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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst
Autoren: Jason Dark
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Straße ihn erreicht hatten. Um die matte Fläche des seltsamen Fensters bildeten sie einen großen Kreis.
    Männer, Frauen und Kinder hatten sich willkürlich durcheinander aufgebaut, und jeder von ihnen trug eine Fackel. Erst jetzt sah Bill, daß die Flammen über die Spitzen sehr langer Stäbe tanzten. Selbst das Feuer hatte einen violetten Ton angenommen, und auf ein Zeichen des Angst-Dämons hin, reckten seine Diener ihre Arme vor, so daß sich die einzelnen Feuerzungen dem Reporter Bill Conoliy wie gefährliche, alles vernichtende Höllenaugen näherten…
    ***
    Ich trieb im Meer der Zeiten!
    Die Vergangenheit sollte lebendig werden! Dieser Gedanke durchtobte meinen Schädel, und ich wunderte mich, wie klar ich noch denken konnte, denn bei anderen Dimensionsreisen, die ich hinter mir hatte, war dies nicht der Fall. Oft genug waren meine Gefühle da ausgeschaltet worden, hier jedoch nicht, ich würde alles detailgetreu miterleben. Vielleicht war das auch Sinn der Sache.
    Ich trieb wie ein Schwimmer. Ein anderer Vergleich fiel mir nicht ein, und um mich herum war alles so seltsam. Es gab zwar Licht, aber ich entdeckte keine Quelle. Ein bläuliches Grau hielt mich umfangen, das mir vorkam wie eine endlose Masse, die einen Sog produzierte, in den ich hineingetrieben wurde.
    Ich dachte an mein Kreuz.
    Es war der einzige Anker, den ich hatte. Würde es mir Schutz gewähren, oder wurde es wie ich von einer magischen Zeitfalle verschluckt? Mein Körper fiel und fiel. Dabei hatte ich noch das Gefühl, in einen Kreislauf zu geraten, der mit mir spielte, als wäre ich nur ein kleiner Ball. Eine Geschwindigkeit konnte ich nicht feststellen, sie war gleichmäßig, so daß ich mir vorkam, als würde ich stehenbleiben und sich dafür die Welt um mich herum bewegte.
    Dann erschienen die ersten Bilder.
    Eindrücke nur kurz, verwaschen, Gesichter, flüchtiges Vorbeihuschen, mehr nicht.
    Aber ich hatte sie erkannt.
    Ein unheimliches böses Gesicht, grausam verzerrt, war zuletzt erschienen. Ein Gesicht, das einem Mann gehörte, den ich schon lange aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte.
    Professor Orgow!
    Ja, da tauchte er wieder auf. Er war der große Gegner bei meinem ersten Fall gewesen, hatte sich der Hexer genannt und schaurige Experimente mit Toten durchgeführt.
    Und jetzt trudelte ich auf ihn zu. Sah übergroß seinen rachelüsternen Blick, die verzerrten Lippen, das widerliche Grinsen, die vorgestreckten Arme, die eine schmale, zerbrechlich wirkende Frauengestalt festhielten, mehr noch ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem weißgelben Totenhemd.
    Es war Lara, Orgows Medium…
    Durch sie hatte der unheimliche Professor die Toten erwecken können, bevor er sich selbst getötet hatte, und ich glaubte, sein häßliches Lachen zu hören, während er mir das Medium entgegenschleuderte. Lara fiel auf mich zu.
    Ich wollte ausweichen, ruderte mit den Armen, doch der Mahlstrom der Zeiten machte mit mir, was er wollte. Ich kam einfach nicht vom Fleck weg, und Lara kippte auf mich zu.
    Ein Blitzstrahl!
    Grell, urplötzlich aufkommend. Er erschien aus dem Nirgendwo und spaltete das Medium in zwei Hälften. Als Staub wölkten die Uberreste davon, verteilten sich in Zeit und Raum, ich aber drehte mich weiter auf einem Karussell, das ich nicht in Gang gebracht hatte. Wieder das Grau um mich herum, und aus ihm schälten sich plötzlich Gesichter, die mich in einem höllischen Reigen umtanzten. Ich war in der Vergangenheit gelandet, längst getötete Gegner standen wieder vor mir. Die grinsende Fratze des Schwarzen Tod, Asmodina, Zarcadi, der mich lebendig hatte begraben wollen, auch der grüne Dschinn war da und Mr. Benjamin, alias Asmodis, der auf seiner Blutorgel spielte, jedoch diesem Instrument keine Töne entlockte.
    Sie alle lebten wieder, sie freuten sich auf mich und streckten ihre Arme aus, um sich gegenseitig berühren zu können und mit mir hineinzugleiten in die Unendlichkeit des Zeitstrudels, der alles mit sich riß. Ich wußte nicht, wohin wir schwebten, aber ich sah plötzlich die Umrisse einer riesigen Stadt unter mir, als es mir gelang, den Kopf zu drehen. In rasender Fahrt näherte ich mich dieser Stadt. Wie ein Fallschirmspringer ohne Rettungsleine kam ich mir vor und mußte mit ansehen, wie die Konturen deutlicher wurden.
    Das war London!
    Big Ben, Tower Bridge, die Themse, aber nicht blau, sondern rot wie das Blut, Menschen, die sich geisterhaft und lautlos bewegten, Autos, die heute nicht mehr fuhren,
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