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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller
Autoren: Denise Mina
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überall lagen Brocken herum. Harris entdeckte Fußspuren und machte sie schweigend darauf aufmerksam, indem er sie mit dem Strahl seiner Lampe umkreiste. Als sie sich der hinteren Halle näherten, nahmen die Fußspuren eine dunklere Färbung an; Morrow dachte zuerst, der Schmutz sei vielleicht in den unteren Schichten dunkler, doch dann hörte Harris auf, seine Lampe hin und her zu schwenken, und sie erkannten die Schmierspuren auf dem nackten Beton. Sie waren braun, wie die Wand im Flur der Anwars. Blut.
    Eddy hatte ihnen von Malki erzählt, aber Morrow hätte niemals geglaubt, wie erbärmlich er aussah. Ein dünner Junge, viel zu dünn, anders als Omar war er nicht muskulös und sehnig und hätte nicht einmal dann zugenommen, wenn sein Appetit seinen Stoffwechsel endlich eingeholt hätte, er war vielmehr krankhaft dünn, unterernährt dünn, die Knochen seiner dürren Knie zeichneten sich durch den weißen Trainingsanzug ab. Seine brandneuen Turnschuhe, ein weißer Fleck auf dem schwarzen Grund des Kessels.
    Sie stand auf der Metallleiter und fuhr mit der Taschenlampe über die Innenwände. Aamir Anwar war verschwunden.

    Sie brachen ab. Um sieben Uhr morgens wurde die Durchkämmungsaktion um Breslin’s herum abgebrochen und alle Polizisten wieder mit Bussen zum Revier gebracht, wo sie sich ihre Überstunden gegenzeichnen ließen. Die Hubschrauber flogen die Bucht mit Suchscheinwerfern ab, die Boote im Sumpfland wurden vertäut, und ihre Passagiere gingen von Bord. Die Tauchmannschaften packten zusammen und fuhren nach Hause. Von Aamir Anwar keine Spur.
    Morrow stand auf den Metallstufen als Beamte einer Sondereinheit, die die Umgebung um Malki Taits Leiche inmitten des in sich zusammenstürzenden Gebäudes absuchten. Es war eiskalt hier und roch nach Metall und Dreck. Die Beamten hatten grelle Scheinwerfer aufgestellt, sie an die Decke gerichtet, um ein sanfteres, indirektes Licht zu erzeugen. Die dicken Stromkabel des tragbaren Generators liefen über den schmutzigen Boden. Morrow fror, schauderte wegen des seltsamen Halls, der hier bei jedem Geräusch entstand und dachte daran, welche Ängste der arme Aamir alleine mit einer Leiche ausgestanden, wie viel Angst er um seine Tochter gehabt haben und wie kalt und wie einsam er gewesen sein musste.
    Sie zog den Mantel enger um sich, dachte zärtlich an Brian, daran, wie ausgeglichen er war und sie in Ruhe ließ und einfach still bei ihr sitzen konnte.
    Morrow lächelte in sich hinein. Sie wusste ganz genau, wo Aamir war.

40
    Richtung Leadhills erweiterte sich die M 74 auf drei Spuren aus perfektem Asphalt, die sich elegant zwischen großen sanften Hügeln hindurchschlängelten. Die Straßenbaufirma hatte ganze Arbeit geleistet, die Straße führte völlig plan über den unebenen Grund, während sich das Land drumherum hob und senkte. Auf diese Weise setzte sich die Fahrbahn von der Umgebung ab, erschien gleichmäßiger, perfekter.
    Durch eine Spalte zwischen massiven Hügeln führte die Straße leicht abschüssig fünf Kilometer nach rechts, schwenkte dann wieder nach links und schmiegte sich im Uhrzeigersinn um einen Hügel, den Zeit und Regen in eine kolossale grüne Kegelkugel verwandelt hatten. Im Tal unten zog sich ein schmaler, silberfarbener Fluss durch moosgrüne Felder wie ein Stück Draht durch Käse.
    Aleesha hatte sich die Musik ausgesucht, Glasvegas, und hartnäckig behauptet, wenn sie Roy nicht gefiele, sei er als Person überhaupt nicht ernst zu nehmen. Es war nicht die Art von Musik, die er gewohnt war. Die Musik in den Nachtclubs, in denen er arbeitete, war älter, tanzbarer, was ihr gefiel war gitarrenlastiger.
    Sie sah aus dem Fenster ins Tal, ihre nackten Füße ruhten auf dem Armaturenbrett, um den großen Zeh trug sie einen roten emaillierten Ring. Sie wollte sich nicht anschnallen. Sie behauptete, der Gurt schneide ihr in den Hals.

    »Wow.«
    »Bist du die Strecke schon mal gefahren?«
    »Nein.«
    »Wunderschön.«
    »M-hm.«
    Er erreichte die Kurve, fuhr schnell, weil ihr das gefiel, auf der Überholspur. Aleesha hatte es eilig, wegzukommen.
    »Kann ich meine Hand jetzt wiederhaben?«, fragte er.
    Sie betrachtete die große fleischige Hand in ihrer gesunden, die auf dem Schalthebel lag. Sie hielt sie am Zeigefinger hoch. »Das alte Ding? Wofür brauchst du die denn?«
    Roy lächelte. »Ich brauche sie zum Auto fahren, damit ich 120 fahren kann.«
    Sie drehte sich um, so dass sie ihm zugewandt auf dem Sitz kniete, hielt dabei aber immer
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