der jedoch die schlimmen Gefühle Überhand nehmen konnten, bevor sie in einem regelrechten Wahnsinn explodierten.
    Ich hatte Angst, denn ich sah meinen eigenen Vater und mich selbst als kleinen Jungen.
    Vielleicht unsichtbar für sie schwebte ich über ihnen und über eine Stadt, die London hieß und die von einem blutroten Fluß geteilt wurde. Ich wollte schreien, nach ihm rufen, er sollte sich umdrehen, und ich wußte nicht einmal, ob überhaupt ein Laut meine Kehle verließ und mich mein Vater hörte. Jung sah er aus, sehr jung. Er bewegte sich auch, und ich als Junge mit ihm. Die beiden wandten mir den Rücken zu. Dann gingen sie einfach davon.
    Hoffnung und Zweifel durchströmten mich gleichzeitig. Ich folgte ihnen ohne mein eigenes Zutun, wurde einfach dorthin geschleudert, wo auch sie hingingen, und sie schritten durch die schmale Straße, an deren Ende sich eine Grünfläche befand. Dann hörte ich das Lachen.
    Von allen Seiten drang es auf mich ein. Es war schaurig, grausam, höhnisch und triumphierend.
    Ich drehte mich in der Luft, sah die Gesichter meiner Feinde in einem gespenstischen Reigen um mich herumtanzen und erkannte auf ihren verzerrten Fratzen die wilde Freude, mich leiden zu sehen. Mein Innerstes war aufgewühlt. Ich streckte die Arme aus. Als ich sah, daß sie den Ring enger zogen, wollte ich in die Gesichter hineinschlagen, doch meine Hiebe verpufften ins Leere. Sie waren auf einmal nicht mehr vorhanden, wie weggeblasen, und ich stand wieder da, wo ich angefangen hatte.
    Die Magie in dieser Welt schaffte es tatsächlich, mir schlimme Illusionen vorzugaukeln, und war ich als Heranwachsender vielleicht auch nur Illusion? Spielte man mir die Szene mit meinem Vater nur aus dem Grund vor, um mich vor Angst vergehen zu lassen?
    Es waren Fragen, die mich quälten, auf die ich allerdings keine Antwort fand, denn ich mußte mich beeilen, weil mein Vater
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