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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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wollte.
    Da legte sich eine zweite Hand über ihre, führte den Mauszeiger an die richtige Stelle und klickte auf die Schaltfläche, die das Programm zum Herunterfahren des PCs auslöste.
    Tina war nun nicht mehr nur erstarrt, ihr wurde auch eiskalt. Sie fühlte die Brüste ihrer Chefin im steifen BH, der fast in ihre Haut stach, an ihrem Rücken, und immer noch lag Frau Ewers’ Hand auf Tinas, obwohl der Bildschirm bereits schwarz war und keine Mauszeiger mehr bewegt werden mußten.
    »Ich wollte sowieso noch kurz mit Ihnen sprechen«, fuhr Susanne Ewers fort. Langsam, fast widerwillig richtete sie sich auf.
    Tina atmete tief durch. »Ich kann nicht mehr tun als mich zu entschuldigen. Und die Abmahnung habe ich ja auch schon«, erwiderte sie so ruhig wie möglich. Wenn ihre Chefin ihr jetzt wegen dieser Kleinigkeit auch noch kündigen wollte, konnte sie es nicht verhindern.
    »Ja, genau. Die Abmahnung . . . Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.«
    War es denn immer noch nicht genug? Tina wollte nur noch nach Hause, ein heißes Bad und das alles, was heute geschehen war, vergessen.
    »Eine Abmahnung sieht nie gut aus in einer Personalakte«, bemerkte Frau Ewers.
    Vor allen Dingen dann, wenn sie ungerechtfertigt ist, dachte Tina. »Ich weiß«, sagte sie.
    »Sie hassen mich, nicht wahr?« Susanne Ewers schaute sie mit einem Blick an, den Tina noch nie an ihr gesehen hatte. Ein seltsamer Blick.
    »N-nein.« Tina antwortete zögernd. »Ich hasse Sie doch nicht.« Warum sollte ich auch? dachte sie. Wo du mich ja nur bei jeder Gelegenheit triezt?
    »Sagen Sie die Wahrheit.« Susanne Ewers griff an die Lehnen von Tinas Stuhl und drehte sie ganz zu sich herum. »Sie würden mich lieber tot als lebendig sehen.«
    »Aber nein!« Tina lachte überrascht auf. »Das ginge nun wirklich zu weit, Frau Ewers.«
    »Wie weit würdest du denn gehen?« Susanne Ewers’ Blick veränderte sich. Nun erschien er nicht mehr so seltsam, sondern . . . bekannt. Nur unerwartet in bezug auf gerade diese Person.
    »Frau Ewers . . .« Tina versuchte eine Möglichkeit zu finden, sich so weit wie möglich von Susanne Ewers zurückzuziehen, deren Gesicht immer näher kam. Tina preßte sich nach hinten in die Lehne.
    »Susanne«, erwiderte Frau Ewers leise, fast gehaucht. »Nenn mich doch Susanne.« Ihre Lippen berührten Tinas schon fast.
    »Frau Ewers . . . bitte . . .« Tina hob die Hände und versuchte Susanne Ewers aufzuhalten. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    »Warum nicht?« Susanne Ewers verstärkte den Druck auf Tinas Hände, die sich ihr entgegenstemmten. »Ich könnte die Abmahnung zurücknehmen.«
    »Die . . . Abmahnung?« Tina war so perplex, daß ihr Widerstand nachließ. Und schon hatten Susanne Ewers’ Lippen ihre erreicht, und Tina fühlte sich von ihrer Chefin geküßt.
    Die Lippen der älteren Frau schwelgten auf ihren. Sie hörte Frau Ewers leise seufzen.
    »Du bist so süß«, flüsterte Susanne Ewers. »Schon seit dem ersten Tag beobachte ich dich, und du machst mich verrückt. Warum bist du nur so süß? Ich kann keine Nacht mehr schlafen. Wenn das so weitergeht, drehe ich noch durch.«
    Bist du das nicht schon? dachte Tina. Auf jeden Fall konnte sie sich Frau Ewers’ Verhalten jetzt besser erklären. Sie hatte Tina nicht gepiesackt, weil sie sie haßte, sondern weil sie sie . . . nun ja, nicht liebte, aber immerhin begehrte. Wie so oft konnte man aus der Wirkung nicht unbedingt auf die Ursache schließen.
    »Frau –« Tina brach ab und räusperte sich. »Susanne.«
    Susanne Ewers’ Mundwinkel zuckten. »Tina«, wisperte sie. »Süße, kleine Tina.« Erneut versuchte sie Tina zu küssen.
    Tina wich geschickt aus. Frau Ewers’ Kuß landete harmlos auf ihrer Wange. »Das ist nicht der richtige Ort hier, Susanne«, sagte sie beherrscht, obwohl ihr eher nach Flucht zumute war.
    Eine lange Sekunde verging. Dann richtete Susanne Ewers sich auf. »Du hast recht«, stimmte sie zu. Ihr Blick ruhte auf Tina, die noch immer vor ihr saß. Sie trat einen Schritt zurück. »Ich hätte das bedenken sollen.«
    Tina stand schnell auf. Nun fühlte sie sich nicht mehr so eingeengt und hilflos. »Ich . . .« Sie räusperte sich erneut. »Ich verstehe das Problem.«
    »Du . . . du . . .« Susanne Ewers wirkte überrascht. »Du verstehst?« Auf einmal schien die Starre von ihr abzufallen. Sie schlug die Hände vors Gesicht, und ihr Körper sank etliche Zentimeter zusammen, als ob jegliche Spannung ihn
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