Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Oase des Scheichs

In der Oase des Scheichs

Titel: In der Oase des Scheichs
Autoren: Carol Grace
Vom Netzwerk:
ging nach unten. Es war ruhig im Haus. Man hörte nur die leisen Geräusche der Bediensteten, die eine kleine Mahlzeit für sie herrichteten und den Tisch in der Laube unter den Feigenbäumen deckten.
    Claudia war ausgehungert, wollte aber nicht ohne Sam mit dem Essen anfangen. Als sie an seinem Büro vorbeikam, hörte sie ihn telefonieren.
    Eine Weile später betrat er schließlich die Laube. Seine dunklen Augen glänzten, sein Haar war noch feucht vom Duschen, und er duftete angenehm nach Seife und Leder.
    „Jetzt siehst du besser aus.“ Er ließ den Blick über sie gleiten. „Wie fühlst du dich?“ Ihr tat alles weh, sie war erschöpft und übererregt zugleich. „Was ist vorgefallen?“ „Vater sagt, die Bayadhis wollen wieder an den Verhandlungstisch. Wir fahren morgen zurück in die Stadt.“
    „Wie ist es dazu gekommen?“
    „Deine Idee, ihnen unsere neuen Schiffe zur Verfügung zu stellen, damit sie ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen können, hat Anklang gefunden. Es ist einzig und allein dein Verdienst, wenn die Fusion nun doch noch zustande kommt.“
    „Dafür gibt es keine Garantie“, meinte sie.
    „Nein, das nicht. Aber Vater ist die ganze Unsicherheit leid. Die Sache hat ihn sehr mitgenommen. Auch aus diesem Grund müssen wir zurück in die Stadt. Er sagt, dass er sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen will. Als ich ihm vom Kauf des Kamels erzählt habe, hat das seinen Entschluss noch verstärkt. Er möchte sich ganz den Kamelrennen widmen. Nach der Fusion will er die Geschäftsleitung abgeben. Es ist ihm alles zu viel geworden.“
    „Wie wird sich das auswirken?“
    „Ich werde noch viel mehr zu tun haben. Hier und weltweit. Ich weiß selbst noch nicht genau, was da alles auf mich zukommt.“
    „Wirst du dann hier in Tazzatine leben?“, fragte sie und versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Würde sich nun ihr ganzes Leben verändern? Sam in Tazzatine, sie am anderen Ende der Welt? Er würde nie zu ihr gehören. Doch sie wäre schon zufrieden damit, ihn jeden Tag zu sehen, aber selbst dieser Wunsch würde sich nicht erfüllen, wenn er in seinem Heimatland arbeitete.
    „Wahrscheinlich. Zumindest zeitweise.“
    „Das alles scheint dich nicht zu belasten.“
    „Es kommt nicht allzu überraschend. Ich wusste, dass die Situation früher oder später eintreten würde. Dass es jetzt so schnell geschieht, liegt wohl daran, dass Vater der Stress zu viel wurde. Und ich bin bereit für eine neue Herausforderung. Wie steht’s mit dir?“
    „Mit mir? Ich … ich weiß nicht.“ „Dein Aufgabenbereich wird sich vergrößern, du wirst mehr verdienen, mehr Vergünstigungen haben.“
    Ihr ging es nicht um Geld und Vergünstigungen. Ihr ging es um Sam. Sie hatte damit gerechnet, dass er eines Tages die Firma von seinem Vater übernehmen würde, aber noch nicht so bald. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    „Und wenn die Fusion nun platzt?“
    Er zuckte die Schultern. „Dann muss Vater sein Büro hier behalten, und ich gehe zurück nach Kalifornien. Aber du wirst sicher eine Lösung finden.“
    „Ich will es versuchen.“
    „Wenn jemand die beiden Parteien zusammenbringen kann, dann du. Wir brechen gleich morgen früh auf.“ Sam lächelte sie ermutigend an.
    Er vertraute ihr. Hielt sie für klug und diplomatisch. Alles gut und schön, aber kann er mich denn nicht begehrenswert finden? Ebenso könnte sie sich wünschen, dass jede Nacht Tausende von Sternschnuppen auf sie herabregneten.
    Sie setzten sich an den gedeckten Tisch. Claudia hatte Hunger, aber ihr Magen war wie zugeschnürt. Sam hatte ihr zu viel Verantwortung auf die Schultern gelegt. Er überschätzte ihre Fähigkeiten. Er glaubte, sie könne das Büro in Kalifornien allein leiten. Und er traute ihr zu, die festgefahrenen Verhandlungen mit den Bayadhis wieder in Gang zu bringen.
    Während sie an ihrem Eistee nippte, türmte Sam Salat auf ihre Teller, schien dann aber selbst den Appetit zu verlieren.
    Claudia brachte keinen Bissen hinunter. Sie versuchte, nicht an die Entscheidung zu denken, von der ihr ganzes zukünftiges Leben abhing.
    Sam benahm sich, als wäre alles wie immer. Statt zu essen, berichtete er ihr lebhaft, was sein Vater ihm an Neuigkeiten über Amina und die Familie erzählt hatte. Er redete über alles, nur nicht über das wirklich Wichtige. Vielleicht, damit sie sich keine Sorgen machte. Und erreichte genau das Gegenteil. Wie sollte sie die Fusion zustande bringen, wenn die Gegensätze
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher