Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

Titel: In die Nacht hinein: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Cunningham
Vom Netzwerk:
hat gehört, dass die Inksies phantastisch sind, er wird diese Woche vorbeikommen), mit Doug Petrie (Lunch, am Montag in einer Woche, unbedingt) und mit der anderen Linda Neilson – Ja, klar, ich rede mit deinen Studenten, ruf mich in der Galerie an, dann vereinbaren wir einen Termin ; da ist das Pinkeln unter einer Ellsworth-Kelly-Zeichnung, die neuerdings im Badezimmer hängt (Elena kann es nicht wissen, oder – wenn sie so was über die Toilette hängt, muss sie es auch mit ihrer Brille ernst meinen); da ist der Entschluss, doch einen dritten Wodka zu trinken; da ist der Flirt mit Elena – Hey, ich liebe den Wodka; mein Engel, du weißt doch, dass du ihn hier jederzeit kriegen kannst (er weiß, er ist dafür bekannt und wird vermutlich deswegen verachtet, weil er es überstrapaziert, das ganze Hey-ich-würde-dich-ja-besuchen-wenn-ich Zeit-hätte); da ist der magere, hysterische Mike Forth, der mit Emmett bei dem Terence Koh steht und allmählich so betrunken wird, dass er sich bald an Rebecca ranmachen wird (Peter hat Verständnis für Mike, kann nicht anders, er hat es selbst erlebt – dreißig Jahre später ist er noch immer verblüfft, dass Joanna Hurst ihn nicht geliebt hat, nicht einmal ein bisschen ); da ist der kurze Blick auf den unwahrscheinlich gut aussehenden Kellner, der in der Küche heimlich in sein Handy spricht (Freund, Freundin, käuflicher Sex – wenigstens haben die Kids, die bei solchen Anlässen bedienen, noch etwas Geheimnisvolles an sich); dann zurück ins Wohnzimmer, wo – ups – Mike es schließlich doch geschafft hat, Rebecca zu stellen; er redet wie wild auf sie ein, und sie nickt und hält Ausschau nach der Rettung, die Peter ihr versprochen hat; da ist Peters rascher Rundblick, um sich zu vergewissern, dass niemand übergangen wurde; da ist das Abschiedsgespräch mit Elena, die es bedauert, dass sie die Vincents nicht gesehen hat ( Ruf mich an, es gibt noch ein paar andere Sachen, die ich dir gern zeigen würde ); da ist der seltsam innige Abschied von Bette Rice (irgendwas stimmt nicht), die Rückeroberung von Rebecca ( Sorry, ich muss sie jetzt entführen, ich hoffe, wir sehen uns bald ), das panische Abschiedsgrinsen von Mike, und tschüs, tschüs, danke, bis nächste Woche, ja, unbedingt, ruf mich an, okay, tschüs.
     
    Ein anderes Taxi, wieder nach Downtown. Peter meint manchmal, dass er sich am Ende, wann immer es kommt, an Taxifahrten viel lebhafter erinnern wird als an alles andere aus seinem irdischen Dasein. Egal, wie unangenehm die Gerüche sind (kein Raumduft diesmal, nur ein leichter Unterton von Gallenflüssigkeit und Motoröl) oder wie aggressiv und unfähig der Fahrer ist (diesmal einer dieser Typen, die ständig Gas geben und bremsen), stets ist da das Gefühl des abgekapselten Dahinschwebens, das Gefühl, sich unbehelligt durch die Straßen dieser unglaublichen Stadt zu bewegen.
    Sie durchqueren den Central Park auf der Seventy-ninth Street, eine der schönsten aller nächtlichen Taxistrecken, wenn der Park in seinen grün-schwarzen Traum von sich selbst versunken ist und kleine, grün-goldene Lichter Kreise aus Gras und Asphalt auf den Boden malen. Natürlich sind hier verzweifelte Menschen unterwegs, manche davon Flüchtlinge, manche Kriminelle; wir kommen so gut wir können mit diesen unmöglichen Widersprüchen zurecht, diesem endlosen Streit zwischen Herrlichkeit und Mord.
    Rebecca sagt: »Du hast mich nicht vor Hurrikan Mike gerettet.«
    »Hey, ich habe dich losgerissen, sobald ich dich mit ihm gesehen habe.«
    Sie sitzt nach innen gewandt und hat die Arme um die Schultern geschlungen, obwohl es nicht einmal andeutungsweise kalt ist.
    Sie sagt: »Das weiß ich doch.«
    Aber dennoch hat er sie enttäuscht, nicht wahr?
    Er sagt: »Mit Bette scheint irgendetwas los zu sein.«
    »Rice?«
    Wie viele andere Bettes waren auf der Party? Wie viel Lebenszeit muss er für das Beantworten dieser überflüssigen Fragen opfern, wie viel näher rückt die Wahrscheinlichkeit, dass er eines Tages einen Schlaganfall bekommt, wenn er sich immer wieder aufregen muss, weil Rebecca nicht aufgepasst hat, nicht bei der gottverdammten Sache gewesen ist?
    »M-hm.«
    »Was ist es deiner Meinung nach?«
    »Ich habe keine Ahnung. Irgendwas war da, als sie sich verabschiedet hat. Ich habe irgendwas gespürt. Ich rufe sie morgen an.«
    »Bette ist in einem bestimmten Alter.«
    »Meinst du die Menopause?«
    »Unter anderem.«
    Sie faszinieren ihn, diese kleinen Bekundungen weiblicher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher