Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Arena von Antares

In der Arena von Antares

Titel: In der Arena von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Gleich darauf erschien eine kleinere, schlankere Gestalt, tauchte über das Dach der westlichen Empore und verschwand sofort wieder. Auf dem Rücken des Tiers hatte offenbar kein Mann gesessen.
    Das Geschrei des Publikums erschwerte ein klares Denken. Männer und Frauen kreischten, schlugen gegen die Bänke, ließen ihre Rasseln kreisen oder schlugen auf Trommeln ein. Wein- und Palineverkäufer gingen durch die Reihen und machten ein gutes Geschäft.
    Die Königsloge war noch nie so herrlich geschmückt gewesen. Sie blitzte förmlich vor Farbe und Pracht. Königin Fahia saß bereits auf ihrem Thron, und ich stellte mir vor, wie sie das Kinn auf die Faust stützte und mit weit aufgerissenen Augen das gewaltige Schauspiel genoß. Fanfaren ertönten, stießen ihre schrillen Töne in den Lärm. Langsam trat Stille ein, eine erwartungsvolle Stille, ein freudiges Schweigen.
    Man hatte mich in den Sand hinausgestoßen, und nun stapfte ich langsam weiter. Seit dem ersten Augenblick, seit dem Moment, da ich den geheimnisvollen Flieger über dem Dach des Amphitheaters bemerkt hatte, hatte ich den Blick nicht von dem Pfahl in der Mitte der Arena wenden können.
    Ich betete darum, daß sie unverletzt war.
    Man hatte sie mit Silberketten gefesselt. Nicht weil sie eine Prinzessin war, was Fahia nicht glaubte. Ich vermutete, daß die Silberketten vielmehr einen Bezug auf den Silber-Leem darstellten, was mich mit unbändiger Wut erfüllte.
    Nackt hing sie vor mir. Das herrliche braune Haar lag lose über ihren Schultern und Brüsten. Ihre Figur vermochte jeden Mann zu entflammen. Die Silberketten waren so fest gezogen, daß sich Delia nicht bewegen konnte; die Arme waren über ihren Kopf emporgestreckt.
    Bald, das wußte ich, würde man gehörnte Bosks freilassen, vor denen ich meine Delia verteidigen mußte.
    Der Gedanke, daß sich die langen, grausamen Boskhörner in den weichen Leib bohren würden, erfüllte mich mit einem solchen Entsetzen und Zorn, daß ich fast die Beherrschung verlor und an der steilen Marmormauer emporkletterte, um meine Fäuste um den Hals der bösen Königin zu legen.
    Ich stand da und grüßte sie. Es gibt auf Kregen eine dermaßen obszöne Bewegung, daß ich sie bisher nie benutzt hatte, denn ich bin in diesen Dingen ziemlich empfindlich. Doch jetzt richtete ich mich auf und bedachte die Königin mit diesem Zeichen.
    Das Seufzen, das um das Amphitheater ging, ähnelte dem Klagen von Trauernden an einem offenen Grab.
    Ich war nackt und unbewaffnet. Ich vermutete, daß ich es mit zwei oder gar drei Tieren aufnehmen mußte. In diesem Augenblick erschien der Chulik-Chuktar am Rand der Arena und warf mir einen Djangir hin. Das kurze, breite Schwert landete vor meinen Füßen im Sand. Ich hob die Klinge auf, die gut geschärft war. Also wollte die Königin ihren Spaß mit mir haben, ehe ich starb – und meine Delia aus Delphond, meine Delia aus den Blauen Bergen.
    O ja, die Verantwortlichen im Jikhorkdun sind geschickt – doch nicht so raffiniert oder boshaft wie ihre Königin! Diesmal warteten sie nicht, bis ich mich abgewendet hatte. Diesmal wollten sie daß ich die Gefahr, in der ich schwebte, sofort erkannte. Eins der großen Gittertore schwang auf. Die Gitterstäbe standen dicht beisammen und waren ungeheuer dick.
    Ich wartete mit erhobenem Djangir auf halber Strecke zwischen dem Pfahl und der vergitterten Öffnung. Ich hatte kein Wort zu Delia gesagt. Wir wußten, daß Worte in einem solchen Augenblick überflüssig waren. Ich wartete.
    Ein Boloth wälzte sich auf den Sand der Arena. Ein Boloth!
    Riesig, mit sechzehn Beinen und acht Hauern – ein gewaltiges Ungeheuer, dessen zahlreiche Schwänze die Fliegen zu verscheuchen versuchten. Das Ding starrte mich an, das gierige Maul war halb geöffnet und gähnte düster, während die gefährlichen Zahnreihen schimmerten.
    Ein Boloth! Wir waren verloren!
    Ich hatte nur ein winziges Kurzschwert!
    Mir blieb nur eine Möglichkeit.
    Lautlos, ohne Anruf, ohne Schrei, rannte ich auf das Ungeheuer zu. Ich wußte, daß wir keine Chance hatten, doch ich gebe grundsätzlich erst auf, wenn man das Grab über mir schließt. Der hellgelbe Bauch des Boloth befand sich etwa in Höhe meines Kopfes. Die grünen Flanken ragten darüber auf, und der graue rhinozerosähnliche Rücken lag ziemlich hoch. Das Wesen stand einfach da, behäbig, gelassen – ein Ungeheuer, das seine volle Unberechenbarkeit erst offenbarte, wenn es gereizt worden war. Und ich gedachte es zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher